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Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition)

Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Traber
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gestanden, in dem sie
Gast sein durfte. Vom Atelier im dritten Stock in einer ehemaligen Teppichfabrik
mit einer breiten Fensterfront, das nun für einen Monat ihr Zuhause sein würde,
sah sie auf die nicht wirklich blaue Donau.
     
    Am nächsten Morgen wurde sie
sehr früh wach. Vogelgezwitscher, kaum Verkehrslärm. Kaffee kochen und trotz leichten
Regens auf Entdeckung gehen. Sie schritt los Richtung Krems, durch die autofreie
Innenstadt, dann landete sie irgendwo an der Donau und wusste einen Moment nicht
mehr, in welcher Richtung die Doppelstädte Krems/Stein lagen. Sie ging und ging,
fremd in einer fremden Gegend, die Füße begannen zu schmerzen – bis sie auf einmal
Kirchtürme sah: Krems. Durch den Stadtpark – und zurück gegen das einstige Kapuzinerkloster
»Und« (kein Witz, es hieß so, der Name stammte vom lateinischen unda ,
Wasser, Welle). Sie gelangte zur sogenannten Kunstmeile und weiter ins Städtchen
Stein und kaufte in der nostalgisch anmutenden Post Briefmarken.
     
    Wolfgang Kühn las bei einer
Buchvernissage in einem Gasthof in Stein seinen witzigen Text »Zum Zugfahren mutiert«.
Er erzählte, wie er sich mit 25 einer Disziplin stellen musste, die ihn nie wirklich
interessiert hatte: dem Autofahren! Seit der »Meisterprüfung« im Autofahren war
er aus Überzeugung auf den Zug umgestiegen. Und wie er das las! Mit jugendlichem
Charme und viel Humor.
    Eva kam
nach der Lesung am runden Tisch ins Gespräch mit mehreren Leuten, treuen Besucherinnen
des Unabhängigen Literaturhauses. Sie fragten sie zum Thema Mundart aus und schienen
höchst erstaunt, dass sie keine Mühe hatte, den hiesigen Dialekt zu verstehen. Zwar
nicht jedes Wort, es gab viele ungewohnte, fremde Ausdrücke und Begriffe selbst
in der österreichischen Hochsprache, die sie sammelte wie Muscheln am Meer.
    Autofahren
und der österreichische Tonfall. Beides ließ sie an eine fast vergessene Liebesgeschichte
denken, die auf einmal ganz nah zu sein schien, obwohl sie sich in Südtirol abgespielt
hatte – nicht in der Wachau .
     
    Die Autobahn zwischen Karlsruhe
und München in jenem Juli. Alex, ihr Freund, wollte seinen Zweitwagen, einen roten
Ford mit arabischen Nummernschildern, von einer Garage in Karlsruhe nach München
bringen.
    Für den
Transport nach München brauchte er ihre Hilfe. Sie habe ja schließlich einen Führerschein,
das sei doch kein Problem für sie, meinte er und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Eva
wurde sofort mulmig zumute. Sie gestand ihre Angst vor dem Autofahren ein, aber
Alex fand ihre Einwände und Befürchtungen, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein,
lächerlich. Schon sehr lange, seit Jahren sei sie nicht mehr gefahren und der Ford
mit Steuerradschaltung ihr ungewohnt, gab sie zu bedenken. Umsonst. Alex erwartete
von ihr, dass sie alles mitmachte. Sie hatte immer betont, sie sei ein Kumpel zum
Pferdestehlen – und sie wollte ihn jetzt nicht enttäuschen, sondern beweisen, wie
mutig sie sein konnte. Mutig oder eher unverantwortlich?
    Was für
eine verrückte Idee, den Wagen auf der Autobahn mehrere 100 Kilometer weit zu chauffieren!
Zudem hatte der Mechaniker etwas nervös erklärt, das Auto verliere viel Öl, etwas
stimme nicht, und er murmelte Unverständliches, den Motor betreffend. Bis München
sei die Fahrt gerade noch zu schaffen, für längere Strecken könne er keine Garantie
geben. Zudem empfehle er, eine Stunde zu warten, bis der Abendverkehr etwas abgenommen
habe, um diese Zeit gebe es meist unangenehme Staus auf der Autobahn.
    Mit zitternden
Knien und unsicherem Gefühl setzte Eva sich in den ungewohnten Wagen. Es sei ein
Kinderspiel, ihm nachzufahren, behauptete Alex.
    Ich bin
stark und kann das, ich darf Alex jetzt nicht enttäuschen! sagte sie immer wieder
halblaut, um sich zu beruhigen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, ihr Magen verkrampfte
sich, und sie befürchtete, sie müsste sich demnächst übergeben.
    Verkehrsampeln,
Abzweigungen, Handzeichen von Polizisten, eine unendlich lange Kolonne von Autos
vorne und hinten, Hupen und Kopfschütteln, wenn sie bei Grün nicht sofort weiterfuhr.
Ständig sausten große, schnelle, starke Personenwagen auf der Autobahn an ihr vorbei,
dann wieder musste sie schwere, langsame Lastwagen überholen, damit sie den Taunus
ihres Freundes nicht aus den Augen verlor. Sie konnte nicht einmal mehr darüber
lächeln, wie ungeschickt, zaghaft und ängstlich sie sich anstellte. Das ständige
Auf und Ab der Fahrbahn machte sie beinahe schwindlig, und in der

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