Tödliche Geschäfte
lavendelfarbenes, seidenes Einstecktuch in seiner Brusttasche.
»Er sieht aus wie die romantische Klischeevorstellung eines Arztes«, flüsterte Janet. »Wie die im Fernsehen.«
Brian nickte. »Er ist die Art Mann, dem Geschworene für gewöhnlich glauben. Das wird ein harter Kampf.«
Dr. Mason räusperte sich und begann zu sprechen. Seine sonore Stimme erfüllte das kleine Auditorium mühelos. Er dankte allen Anwesenden für ihr Kommen und für ihre Unterstützung des Forbes-Zentrums angesichts der jüngsten Anschuldigungen.
»Werden Sie Sean Murphy wegen Verleumdung verklagen?« rief ein Reporter aus der zweiten Reihe. Doch Dr. Mason mußte die Frage nicht beantworten. Die gesamte Zuhörerschaft brach in ein kollektives Zischen und Murren über die Unhöflichkeit des Kollegen aus. Der begriff sofort und entschuldigte sich matt.
Dr. Mason korrigierte die Lage des Umschlags, während er seine Gedanken ordnete.
»Wie Sie wissen, machen Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen zur Zeit eine schwierige Phase durch, vor allem Spezialkliniken, die sich sowohl der Betreuung von Patienten als auch der Forschung verschrieben haben. Pläne und Bestimmungen zur Dämpfung von Kosten im klinischen Bereich greifen nicht an Instituten, die wie das Forbes-Zentrum häufig experimentelle Behandlungsmethoden anwenden. Derartige Therapien sind intensiv und daher auch teuer.
Die Frage lautet also: Woher soll das Geld für diese Behandlungsmethoden kommen? Es gibt Menschen, die meinen, daß dafür staatliche Forschungsmittel zur Verfügung gestellt werden sollten, weil diese Institute ihren Teil zur allgemeinen wissenschaftlichen Forschung beitragen. Doch die öffentlichen Mittel für unsere Forschungsprojekte sind kontinuierlich zurückgegangen, so daß wir gezwungen waren, uns nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umzusehen wie etwa Geldern aus der privaten Wirtschaft und in Ausnahmefällen auch von ausländischen Investoren. Doch auch diese Quellen sind begrenzt, vor allem in Zeiten einer globalen Rezession. An wen also sollen wir uns wenden? Wir haben uns auf die älteste Methode der Welt besonnen: Wir haben auf private Wohltätigkeit gesetzt.«
»Ich fasse es nicht«, flüsterte Sean, »der Typ hört sich an wie der Einpeitscher auf einem Wohltätigkeitsbasar.«
Einige Leute bedachten Sean mit wütenden Blicken.
»Ich habe mein Lebenswerk der Linderung von Leiden geweiht«, fuhr Dr. Mason fort. »Medizin und der Kampf gegen den Krebs haben seit dem ersten Tag meines Studiums meinen Weg bestimmt. Dabei war das Wohl der Menschheit stets treibende Kraft und Ziel zugleich.«
»Jetzt klingt er wie ein Politiker«, flüsterte Sean. »Wann kommt er endlich zur Sache?«
»Ruhe«, zischte jemand hinter ihm.
»Als ich das Angebot, Direktor des Forbes-Zentrums zu werden, annahm«, fuhr Dr. Mason fort, »wußte ich von den finanziellen Schwierigkeiten, in denen diese Institution steckte. Die Wiederherstellung einer soliden finanziellen Basis für unsere Einrichtung war daher ein Ziel, das sich im Einklang befand mit meinem Wunsch, zum Wohle der Menschheit zu arbeiten. Dieser Aufgabe habe ich mich mit Herz und Seele gewidmet. Und wenn ich dabei Fehler begangen habe, dann nicht aus eigennützigen Motiven.«
Es gab vereinzelten Applaus, als Dr. Mason innehielt und das Gummiband löste, das den großen Umschlag verschlossen hielt.
»Das ist reine Zeitverschwendung«, flüsterte Sean.
»Reg dich ab«, erwiderte Brian flüsternd, »das war nur die Einleitung. Ich bin sicher, er wird jetzt zum Kern dieser Pressekonferenz kommen.«
»Jetzt möchte ich mich von Ihnen verabschieden«, sagte Dr. Mason. »Mein tief empfundener Dank gilt all denen, die mir in dieser schwierigen Zeit beigestanden haben.«
»War der ganze Sermon etwa nur die Vorrede zu seiner Rücktrittserklärung?« fragte Sean laut. Das Theater kotzte ihn an.
Doch niemand beantwortete seine Frage. Statt dessen hielt das Publikum entsetzt den Atem an, als Dr. Mason in den Umschlag griff und einen vernickelten 357er Magnumrevolver hervorzog.
Das Gemurmel schwoll an, als einige der ganz vorne Sitzenden aufsprangen, unsicher, ob sie auf Dr. Mason zugehen oder die Flucht ergreifen sollten.
»Ich möchte nicht, daß irgend jemand sich aufregt«, sagte Dr. Mason. »Aber ich…«
Er wollte offensichtlich noch etwas sagen, aber zwei Reporter aus der ersten Reihe gingen langsam auf ihn zu. Dr. Mason machte ihnen ein Zeichen, Abstand zu halten, doch sie kamen trotzdem
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