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Toedliche Spiele

Toedliche Spiele

Titel: Toedliche Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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ist ihnen überhaupt nicht peinlich. Paradoxerweise könnte an diesem Punkt der Spiele meine kleine Schwester Peeta viel besser helfen als ich. Ich breite meine Plastikplane unter ihm aus, um den Rest seines Körpers zu waschen.
    Je mehr Wasser ich über ihn gieße, desto schlimmer sieht die Wunde aus. Abgesehen davon hat sein Unterkörper nicht viel abbekommen, nur einen Wespenstich und ein paar kleinere Verbrennungen, die ich rasch behandeln kann. Aber die klaffende Wunde an seinem Bein ... Was um Himmels willen soll ich damit machen?
    »Vielleicht sollten wir sie ein wenig an der Luft lassen und dann ...« Ich verstumme.
    »Und dann flickst du sie zusammen?«, sagt Peeta. Er sieht fast so aus, als hätte er Mitleid mit mir; als wüsste er, wie ratlos ich bin.
    »Genau«, sage ich. »In der Zwischenzeit isst du das hier.« Ich lege ihm ein paar getrocknete Birnenhälften in seine Hand und gehe zurück zum Bach, um die anderen Kleider zu waschen. Als sie zum Trocknen ausgebreitet daliegen, untersuche ich den Inhalt des Erste-Hilfe-Sets. Kaum mehr als eine Grundausstattung. Mullbinden, Fiebertabletten, Medikamente gegen Bauchschmerzen. Nichts von dem Kaliber, das ich brauchte, um Peeta zu behandeln.
    »Wir müssen ein bisschen improvisieren«, gestehe ich ein. Ich weiß, dass das Wespenkraut gegen Infektionen hilft, also fange ich damit an. Nachdem ich eine Handvoll zerkaute grüne Pampe ein paar Minuten lang in die Wunde gepresst habe, läuft Eiter an seinem Bein herunter. Ich nehme das als gutes Zeichen und beiße fest in meine Wange, denn mein Frühstück droht wieder hochzukommen.
    »Katniss?«, sagt Peeta. Ich schaue ihn an und mir ist klar, dass ich ganz grün im Gesicht sein muss. »Wie steht's mit dem Kuss?«, fragt er unhörbar.
    Ich pruste los, das Ganze ist so ekelhaft, dass ich es kaum aushalte.
    »Stimmt was nicht?«, fragt er ein bisschen zu unschuldig.
    »Ich ... ich kann das nicht so gut. Ich bin nicht meine Mutter. Ich habe keine Ahnung, was ich hier mache, und Eiter finde ich widerlich«, sage ich. »Ah!« Während ich die erste Ladung Blätter entferne und die zweite auflege, gestatte ich mir aufzustöhnen: »Aaaaah!«
    »Wie bringst du es dann fertig zu jagen?«, fragt er.
    »Etwas zu töten ist viel einfacher als das hier, das kannst du mir glauben«, sage ich. »Obwohl, wenn mich nicht alles täuscht, töte ich dich gerade.«
    »Kannst du dich ein bisschen beeilen?«, fragt er.
    »Nein. Halt den Mund und iss deine Birnen«, sage ich.
    Nach drei Anwendungen und einem Eimer voller Eiter - so kommt es mir vor - sieht die Wunde besser aus. Die Schwellung ist jetzt so weit zurückgegangen, dass ich erkenne, wie tief Catos Schwert eingedrungen ist. Bis auf den Knochen.
    »Und jetzt, Dr. Everdeen?«, fragt er.
    »Vielleicht schmiere ich etwas Brandsalbe darauf. Die müsste bei allen Infektionen helfen. Und dann verbinden?« Gesagt, getan. Als die Wunde von einer sauberen weißen Baumwollbinde verdeckt ist, sieht alles nur noch halb so wild aus. Dafür wirkt der Saum seiner Unterhose gegen die sterile Mullbinde schmutzig und infektiös. Ich ziehe Rues Bündel hervor. »Hier, bedeck dich damit, während ich deine Unterhose wasche.«
    »Ach, mir ist es egal, ob du mich nackt siehst«, sagt Peeta.
    »Du bist wie die anderen in meiner Familie«, sage ich. »Mir ist es nicht egal, kapiert?« Ich drehe mich um und schaue auf den Bach, bis die Unterhose hineinplatscht. Wenn er werfen kann, muss es ihm ein bisschen besser gehen.
    »Für jemanden, der so gefährlich ist, bist du aber ganz schön zimperlich«, sagt Peeta, während ich die Unterhose gegen zwei Steine schlage, bis sie sauber ist. »Da hättest du mal Haymitch abduschen sollen.«
    Bei der Erinnerung rümpfe ich die Nase. »Was hat er dir denn bisher geschickt?«
    »Null Komma nichts«, sagt Peeta. Er verstummt, als der Groschen fällt. »Wieso, hast du was bekommen?«
    »Arznei gegen Verbrennungen«, sage ich fast kleinlaut. »Ach ja, und ein bisschen Brot.«
    »Ich hab ja schon immer gewusst, dass du sein Liebling bist«, brummt Peeta.
    »Ich bitte dich, er hält es noch nicht mal im selben Raum mit mir aus«, sage ich.
    »Weil ihr genau gleich seid«, murmelt Peeta. Ich übergehe die Bemerkung, denn jetzt ist nicht der richtige Moment, um über Haymitch herzuziehen, und das ist mein erster Impuls.
    Ich lasse Peeta schlafen, solange seine Kleider trocknen, aber am späten Nachmittag wage ich nicht noch länger zu warten. Ich rüttele sacht an

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