Toedliche Spiele
Blut ist, und halte Ausschau nach Peeta. Ich stoße auf weitere Blutflecken, an einem kleben ein paar Fäden, aber nirgendwo ein Lebenszeichen. Ich lasse mich auf die Knie sinken und rufe leise seinen Namen. »Peeta! Peeta!« Ein Spotttölpel landet auf einem verkrüppelten Baum und singt mir nach, sodass ich innehalte. Ich rufe nicht weiter, und während ich zurück zum Bach klettere, denke ich:
Er muss weitergegangen sein. Irgendwo weiter unten.
Ich habe gerade den Fuß ins Wasser getaucht, als ich seine Stimme höre.
»Bist du hier, um mir den Rest zu geben, Süße?«
Ich fahre herum. Es kam von links, deshalb habe ich es nicht richtig gehört. Und die Stimme war heiser und schwach. Trotzdem, es muss Peeta gewesen sein. Wer sonst in der Arena würde mich »Süße« nennen? Ich suche mit dem Blick das Ufer ab, aber da ist nichts. Nur Lehm, Pflanzen und Felsen.
»Peeta?«, flüstere ich. »Wo bist du?« Keine Antwort. Habe ich es mir nur eingebildet? Nein, ich bin mir sicher, dass es Wirklichkeit war, und es war ganz in der Nähe. »Peeta?« Ich schleiche am Ufer entlang.
»He, tritt nicht auf mich drauf.«
Ich mache einen Satz rückwärts. Seine Stimme kam genau von dort, wo ich meinen Fuß hinsetzen wollte. Aber da ist immer noch nichts. Dann öffnen sich seine Augen, unverkennbar blau zwischen braunem Schlamm und grünen Blättern. Ich ringe nach Luft und da blitzen weiße Zähne auf, weil er grinsen muss.
Eine meisterhafte Tarnung. Von wegen Gewichte durch die Gegend werfen. Peeta hätte sich bei seiner Einzelstunde vor den Spielmachern lieber als Baum anmalen sollen. Oder als Fels. Oder als bewachsenes Lehmufer.
»Mach die Augen noch mal zu«, befehle ich. Er tut es, den Mund auch, und schon ist er wieder verschwunden. Was ich für seinen Körper halte, ist größtenteils unter einer Schicht aus Lehm und Pflanzen verborgen. Gesicht und Arme hat er so gut getarnt, dass sie unsichtbar sind. Ich knie mich neben ihn. »Das viele Tortenverzieren hat sich offenbar gelohnt.«
Peeta lächelt. »Ja, eine Glasur. Das letzte Verteidigungsmittel der Sterbenden.«
»Du wirst nicht sterben«, sage ich bestimmt.
»Sagt wer?« Seine Stimme ist ganz brüchig.
»Ich. Wir sind jetzt ein Team, weißt du«, sage ich.
Er öffnet die Augen. »Hab davon gehört. Nett von dir, dass du dir die Mühe gemacht hast, das zu suchen, was noch von mir übrig ist.«
Ich hole die Wasserflasche heraus und gebe ihm einen Schluck zu trinken. »Wo hat Cato dich erwischt?«
»Linkes Bein. Ganz oben«, antwortet er.
»Du musst in den Bach. Wir müssen dich waschen, damit ich mir deine Wunden ansehen kann«, sage ich.
»Beug dich erst mal kurz runter«, sagt er. »Muss dir was sagen.« Ich beuge mich vor und lege mein gutes Ohr an seine Lippen. Es kitzelt, als er spricht. »Denk dran, wir sind Verliebte, es ist also völlig okay, wenn du mich küsst, falls dir danach sein sollte.«
Ruckartig ziehe ich den Kopf zurück, aber dann muss ich lachen. »Danke, ich werd's mir merken.« Immerhin hat er seinen Humor nicht verloren. Doch als ich ihm in den Bach helfen will, ist alle Leichtigkeit dahin. Das Wasser ist nur gut einen halben Meter entfernt, das kann eigentlich nicht so schwer sein. Ist es aber, denn ich merke, dass Peeta sich ohne Hilfe keinen Zentimeter von der Stelle bewegen kann. Er ist so schwach, dass er nur eins tun kann, nämlich keinen Widerstand leisten. Ich versuche ihn zu schleifen, aber obwohl ich weiß, dass er sich alle Mühe gibt, still zu sein, entfahren ihm spitze Schmerzensschreie. Lehm und Pflanzen scheinen ihn eingeschlossen zu haben und ich muss heftig an ihm zerren, um ihn aus ihren Fängen zu befreien. Jetzt liegt er da, immer noch einen halben Meter vom Wasser entfernt, mit zusammengebissenen Zähnen, während Tränen Furchen durch den Schmutz auf seinem Gesicht ziehen.
»Hör zu, Peeta. Der Bach ist hier sehr flach, ich werde dich hineinrollen, okay?«, sage ich.
»Ausgezeichnet«, sagt er.
Ich hocke mich neben ihn. Was auch passiert, sage ich mir, gib nicht auf, bevor er im Wasser ist. »Bei drei geht's los«, sage ich. »Eins, zwei, drei!« Ich schaffe gerade eine volle Umdrehung, dann zwingt mich der entsetzliche Laut, den er ausstößt, innezuhalten. Jetzt liegt er am Bachufer. Vielleicht ist das sowieso besser.
»Okay, wir ändern den Plan. Wir lassen das mit dem Rollen«, teile ich ihm mit. Denn: Falls ich das überhaupt schaffe, wie soll ich ihn jemals wieder herausbekommen?
»Kein Rollen
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