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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dieses Leiden selbst vor seinen engsten Gefährten verbergen konnte. Offenbar wußte nicht einmal seine Frau davon.« »Angesichts der Häufigkeit ihrer Begegnungen ein nicht allzu schwieriges Unterfangen«, bemerkte ich.
    »Und du verstehst sicher auch, warum er nicht wollte, daß sein Gesundheitszustand allgemein bekannt wurde?«
    Ich nickte, und mir wurde vieles klar. »Natürlich. Man hatte ihm das prokonsularische Kommando übertragen, um das in den letzten ein oder zwei Jahren alle gebuhlt hatten: Gallien. Da konnte er es sich nicht leisten, daß Zweifel an seiner körperlichen Tauglichkeit aufkamen.«
    »Es war nicht das erste Mal, daß ein Mann von großer öffentlicher Bedeutung wegen eines Leidens, dessen Bekanntwerden seiner Karriere möglicherweise geschadet hätte, zu einer vertraulichen Behandlung in Aristons Praxis kam, genau wie Frauen sich oft heimlich an eine Saga wenden, um Abhilfe bei jenem Umstand zu schaffen, der einer standesgemäßen Verheiratung so abträglich ist.«
    »Und konnte Ariston das Leiden des Konsuls erfolgreich behandeln?« fragte Asklepiodes.
    »Wie du weißt, Meister Asklepiodes, sind die aufgetretenen Beschwerden die klassischen Anzeichen eines drohenden Schlaganfalls, obwohl manche Männer noch Jahre daran leiden, bevor das Unvermeidliche geschieht. Ariston konnte ihm jedoch ein Mittel verschreiben, mit dessen Hilfe sich die schmerzhaften Symptome unterdrücken ließen.«
    »Ich verstehe«, sagte Asklepiodes, scheinbar aus reinem professionellem Interesse. »Du kennst nicht zufällig die Zusammensetzung dieses Medikaments?«
    Narcissus runzelte ein wenig die Stirn. »Nein, Ariston meinte, ich sei mit meinen Studien noch nicht so weit fortgeschritten, daß er mir diese spezielle Rezeptur anvertrauen könnte.« Dieses kurze Aufflackern von Illoyalität verriet mir, daß Narcissus durchaus bereit war, über das fragwürdige Verhalten Aristons zu sprechen. »Ich weiß nur, daß er Celer jedesmal genügend Vorrat für mehrere Wochen mit gegeben hat.«
    »Hatte er das Medikament bei Celers erstem Besuch schon vorrätig?« fragte ich.
    »Ja. Ich hörte, wie er den Konsul anwies, es jeden Morgen einzunehmen. Und Celer sagte, er würde es in seinen morgendlichen Puls rühren.«
    »Damit der Essig den Geschmack der Medizin überlagert, nehme ich an.«
    Er sah mich erstaunt an. »Nein. Ariston hat Celer erklärt, das Mittel sei fast geschmacklos. Da der Konsul jedoch ein Mann von regelmäßigen Gewohnheiten war, würde das Pulsum dafür sorgen, daß er das Medikament auch wirklich jeden Morgen einnahm.«
    Ich warf einen Seitenblick auf Asklepiodes, der fragend die Brauen hochzog.
    »Wie oft ist Celer hier gewesen?« wollte ich wissen.
    »So weit ich weiß, dreimal. Das letzte Mal etwa zwei Wochen vor seinem Tod.«
    Ich erhob mich. »Du warst mir eine große Hilfe, Narcissus, und ich bin dir überaus dankbar.«
    Auch er war aufgestanden. »Nicht der Rede wert. Betrachte es als Teil meines Dienstes für die berühmten Meteller.« Womit er mich subtil daran erinnert hatte, daß er und nur er als Familienarzt der Meteller in Aristons Fußstapfen zu treten gedachte. Asklepiodes und ich stiegen die Treppe hinab.
    »Was denkst du?« fragte ich ihn, als wir wieder auf der Straße standen. Vor uns lag der Viehmarkt, auf dem sogar die Rinder verkatert aussahen.
    »Vieles ist jetzt klarer, vieles bleibt undurchsichtig«, erwiderte Asklepiodes kryptisch. »Zunächst einmal war Celers Zustand vielleicht gar nicht lebensbedrohlich. Narcissus hat recht, wenn er die Symptome als Anzeichen eines möglichen Schlaganfalls deutet, aber genausogut könnte es sich um ein Geschwür im Magen oder an der Speiseröhre gehandelt haben, was unter Männern, die ihr ganzes Berufsleben damit verbringen, mit anderen zu streiten, ebenfalls recht verbreitete Leiden sind.«
    »Sein tatsächlicher Gesundheitszustand ist unerheblich.
    Entscheidend ist, daß er einen Vorwand bot, einem Mann, der fast nie Medikamente brauchte, eine tägliche Dosis Gift zuzuführen. Ich denke, es gibt keinen Zweifel, daß wir unseren Giftmörder gefunden haben.«
    »Bleibt die Frage nach dem Motiv«, wandte Asklepiodes ein.
    »Warum sollte jemand wie Ariston Celer vergiften? Er war zugegebener maßen skrupellos, aber grundlos hat er das sicher nicht getan.«
    Wir schritten, die Köpfe gesenkt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt durch die Straße wie Philosophen von der Akademie, die irgendein abstruses logisches Problem

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