Toedliche Spiele
mehr?«, fragt er.
»Schon fertig. Jetzt wasche ich dich erst mal. Behalt so lange den Wald im Auge, ja?«, sage ich. Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll. Er ist so sehr mit Schlamm und Blättermatsch bedeckt, dass ich seine Kleider gar nicht erkennen kann. Hat er überhaupt welche an? Bei dem Gedanken zögere ich einen Augenblick, aber dann mache ich mich ans Werk. In der Arena sind nackte Körper nichts Besonderes, oder?
Ich besitze zwei Wasserflaschen plus Rues Lederbeutel. Ich klemme sie zwischen die Steine im Bach, damit immer zwei gefüllt werden, während ich den dritten über Peetas Körper ausschütte. Es dauert eine Weile, aber irgendwann habe ich genug Schlamm weggespült, um seine Kleider zu erkennen. Vorsichtig öffne ich den Reißverschluss seiner Jacke, knöpfe sein Hemd auf und streife beides ab. Sein Unterhemd ist so sehr mit seinen Wunden verklebt, dass ich es mit dem Messer herausschneiden und wieder Wasser über seinen Körper gießen muss, damit es sich löst. Er hat eine schlimme Brandwunde quer über der Brust und vier Wespenstiche, den unter dem Ohr mitgerechnet. Trotzdem: Ich atme ein wenig auf. Damit werde ich fertig. Ich beschließe, erst den Oberkörper zu versorgen und die Schmerzen ein wenig zu lindern, bevor ich die Verletzung am Bein angehe, die Cato ihm zugefügt hat.
Da es witzlos ist, seine Wunden zu behandeln, solange er in einer Schlammpfütze liegt, lehne ich ihn erst einmal gegen einen Felsen. Da sitzt er nun klaglos, während ich seine Haare und seine Haut vom Dreck befreie. Im Sonnenlicht sehe ich sein bleiches Fleisch, er wirkt gar nicht mehr kräftig und stark. Als ich die Stacheln aus den Wespenstichen ziehe, zuckt er zusammen, aber sobald ich die Blätter auflege, seufzt er erleichtert auf. Während die Sonne ihn trocknet, wasche ich seine verdreckten Kleider und lege sie auf Felsen. Dann creme ich seine Brust mit der Brandsalbe ein. Plötzlich merke ich, wie heiß seine Haut wird. Durch die Schlammschicht und das viele Wasser aus meinen Flaschen habe ich gar nicht bemerkt, dass er hohes Fieber hat. Ich krame in dem Erste-Hilfe-Set, das ich dem Jungen aus Distrikt 1 abgenommen habe, und finde fiebersenkende Tabletten. Wenn die Hausmittelchen meiner Mutter versagen, dann kauft sie genau die gleichen.
»Schluck die«, befehle ich ihm und er nimmt die Arznei gehorsam. »Du hast bestimmt Hunger.«
»Eigentlich nicht. Komisch, aber ich hab seit Tagen keinen Hunger«, sagt er. Als ich ihm ein Stück Grusling anbiete, rümpft er denn auch die Nase und wendet sich ab. Da erst merke ich, wie krank er ist.
»Du musst etwas essen, Peeta«, beharre ich.
»Das kommt doch gleich wieder hoch«, sagt er. Ich kann ihn nur dazu bewegen, ein paar getrocknete Apfelstücke zu sich zu nehmen. »Danke. Es geht mir schon viel besser. Darf ich jetzt schlafen, Katniss?«, fragt er.
»Gleich«, verspreche ich. »Erst muss ich mir dein Bein ansehen.« So behutsam es geht, streife ich ihm Stiefel und Socken ab und ziehe dann ganz langsam die Hose herunter. Ich sehe den Schnitt, den Catos Schwert im Stoff an seinem Oberschenkel verursacht hat, aber trotzdem bin ich nicht auf das gefasst, was mich darunter erwartet. Die klaffende, entzündete Wunde, aus der Blut und Eiter sickern. Die Schwellung des Beins. Und am schlimmsten: der Gestank von faulendem Fleisch.
Am liebsten würde ich weglaufen. Im Wald verschwinden, wie damals, als sie den Mann mit den schweren Verbrennungen zu uns brachten. Jagen gehen, während meine Mutter und Prim das tun, wozu mir sowohl das Geschick als auch der Mut fehlt. Aber hier ist niemand außer mir. Ich versuche genauso ruhig zu bleiben wie meine Mutter immer bei den besonders schlimmen Fällen.
»Ziemlich übel, was?«, sagt Peeta. Er beobachtet mich genau.
»Geht so.« Ich zucke die Achseln, als wenn es nichts Besonderes wäre. »Du müsstest mal die Leute aus den Minen sehen, die sie zu meiner Mutter bringen.« Ich verschweige lieber, dass ich immer flüchte, sobald sie etwas Schlimmeres als Schnupfen zu behandeln hat. Ehrlich gesagt bin ich nicht mal gern in der Nähe, wenn jemand hustet. »Erst mal müssen wir sie gut säubern.«
Peetas Unterhose habe ich gelassen, wo sie ist, weil sie nicht zerrissen ist und ich sie nicht über den geschwollenen Oberschenkel ziehen will, und, na gut, vielleicht auch, weil mir die Vorstellung unangenehm ist, ihn nackt zu sehen. Noch etwas, das mich von meiner Mutter und Prim unterscheidet. Nacktheit lässt sie völlig kalt,
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