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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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eine innere Stimme seinen Denkprozess, registrierte ruhig sämtliche Sinneseindrücke und plante die nächsten Schritte.
    Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder würde der Anführer seine Männer mit gezückten Beilen vorstürmen lassen, oder – was nach Austins Ansicht wahrscheinlicher war – Narbengesicht würde die Sache eigenhändig zu Ende bringen, wie er es angekündigt hatte. Austin arbeitete bereits an einer dritten Option, ohne dass seine Eskorte etwas ahnte. Er sah sich scheinbar verängstigt um und wirkte panisch und verzweifelt, obwohl er in Wahrheit einen Fluchtplan ersann und die Chancen berechnete.
    Therri drückte seine Hand so fest, dass es wehtat. »Kurt, was machen wir jetzt?«, fragte sie, aber ihre Stimme zitterte nicht.
    Austin war erleichtert. Er wusste nun, dass Therri längst nicht die Hoffnung aufgegeben hatte, sondern ebenfalls nach einem Ausweg suchte. Ihre Entschlossenheit deutete darauf hin, dass sie noch über einige Reserven verfügte.
    Sie würde sie brauchen, dachte Austin.
    »Geh weiter. Stell dir vor, wir schlendern durch den Park.«
    Therri warf einen Blick auf ihre stummen Begleiter.
    »Schöner Spaziergang. Toller Park. Seit unserem Abend in Kopenhagen hatte ich nicht mehr so viel Spaß.«
    Ihr Galgenhumor war ein gutes Zeichen. Sie gingen ein Stück weiter.
    »Wenn ich ›los‹ sage, bleibst du dicht hinter mir«, murmelte Austin.
    »›Los‹?«
    »Genau. Bleib bei mir. Tritt mir in die Kniekehlen, wenn es sein muss. Ganz egal, was passiert, du bleibst dicht dran.«
    Therri nickte, und sie schlichen im Schneckentempo weiter. Sie hatten sich Narbengesicht nun weit genug genähert, um erkennen zu können, dass die unbarmherzigen Augen unter dem tief in die Stirn hängenden Haar wie schwarze Diamanten funkelten. Die Männer schienen es nicht eilig zu haben, wahrscheinlich weil sie hofften, ihre Opfer dadurch noch mehr in Angst und Schrecken zu versetzen. In ihren schwarzen Overalls sahen die Fremden wie Trauernde bei einer Totenwache aus. Austin betrachtete sie lediglich als gefährliche Hindernisse, die beseitigt oder gemieden werden mussten.
    In Wahrheit konzentrierte er sich längst auf einen Gegenstand links von ihnen. Niemand achtete auf den roten Schlitten. Die Hunde saßen oder lagen mit halb geschlossenen Augen zusammengerollt auf dem Rasen und hatten die Mäuler hechelnd geöffnet.
    Austin atmete tief durch. Es kam auf das richtige Timing an.
    Sie näherten sich dem Ende ihres Lebens einen weiteren Schritt.
    Narbengesicht freute sich schon. Er legte die Hand auf den Messergriff und verzog den brutalen Mund zu einem breiten Grinsen, als würde ihm jemand gleich ein saftiges Steak servieren. Dann sagte er etwas in einer unverständlichen Sprache. Es waren nur wenige Worte, vermutlich irgendeine höhnische Schmähung, aber es reichte aus, um seine Männer abzulenken, denn sie schauten alle zu ihrem Anführer.
    Austin drückte Therris Hand. »Fertig?«, flüsterte er.
    Sie erwiderte den Druck.
    »Los!«
    Er duckte sich nach links, riss Therri dabei fast um und sprang auf eine Lücke im Ring ihrer Bewacher zu. Die Männer reagierten sofort und versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden. Austin wich im letzten Moment zur Seite aus, ließ Therri los und legte sein ganzes Körpergewicht in einen harten Bodycheck. Der getroffene Posten keuchte auf wie eine defekte Dampfmaschine und klappte zusammen.
    Sein Kollege eilte mit einem Beil in der Hand herbei.
    Austin nutzte den Schwung des Angriffs, kam aus der Hocke empor und traf den Kerl mit der anderen Schulter.
    Der Aufprall holte den Mann von den Beinen, und das Beil flog in hohem Bogen ins Gras.
    Therri blieb unmittelbar hinter Kurt. Noch ein paar Schritte, dann hatten sie den Schlitten erreicht. Die Hunde bemerkten die Neuankömmlinge und spitzten die Ohren.
    Austin hielt das Gestänge fest. Er wollte nicht, dass die Tiere unkontrolliert losrannten. Therri benötigte keine weitere Anweisung, sondern rollte sich von selbst auf das stählerne Gittergeflecht, setzte sich mit ausgestreckten Beinen auf und packte die Haltegriffe vor ihr. Austin löste die Bremse.
    »Los!«, rief er in lautem Befehlston.
    Der eigentliche Lenker des Schlittens benutzte vermutlich Inuitkommandos, doch die Meute erkannte am Tonfall, was Austin wollte. Er mochte ein Mann des Meeres sein, kam meistens aber auch an Land ganz gut zurecht. Leider nicht mit Hundeschlitten. Er hatte sich während seiner Skiurlaube spaßeshalber ein paarmal daran versucht, war

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