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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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die Lieblingsvögel meines Vaters. Wenn wir auf die Jagd gingen, pfiff oder sang er ihnen komplizierte Lieder vor und nach einer höflichen Pause sangen sie sie immer nach. Nicht jeder wird mit solchem Respekt behandelt. Aber wenn mein Vater sang, verstummten alle Vögel in der Gegend und lauschten. Seine Stimme war so schön, voll und klar und so lebendig, dass man zugleich lachen und weinen wollte. Nachdem er fort war, konnte ich mich nicht überwinden, in seine Fußstapfen zu treten. Trotzdem hat der kleine Vogel etwas Tröstliches. Als hätte ich ein Stück von meinem Vater dabei, das mich beschützt. Ich befestige die Brosche an meiner Bluse und mit dem dunkelgrünen Stoff als Hintergrund sieht es fast so aus, als würde der Spotttölpel zwischen Bäumen hindurchfliegen.
    Effie Trinket kommt, um mich zum Abendessen abzuholen. Ich folge ihr durch den engen, schaukelnden Gang in einen Speisewagen mit glänzender Wandtäfelung. Das Geschirr auf dem Tisch ist hauchdünn. Peeta Mellark sitzt bereits da und wartet auf uns, der Platz neben ihm ist leer.
    »Wo ist Haymitch?«, fragt Effie Trinket fröhlich.
    »Als ich ihn das letzte Mal sah, wollte er ein Nickerchen machen«, antwortet Peeta.
    »War ja auch ein anstrengender Tag«, sagt Effie Trinket. Ich glaube, sie ist erleichtert über Haymitchs Abwesenheit. Wer könnte es ihr verdenken?
    Das Abendessen hat mehrere Gänge. Eine dicke Möhrensuppe, grüner Salat, Lammkoteletts mit Kartoffelpüree, Käse und Obst, Schokoladenkuchen. Die ganze Zeit ermahnt Effie Trinket uns, noch ein wenig Platz übrig zu lassen, weil noch mehr komme. Ich schlage mir trotzdem den Bauch voll, denn so gut und so reichlich habe ich noch nie gegessen. Außerdem ist es bestimmt nicht schlecht, wenn ich bis zu den Hungerspielen ein paar Pfunde zulege.
    »Immerhin habt ihr beide anständige Manieren«, sagt Effie Trinket nach dem Hauptgang. »Das Paar vom letzten Jahr aß alles mit den Händen, wie die Wilden. Das hat meine Verdauung völlig durcheinandergebracht.«
    Das Paar vom letzten Jahr waren zwei Kinder aus dem Saum, die nie, nicht einen Tag in ihrem Leben, genug zu essen gehabt hatten. Und wenn sie zu essen hatten, waren Tischmanieren mit Sicherheit das Letzte, woran sie dachten. Peeta ist Bäckersohn. Prim und ich haben von Mutter beigebracht bekommen, wie man anständig isst, und deshalb kann ich tatsächlich mit Messer und Gabel umgehen. Aber ich finde Effie Trinkets Kommentar so abscheulich, dass ich den Rest der Mahlzeit absichtlich mit den Händen verspeise. Dann wische ich mir die Hände an der Tischdecke ab. Da wird sie ein wenig schmallippig.
    Jetzt, nachdem das Essen beendet ist, habe ich Mühe, es bei mir zu behalten. Peeta ist auch ein bisschen grün im Gesicht. Aber wenn ich Greasy Saes Mischung aus Mäusefleisch, Schweineinnereien und Baumrinde - eine Winterspezialität - runterkriege, dann werde ich hier auch keine Schwäche zeigen.
    Wir wechseln in ein anderes Abteil, um die Zusammenfassung der Ernten in ganz Panem anzuschauen. Sie verteilen sie über den ganzen Tag, sodass es den Zuschauern möglich ist, alles live mitzuerleben, aber dazu sind sowieso nur die Bewohner des Kapitols in der Lage. Von ihnen muss ja auch keiner bei einer Ernte dabei sein.
    Nacheinander sehen wir die anderen Ernten, hören die Namen, sehen Freiwillige vortreten oder, was häufiger ist, auch nicht. Wir betrachten die Gesichter der Kinder, die unsere Konkurrenten sein werden. Ein paar bleiben mir besonders im Gedächtnis. Ein riesenhafter Junge aus Distrikt 2, der nach vorn stürzt, um sich freiwillig zu melden. Ein Mädchen mit Fuchsgesicht und seidig glänzendem Haar aus Distrikt 5. Ein Junge mit verkrüppeltem Fuß aus Distrikt 10. Und, am ergreifendsten: ein zwölfjähriges Mädchen aus Distrikt 11. Ihre Haut und ihre Augen sind dunkelbraun, aber in Größe und Auftreten ist sie Prim sehr ähnlich. Doch als sie die Bühne erklimmt und nach Freiwilligen gefragt wird, ist nur der Wind zu hören, der durch die baufälligen Gebäude ringsum pfeift. Niemand ist bereit, ihren Platz einzunehmen.
    Zuletzt wird Distrikt 12 gezeigt. Wie Prim ausgerufen wird und ich nach vorn renne und mich freiwillig melde. Die Verzweiflung in meiner Stimme ist unüberhörbar, während ich Prim hinter mich schiebe - als hätte ich Angst, sie würden mich nicht hören und Prim mitnehmen. Aber natürlich hören sie mich doch. Ich sehe, wie Gale Prim von mir wegzieht und wie ich auf die Bühne gehe. Die Kommentatoren

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