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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Vorn flackerten Kerzen auf einem kleinen Altar.
Rechts von ihr öffnete sich die eigentliche Kirche, mit bunten Glasfenstern an
Nord- und Südwand, die den Blick auf den glänzenden, schimmernden Altar
lenkten. Der Altarraum glühte vor Licht, war jedoch geschlossen. Sie wandte
sich nach rechts und betrat eine trübe beleuchtete Kapelle. Eine Frau kniete
mit gesenktem Kopf in der zweiten Bank. Sonst war die Kapelle leer.
    Die milde Ruhe zog sie hinein, und sie ließ sich
von ihr einlullen. Die Bänke waren so eng, daß ihre Knie fast an die Bank davor
stießen. Kissen zum Knien hingen in der Nähe. Er hatte sich das Leben genommen
und ihr die Schuld zugeschoben. Ihr anderes Ich meldete sich zu Wort: »Es ist
nicht deine Schuld.« Er hatte gewollt, daß sie ihn so fand. Um mit ihr
abzurechnen. Um sie zu bestrafen. Es war so gemein. Sie betrachtete das
Deckenmosaik und dachte, wenn sie nicht in das Abendessen mit ihm eingewilligt
hätte, wenn sie nicht in seine Wohnung mitgegangen wäre, würde er vielleicht
noch leben. Ihr Urteilsvermögen ließ sie im Stich. Hochmut. Sie war zu stolz.
Würde sie sich jemals wieder auf sich selbst verlassen können?
    Sie schloß die Augen und empfand die Gegenwart
aller lieben Menschen, die sie verloren hatte... das liebe Gesicht ihrer
Mutter, ihr Vater, Freunde, die gestorben waren... und sie mußte weinen. Wegen
ihrer Eltern, wegen der Freunde, die ihr fehlten, wegen Ellie, wegen der
Menschen, um die sich niemand kümmerte, wegen David, sogar wegen Chris.
    Die Eichentür wurde geöffnet, und sie hörte
dumpfe Schritte, als jemand die Kapelle betrat, stehenblieb und sich dann neben
sie setzte.
    »Wieso wußte ich, daß ich dich hier finden
würde?« fragte Silvestri, indem er ihre Hand nahm.
    »Du bist ein guter Detective. Der beste.« Tränen
quollen unter den geschlossenen Lidern hervor.
    Silvestri drückte ihre Hand. »Du bist selbst
ziemlich gut.«
    »Warum hat Chris das getan?«
    »Er war krank. Hör auf mich, Les. Es ist nicht
deine Schuld.« Silvestri legte einen Arm um sie und zog sie an sich.
    »Wird David durchkommen?«
    »Ja, er kommt durch. Wenn der Gauner nicht
abgewartet hätte, bis der letzte Scheck eingelöst war, dann hätte er ohne
weiteres verschwinden können. Siebenundneunzigtausend Dollar.«
    »Meinst du, es kommt davon, hier geboren zu
sein? Liegt es an diesem Land? Sieh nur, was er in Bewegung gesetzt hat. Sieh nur,
wie viele Menschenleben...« Sie hielt inne. »Wie Wellen, die sich ausbreiten.
Angelo, Goldie, Ash, Ellie — und jetzt Chris. Warum geschehen solche Dinge? Was
für eine gemeine, böse Welt ist das?«
    Er tupfte ihr die Tränen mit seinem Taschentuch
ab. »Ich möchte dich so gern vor all dem Schmutz auf der Welt beschützen, aber
das kann ich nicht.«
    Sie öffnete die Augen und sah ihn, sicher wie
ein Fels, und lächelte. »Ich würde dich auch nicht lassen.«
    »Ja, das stimmt.« Er stand auf und hielt ihr die
Hand hin. Sie verließen die Kirche und blieben einen Moment auf dem Gartenweg
stehen. Silvestri schaute auf sie hinunter. »Das heißt aber nicht, daß ich es
nicht versuchen werde.«
    »Okay.«
    »Okay? Du hast okay gesagt?«
    »Ja.«
    Seine Augen machten sich über sie lustig. »Dann
ziehen Sie sich aus.«

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