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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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wenn ich sie nicht bekomme, wird ein anderer sie bekommen. Dass die Karrieretribute, die das Anfangsgemetzel überleben, die meisten dieser überlebenswichtigen Sachen unter sich aufteilen werden. Etwas sticht mir ins Auge. Dort, auf einem Berg zusammengerollter Decken, liegt ein silberner Köcher mit Pfeilen und ein schon besehnter Bogen, der nur darauf wartet, benutzt zu werden.
Der gehört mir,
denke ich.
Der ist für mich bestimmt.
    Ich bin schnell. Ich kann schneller rennen als die anderen Mädchen in meiner Schule, nur im Langstreckenlauf sind ein paar von ihnen besser. Aber für diese vierzig Meter bin ich wie geschaffen. Ich weiß, dass ich ihn kriegen kann, ich weiß, dass ich zuerst da sein kann, aber die Frage, die sich danach stellt, lautet: Wie schnell komme ich wieder weg? Bis ich den Deckenberg hochgeklettert bin und die Waffen eingesammelt habe, werden andere beim Horn angekommen sein. Ein oder zwei könnte ich vielleicht erledigen, aber wenn dann immer noch ein Dutzend in unmittelbarer Nähe übrig ist, könnten sie mich mit Speeren und Keulen niederstrecken. Oder mit ihren mächtigen Fäusten.
    Allerdings wäre ich ja nicht das einzige Ziel. Viele der anderen Tribute würden mich kleines Mädchen wahrscheinlich links liegen lassen, selbst wenn ich im Training eine Elf erreicht habe, um gefährlichere Gegner auszuschalten.
    Haymitch hat mich noch nie rennen sehen. Vielleicht hätte er mir sonst geraten, es zu versuchen. Mir die Waffe zu schnappen. Genau die Waffe, die mich vielleicht retten kann. Und ich sehe nur einen einzigen Bogen in dem Haufen. Die Minute muss fast um sein, mir ist klar, dass ich mich jetzt für eine Strategie entscheiden muss. Ich stelle die Füße in Startposition, aber nicht, um in die umliegenden Wälder zu fliehen, sondern um zum Haufen zu rennen, zum Bogen. Plötzlich bemerke ich Peeta, etwa fünf Tribute weiter rechts, ziemlich weit weg, doch ich merke trotzdem, dass er mich ansieht, und es kommt mir vor, als würde er den Kopf schütteln. Aber die Sonne blendet mich, und während ich darüber nachdenke, ertönt der Gong.
    Und ich hab sie verpasst! Ich hab meine Chance verpasst! Wegen dieser paar vergeudeten Sekunden, in denen ich mich nicht entschließen konnte, ob ich zum Horn rennen sollte oder nicht. Ich scharre unschlüssig mit den Füßen, weiß nicht, welche Richtung mein Hirn für die beste hält, dann stürme ich los, schnappe mir die Plastikplane und einen Laib Brot. Die Ausbeute ist so gering und ich bin so wütend auf Peeta, weil er mich abgelenkt hat, dass ich zwanzig Meter weitersprinte zu einem knallorangefarbenen Rucksack, der alles Mögliche enthalten könnte. Ich würde es nicht ertragen, praktisch mit leeren Händen loszuziehen.
    Ein Junge, ich glaube, aus Distrikt 9, erreicht den Rucksack zur gleichen Zeit wie ich, wir zerren eine Weile daran, plötzlich fängt er an zu husten und bespritzt mein Gesicht mit Blut. Ich taumele zurück, angeekelt von dem warmen, klebrigen Zeug. Da gleitet der Junge zu Boden und ich sehe das Messer in seinem Rücken. Einige der anderen Tribute haben das Füllhorn erreicht und schwärmen zum Angriff aus. Zehn Meter entfernt ist das Mädchen aus Distrikt 2 und rennt genau auf mich zu, ein halbes Dutzend Messer in einer Hand. Ich habe sie beim Training werfen gesehen. Sie trifft immer. Und ich bin ihr nächstes Ziel.
    Die allgemeine Angst, die ich empfinde, verdichtet sich zur unmittelbaren Angst vor diesem Mädchen, diesem Raubtier, das mich in Sekundenschnelle töten könnte. Adrenalin schießt durch meinen Körper, ich werfe mir den Rucksack über die Schulter und renne, so schnell ich kann, auf den Wald zu. Ich höre, wie das Messer auf mich zusaust, und ziehe instinktiv den Rucksack hoch, um meinen Kopf zu schützen. Die Klinge bohrt sich in den Rucksack. Ich streife auch den anderen Träger über und laufe Richtung Bäume. Irgendwie weiß ich, dass das Mädchen mich nicht verfolgen wird. Dass es sie zurück zum Füllhorn zieht, bevor die guten Sachen weg sind. Ich muss grinsen.
Danke für das Messer,
denke ich.
    Am Waldrand schaue ich einen Augenblick lang zurück, um die Lage zu sondieren. Rund um das Füllhorn hacken etwa ein Dutzend Tribute aufeinander ein. Ein paar liegen schon tot am Boden. Diejenigen, die die Flucht ergriffen haben, verschwinden gerade zwischen den Bäumen oder in dem Nichts auf der anderen Seite. Ich renne weiter, bis der Wald mich vor den anderen Tributen verbirgt, dann falle ich in einen

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