Toedliche Spiele
zu werden. Unter der Kapuze sage ich Thresh still Auf Wiedersehen und danke ihm für mein Leben. Ich verspreche ihm, dass ich ihn nicht vergessen werde und dass ich im Fall meines Sieges etwas unternehmen werde, um seine und Rues Familie zu unterstützen. Dann flüchte ich mich in den Schlaf, mit dem Trost eines gefüllten Bauches und Peetas zuverlässiger Wärme neben mir.
Als Peeta mich später weckt, bemerke ich als Erstes den Geruch von Ziegenkäse. Peeta hält mir ein halbes Brötchen mit sahnigem weißem Belag und Apfelschnitzen als Garnitur hin. »Sei nicht sauer«, sagt er. »Ich musste einfach noch mehr essen. Hier ist deine Hälfte.«
»Oh, lecker«, sage ich und beiße sofort kräftig hinein. Der strenge, fettige Käse schmeckt genau wie der von Prim und die Äpfel sind knackig und süß. »Mmm.«
»In der Bäckerei verkaufen wir Apfelkuchen mit Ziegenkäse«, sagt er.
»Ziemlich teuer, schätze ich«, sage ich.
»Zu teuer für meine Familie. Es sei denn, er ist sehr alt. Wir essen ja fast nur die altbackenen Sachen«, sagt Peeta, während er den Schlafsack hochzieht. Keine Minute später schnarcht er selig.
Hm. Ich dachte immer, Ladenbesitzer hätten ein leichtes Leben. Und es stimmt ja auch, Peeta hatte immer genug zu essen. Aber es hat etwas Deprimierendes, wenn man immer nur altbackenes Brot essen muss, die harten, trockenen Laibe, die keiner kaufen wollte. Da haben wir es besser, das Essen, das ich täglich herbeischaffe, ist so frisch, dass man aufpassen muss, dass es nicht wegläuft.
Irgendwann während meiner Wache hört der Regen auf, nicht allmählich, sondern schlagartig. Das Trommeln ist verschwunden, ich höre nur noch das Tropfen von den Ästen und das Rauschen des angeschwollenen Bachs unter uns. Ein schöner Vollmond kommt hervor, sodass ich draußen sogar ohne Brille etwas erkennen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob der Mond echt ist oder nur eine Projektion der Spielmacher. Kurz bevor ich von zu Hause fortging, war er voll, das weiß ich. Gale und ich sahen ihn aufsteigen, als wir bis in den Abend hinein jagten.
Wie lange bin ich schon fort? Zwei Wochen in der Arena, schätze ich, und dann noch die eine Woche Vorbereitung im Kapitol. Vielleicht hat der Mond seinen Zyklus vollendet. Aus irgendeinem Grund möchte ich unbedingt, dass es mein Mond ist, der, den ich im Wald um Distrikt 12 sehe. Dann hätte ich etwas, woran ich mich in der unwirklichen Welt der Arena, wo man nie weiß, was echt ist und was nicht, festhalten könnte.
Jetzt sind wir noch vier.
Zum ersten Mal erlaube ich mir, ernsthaft über die Möglichkeit nachzudenken, dass ich nach Hause zurückkehre. Ruhmreich. Wohlhabend. In mein eigenes Haus im Dorf der Sieger. Meine Mutter und Prim würden bei mir wohnen. Keine Angst vor Hunger mehr. Eine neue Art der Freiheit. Aber ... was dann? Wie sähe mein Alltag aus? Bisher habe ich die meiste Zeit darauf verwendet, etwas zu essen zu beschaffen. Ohne das wüsste ich gar nicht, wer ich bin, was mich ausmacht. Die Vorstellung ist ein bisschen beängstigend. Ich denke an Haymitch mit all seinem Geld. Was ist aus seinem Leben geworden? Er lebt allein, ohne Frau und Kinder, die meiste Zeit betrunken. So möchte ich nicht enden.
Aber du wirst nicht allein sein, flüstere ich mir zu. Ich habe meine Mutter und Prim. Fürs Erste jedenfalls. Und danach ... Ich möchte nicht an das Danach denken, wenn Prim erwachsen ist und meine Mutter nicht mehr lebt. Ich weiß, dass ich niemals heiraten, es nie wagen werde, Kinder in die Welt zu setzen. Denn Sieger zu sein heißt nicht, dass die eigenen Kinder außer Gefahr sind. Die Namen meiner Kinder würden in die Lostrommeln wandern wie alle anderen auch. Und das werde ich niemals zulassen, das schwöre ich.
Irgendwann geht die Sonne auf, ihr Licht schlüpft durch die Ritzen und scheint auf Peetas Gesicht. Wie wird er sich verändern, wenn wir es nach Hause schaffen? Dieser erstaunliche, gutmütige Junge, der sich so überzeugende Lügengeschichten ausdenken kann, dass ganz Panem glaubt, er sei hoffnungslos in mich verliebt - und manchmal glaube ich es sogar selber, das muss ich zugeben.
Zumindest werden wir Freunde sein,
denke ich. Nichts wird etwas daran ändern können, dass wir einander hier das Leben gerettet haben. Und außerdem wird er immer der Junge mit dem Brot sein.
Gute Freunde.
Aber darüber hinaus ... Und jetzt spüre ich, wie Gale im fernen Distrikt 12 mich mit seinen grauen Augen anschaut, während ich Peeta betrachte.
Ich
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