Tödliche Beute
im zweiten Kajak. Die beiden hinteren Männer paddelten hektisch rückwärts, und ihre Kollegen unterstützten sie dabei mit bloßen Händen. Es gelang ihnen, die Boote zu wenden und wieder auf das Ufer zuzusteuern, aber so einfach wollte Gamay sie nicht davonkommen lassen. Die Boote waren fast schon aus der Reichweite der Taschenlampe geflohen, als zwei Treffer die letzten beiden Paddel zertrümmerten.
»Gut gezielt«, sagte Paul.
»Gut geleuchtet. Das dürfte sie eine Weile beschäftigen.«
Die Schüsse waren eigentlich nicht laut, mussten in der Stille der Nacht aber wie Kanonensalven gedonnert haben, denn Dr. Throckmorton und einige Leute der Besatzung kamen an Deck.
»Ah, hallo«, sagte er, als er die Trouts sah. »Wir haben ein Geräusch gehört. Ach, du meine Güte …« Er hatte Gamays Pistole entdeckt.
»Ich dachte mir, ich übe ein bisschen.«
Man konnte aus der Ferne Stimmen hören. Einer der Matrosen ging zur Reling und lauschte angestrengt. »Das klingt, als ob jemand Hilfe braucht. Wir sollten ein Boot zu Wasser lassen.«
»Das würde ich an Ihrer Stelle lieber nicht tun«, erwiderte Paul auf seine typisch freundliche Art, aber mit unverkennbarer Härte in der Stimme. »Die Leute da draußen kommen sehr gut allein zurecht.«
Throckmorton zögerte. »Schon gut«, sagte er dann. »Ich möchte gern kurz mit den Trouts sprechen.«
Nachdem die anderen unter Deck verschwunden waren, wandte er sich an Paul und Gamay. »Und nun, meine Freunde, erklären Sie mir bitte, was hier vor sich geht.«
»Ich hole uns Kaffee«, sagte Gamay. »Es wird vielleicht eine lange Nacht.« Einige Minuten später kehrte sie mit drei dampfenden Bechern zurück. »Da stand eine Flasche Whiskey. Ich hab uns jeweils einen Schluck genehmigt.
Wir können es gut gebrauchen.«
Dann berichteten die Trouts gemeinsam von dem vermuteten Komplott des Oceanus-Konzerns und führten dabei Indizien aus mehreren Quellen an.
»Das sind gravierende Vorwürfe«, sagte Throckmorton.
»Verfügen Sie über stichhaltige Beweise für diesen abscheulichen Plan?«
»Ich würde sagen, das Ding in Ihrer Kühlbox ist der deutlichste Beweis«, antwortete Gamay. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
»Ja«, sagte Throckmorton nach kurzem Überlegen. »Ist noch Whiskey da?«
Gamay hatte die Flasche in weiser Voraussicht eingesteckt. Der Professor ließ sich nachschenken und trank einen Schluck.
»Fredericks Beziehungen zur Wirtschaft haben mich schon immer gestört«, sagte er dann, »aber ich bin davon ausgegangen, dass die wissenschaftliche Vernunft letztlich stärker sein würde als die finanziellen Interessen. Offenbar war ich viel zu optimistisch.«
»Lassen Sie mich Ihnen eine Frage über die Prämisse stellen, unter der wir hier arbeiten«, sagte Gamay. »Wäre es möglich, die natürlichen Fischbestände auszulöschen und durch diesen Frankenfisch zu ersetzen?«
»Absolut, und falls jemand dazu in der Lage wäre, dann Dr. Barker. Das erklärt eine Menge. Ich kann immer noch kaum glauben, dass Frederick mit diesen Leuten gemeinsame Sache macht. Aber er hat sich seltsam benommen.« Er blinzelte, als würde er aus einem Traum erwachen. »Diese Schüsse vorhin. Jemand wollte unser Schiff entern!«
»Allerdings«, sagte Gamay.
»Vielleicht sollten wir besser von hier verschwinden und die Behörden verständigen!«
»Wir wissen nicht, wie diese Fischfabrik ins Bild passt«, sagte Gamay halb nachdrücklich, halb beruhigend. »Kurt glaubt, sie könnte wichtig sein, und möchte, dass wir sie im Auge behalten, bis seine Mission abgeschlossen ist.«
»Ist das nicht viel zu riskant für die Leute an Bord?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Paul. »Wir müssen nur weiterhin wachsam bleiben. Ich schlage vor, dass der Kapitän das Schiff für einen schnellen Rückzug vorbereitet. Aber ich bezweifle, dass unsere Freunde es ein weiteres Mal versuchen werden, nachdem wir ihnen die Überraschung verdorben haben.«
»Also gut«, sagte Throckmorton und biss entschlossen die Zähne zusammen. »Kann
ich
denn noch etwas tun?«
»Ja«, erwiderte Paul, nahm Gamay den Whiskey ab und goss dem Professor noch einen Schluck ein, um seine Nerven zu beruhigen. »Sie können abwarten.«
33
Die drei Gefangenen stolperten orientierungslos durchs Unterholz, und ihre Wächter kannten kein Erbarmen.
Therri versuchte, einen genaueren Blick auf die Männer zu erhaschen, doch einer der Posten rammte ihr dermaßen heftig eine Gewehrmündung ins Kreuz, dass die Haut aufriss.
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