Tödliche Beute
spanische Regierung hat sie mir ebenfalls gestellt. Ich habe geantwortet, dass ich das Andenken meines Vorfahren ehre, der als Hüter der Reliquien auserkoren worden war. Im Gegenzug wird die spanische Regierung sorgfältig aufeinander abgestimmte Maßnahmen treffen, die zu einer baskischen Autonomie führen.«
»Sie benutzten die Reliquien als Druckmittel?«
Er zuckte die Achseln. »Ich ziehe es vor, dies als eine Lösung zu bezeichnen, die unseren wechselseitigen Interessen dient.«
»Keine schlechte Abmachung, wenn man bedenkt, dass Sie die Reliquien überhaupt nicht in Ihrem Besitz haben.«
»Eine reine Formsache«, sagte er, und sein breites Lächeln kehrte zurück. »Ich habe herausgefunden, auf welchem Kurs mein Vorfahr in die Neue Welt gesegelt ist.
Schon im Jahr 875 sind Basken bis auf die Färöer gelangt.
Nach seinem Zwischenstopp auf den Inseln hat Diego stets Neufundland oder Labrador angesteuert. Es gibt jede Menge Belege für diese Theorie. Mein Volk hat bereits im Mittelalter vor der Küste Nordamerikas Dorsche und Wale gefangen.«
»Ich habe gelesen, dass Cabot auf Indianer gestoßen ist, deren Sprache Worte enthielt, die baskischen Ursprungs gewesen sein könnten.«
»Ganz zweifellos!«, rief Aguirrez mit erregt geröteten Wangen. »Meine Untersuchungen deuten darauf hin, dass es in der Nähe von Port aux Basques auf Neufundland einige unerforschte Höhlen gibt. Sobald ich hier in Washington fertig bin, treffe ich mich dort mit meiner Jacht. Ich bin überzeugt, dass ich schon bald das Schwert und das Horn des Roland in Händen halten werde.«
Austin überlegte, wie er es anstellen sollte, Aguirrez möglichst sanft über seine neuen Erkenntnisse zu informieren. Leider schien es nur den direkten Weg zu geben. »Das könnte sich als problematisch erweisen«, sagte er.
Aguirrez sah ihn argwöhnisch an. »Wie meinen Sie das?«
Austin reichte ihm einen Umschlag, in dem eine Kopie von Blackthornes Manuskript steckte. »Dieses Material lässt vermuten, dass die Reliquien sich an einem anderen Ort befinden.« Dann fasste er für den Basken die Geschichte zusammen, die Perlmutter ihm erzählt hatte.
Während Aguirrez zuhörte, schienen Sturmwolken aufzuziehen und sich auf seiner Stirn niederzulassen.
»St. Julien Perlmutter ist mir dank meiner Nachforschungen durchaus ein Begriff. Er gilt als hoch geschätzter Marinehistoriker.«
»Es gibt keinen, der es mit seinem Wissen aufnehmen könnte.«
Aguirrez schlug sich mit der Faust in die Handfläche.
»Ich
wusste
, dass Diego nicht von
El Brasero
getötet wurde. Er konnte mit den Reliquien entkommen.«
»Da ist noch etwas«, sagte Austin und gab ihm den Zeitungsausschnitt, der das Interview mit dem Überlebenden des Luftschiffs enthielt.
»Ich begreife noch immer nicht«, sagte der Baske, nachdem er den Artikel gelesen hatte.
»Das Luftschiff, von dem das im Eis eingefrorene Boot Ihres Vorfahren entdeckt wurde, gehört heute Oceanus.«
Nun erkannte Aguirrez die Verbindung sofort. »Sie glauben, die heiligen Reliquien befinden sich ebenfalls im Besitz von Oceanus?«
»Wenn man sich die Beweislage so anschaut, deutet vieles darauf hin.«
»Und nach Ihrer Ansicht hat es keinen Zweck, in dieser Angelegenheit mit Oceanus zu verhandeln?«
»Ich glaube nicht, dass man in irgendeiner Angelegenheit mit Oceanus verhandeln kann«, erwiderte Austin mit mattem Lächeln. »Erinnern Sie sich noch an meinen Bootsunfall? Ich muss Ihnen etwas gestehen. Ein Wachposten von Oceanus hat mein Boot mit einer Handgranate in die Luft gejagt.«
»Und ich muss gestehen, dass ich Ihre Geschichte von den Benzindämpfen sowieso nie geglaubt habe.«
»Da wir gerade in Beichtlaune sind, können Sie mir vielleicht auch verraten, warum Ihre Männer mich nach Kopenhagen verfolgt haben.«
»Das war eine Vorsichtsmaßnahme. Um ehrlich zu sein – ich wusste nicht, was ich von Ihnen halten sollte. Ihr Dienstausweis hat mir verraten, dass Sie zur NUMA gehören, aber mir war nicht klar, weshalb Sie sich für diese Oceanus-Fischzucht interessierten, also nahm ich an, Sie seien in offiziellem Auftrag unterwegs. Meine Neugier war geweckt, und ich beschloss, Sie im Auge zu behalten.
Es erwies sich als recht einfach, weil Sie bei Ihren nächsten Schritten nicht sonderlich auf Geheimhaltung bedacht gewesen sind. Daher waren meine Männer in der Nähe, als man Sie überfallen hat. Wie geht es übrigens Ihrer jungen Begleiterin?«
»Sehr gut, dank des tatkräftigen Einschreitens
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