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Tödliche Gier

Tödliche Gier

Titel: Tödliche Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Scheißregen?«
    Das überhörte ich. »Ihr seid befreundet?«
    »Sozusagen, wegen Leila eben.«
    »Wie sie es wohl verkraftet, wenn er nach Las Vegas zieht? Glaubst du, er wird ihr fehlen?«
    »Und wie. Sie war echt fertig, als sie es gehört hat.«
    »Ist sie schon wieder im Internat?«
    »Erst am Mittwoch. Ihre Mutter fährt sie hin.«
    »Tja, vielleicht kann sie Lloyd ja mal besuchen, wenn er sich dort eingerichtet hat«, sagte ich. »Er meinte, er fährt in zwei Tagen schon.«
    »So um den Dreh. Ich will versuchen, ihn zu überreden, dass er mich mitnimmt.«
    »Du würdest von hier weggehen?«
    »Ja, klar. Das Kaff ist mir doch scheißegal.«
    »Hast du denn nicht deine Familie hier?«
    »Nur Grandma, und die kümmert das nicht. Bei ihr darf ich alles, was ich will.«
    Ich sah zu ihr hinüber. »Bist du überhaupt schon mal in Las Vegas gewesen ?«
    »Einmal, mit sechs Jahren.« Ein Lächeln zog über ihr Gesicht, und ihre Miene wurde lebhaft. »Wir haben im Flamingo gewohnt. Meine Schwester und ich sind im Pool geschwommen und haben so viel Krabbencocktail gefuttert, dass sie ins Gebüsch gekotzt hat. Als es dunkel war, sind wir rumgeschlichen und haben sämtliche Drinks ausgeschlürft, die die Leute auf den Tischen haben stehen lassen. Echt geil. Wir haben uns aufgeführt wie die Irren. Wir konnten kaum noch gerade gehen.«
    »Ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast.«
    »Seitdem habe ich weder sie noch meine Mutter wieder gesehen.«
    Das machte mich zwar neugierig, aber ich hatte bereits eine Menge Fragen gestellt, und ich wollte nicht, dass sie das Gefühl bekäme, ich würde sie aushorchen — obwohl ich natürlich genau das tat.
    »Mir würde die Hitze schwer zu schaffen machen.«
    »Ich mag das. Ich wette, dass es mich auch im Sommer kein bisschen stören würde. Ich könnte ohne weiteres dort leben. Ist doch lässig.«
    »Aber du könntest Geldprobleme kriegen.«
    »Überhaupt nicht. Ich habe jede Menge Kohle.« Ich hörte, wie sie ins Zögern kam und über ihren Ausrutscher sinnierte. Sie hatte mir eindeutig mehr verraten, als ihr recht war. »Ich könnte bestimmt vor einem der großen Casinos die Autos parken. Irgendwas, das gute Trinkgelder bringt. Ich kenne einen Typen, der sagt, als Parkplatzhilfe kann man bis zu hundert Dollar am Tag verdienen.«
    »Ich dachte, du wärst erst sechzehn.«
    »Alle sagen, ich sehe älter aus. Und ich habe einen gefälschten Führerschein, in dem steht, dass ich schon über achtzehn bin. Das prüft kein Mensch nach. Solange man zur Arbeit kommt, ist denen das doch schnuppe.« Sie hielt sich für mit allen Wassern gewaschen, aber ihre Vorstellungen von der Arbeitswelt beruhten auf reinem Wunschdenken ihrerseits. »Glauben Sie etwa, ich könnte nicht auf mich selbst aufpassen?«
    »Doch, sicher.«
    »Ich komme bestens alleine klar. Das bin ich ja inzwischen gewohnt. Die Hälfte der Zeit lebe ich sowieso auf der Straße, also lieber dort als hier. Vielleicht besorgt sich Lloyd ja eine Wohnung, und ich kann bei ihm einziehen.«
    »Hältst du das für angebracht?«
    Sie warf mir einen indignierten Blick zu. »Ich bumse den Typen ja nicht. Er ist nur ein Freund von mir.«
    »Und was macht Leila, wenn du weggehst? Ich dachte, ihr zwei wärt unzertrennlich.« Was ich wirklich dachte, war, wie leicht es für Lloyd wäre, sich die beiden Mädchen ins Auto zu packen, bevor er den Staat verließ. Ich glaubte nicht, dass Paulie ohne Leila irgendwohin gehen würde. Ich sah sie an und beobachtete, wie sie um eine Antwort rang.
    »Das ist ihr Problem. Ihr fällt schon was ein.«
    Wir kamen vor Crystals Strandhaus an. Ich bog in die gekieste Einfahrt, und Paulie stieg aus. Ich nahm nicht an, dass sich Crystal über ihren Besuch freuen würde, aber wahrscheinlich wäre sie höflich. Ich vermutete, dass Leila und Paulie, unzertrennlich wie sie waren, in den nächsten Stunden gemeinsam hinter Gittern landen würden. Aus wär’s mit Vegas und Paulies sagenhafter Karriere als Autoparkerin.
    Ich ließ den Motor laufen und wartete, bis Paulie geklingelt hatte. Mir fiel auf, dass auf dem ZU VERKAUFEN-Schild vor dem Nebenhaus jetzt ein Aufkleber mit der Aufschrift Verkaufen prangte. Crystal kam an die Tür. Wenn sie etwas gegen Paulies Anwesenheit einzuwenden hatte, so schien sie es für sich zu behalten. Vielleicht war Leila in Paulies Gegenwart umgänglicher. Crystal erblickte meinen Wagen und winkte. Ich erwiderte das Winken und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Dabei strichen meine

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