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Tödliche Beute

Tödliche Beute

Titel: Tödliche Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, aber sie biss sich auf die Zunge und ließ sich nichts anmerken.
    Es war dunkel im Wald, abgesehen von vereinzelten Leuchtpunkten, die zwischen den Bäumen aufblinkten.
    Dann lichtete sich der Bewuchs, und sie standen vor einem Gebäude, dessen großes Tor von einem Scheinwerfer angestrahlt wurde. Man stieß sie hinein, nahm ihnen die Drahtfesseln ab, zog das Rolltor von draußen zu und verriegelte es.
    Im Innern roch es nach Benzin, und auf dem Boden waren Ölflecken, was darauf hindeutete, dass sie sich in einer überdimensionalen Garage befanden. Derzeit standen hier zwar keine Fahrzeuge geparkt, aber die Halle war dennoch nicht leer. Mehr als drei Dutzend Menschen – Männer, Frauen und einige Kinder – kauerten wie verängstigte Welpen vor der hinteren Wand. Ihre missliche Lage stand ihnen deutlich in die müden Gesichter geschrieben, und sie waren eindeutig erschrocken darüber, plötzlich Fremde auftauchen zu sehen.
    Die zwei Gruppen beäugten sich misstrauisch. Nach einem Moment stand einer der Männer auf und näherte sich den Neuankömmlingen. Sein Gesicht war runzlig wie altes Leder, und sein langes graues Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Trotz der dunklen Ringe unter den Augen und der dreckigen Kleidung strahlte er große Würde aus. Als er das Wort ergriff, wusste Therri sofort, weshalb er ihr so bekannt vorgekommen war.
    »Ich bin Jesse Nighthawk«, sagte er und streckte die Hand zur Begrüßung aus.
    »
Nighthawk
«, sagte sie. »Sie müssen Bens Vater sein.«
    Ihm blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. »Sie kennen meinen Sohn?«
    »Ja, ich arbeite genau wie er in der Washingtoner SOS-Zentrale.«
    Der alte Mann blickte an Therris Schulter vorbei, als würde er nach jemandem Ausschau halten. »Ben war hier.
    Ich habe ihn aus dem Wald laufen gesehen. Bei ihm war ein anderer Mann, der getötet wurde.«
    »Ja, ich weiß. Ben geht es gut. Ich habe erst kürzlich in Washington mit ihm gesprochen. Er hat uns erzählt, dass Sie und die anderen Dorfbewohner in Schwierigkeiten stecken.«
    Ryan trat vor. »Wir sind gekommen, um Sie alle zu befreien.«
    Jesse Nighthawk sah ihn an, als zweifle er an Ryans Verstand. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie scheinen es gut zu meinen, aber es tut mir Leid, dass Sie hergekommen sind. Sie haben sich in große Gefahr begeben.«
    »Wir wurden gleich nach unserer Landung gefangen genommen«, erklärte Therri. »Es war, als hätten diese Leute vorher Bescheid gewusst.«
    »Sie haben überall Wächter«, sagte Nighthawk. »Der Teufel hat es mir erzählt.«
    »Der ›Teufel‹?«
    »Sie haben ihn bereits kennen gelernt, fürchte ich. Er ist wie das Ungeheuer aus einem Fiebertraum. Er hat Bens Cousin mit einem Speer umgebracht.« Bei dem Gedanken daran wurden Jesses Augen feucht. »Wir müssen hier Tag und Nacht den Wald roden. Sogar die Frauen und Kinder …«
    »Wer sind diese Leute?«, fragte Ryan.
    »Sie nennen sich Kiolya. Ich glaube, es sind Eskimos, aber ich bin mir nicht sicher. Vor einer Weile haben sie gegenüber von unserem Dorf angefangen, Häuser im Wald zu bauen. Es hat uns nicht besonders gefallen, aber der Grund und Boden gehört uns nicht, also konnten wir nichts daran ändern. Eines Tages kamen sie mit Waffen über den See und haben uns hergebracht. Seitdem fällen wir Bäume und transportieren sie ab. Können Sie sich erklären, was das alles soll?«
    Bevor Ryan darauf antworten konnte, wurde das Tor geöffnet. Sechs Männer mit Schnellfeuergewehren betraten die Garage. Ihre dunklen Gesichter sahen alle ähnlich aus: breit, mit hohen Wangenknochen und unbarmherzigen mandelförmigen Augen. Die Grausamkeit ihrer reglosen Mienen verblasste neben der des siebten Mannes, der ihnen folgte. Er hatte eine überaus kompakte Statur, mit kurzem dickem Hals, so dass sein Kopf fast direkt auf den breiten Schultern zu sitzen schien. Seine gelblich rote Haut war pockennarbig und sein Mund zu einem Hohnlächeln verzogen. Senkrecht eintätowierte Linien flankierten seine Nase, die einem unförmigen blutunterlaufenen Klumpen glich. Er trug keine Schusswaffe, sondern nur ein Messer, dessen Scheide an seinem Gürtel hing.
    Ungläubig starrte Therri den Mann an, der Austin auf dem Hundeschlitten verfolgt hatte. Das verunstaltete Gesicht und der wie mit Steroiden aufgepumpte Körper waren unverkennbar. Sie wusste genau, wen Jesse meinte, wenn er von dem »Teufel« sprach. Der Mann ließ den Blick über die

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