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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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Geld, als er je in seinem Leben zusammenkratzen könnte, und
daß ihm nie einfallen würde, uns gerichtlich verfolgen zu lassen. Aber dann
hatte er es satt, von den Brüdern seiner toten Frau und von Vic schikaniert zu
werden. Alle wußten, wie eng sie mit Dr. Herschel befreundet ist, und die
Schwester des toten Mädchens ist Dr. Herschels Krankenschwester. Also würde
jeder, der sich an Vic oder den Alvarados rächen wollte, als erstes gegen Dr.
Herschel vorgehen, richtig?“
    Rawlings und ich nickten wortlos.
    „Darum erstattete Fabiano Anzeige gegen Dr.
Herschel wegen Mißachtung der beruflichen Sorgfaltspflicht während der
Schwangerschaft seiner Frau. Er wollte Wort halten und Friendship nicht mit
hineinziehen - soviel Ehre besaß er, der schleimige Dreckskerl -, aber sobald
so eine Sache ins Rollen kommt, verliert man die Kontrolle darüber. Und
natürlich sah der Rechtsanwalt, den er sich genommen hatte, sofort, wo das
große Geld zu holen war. Im Friendship. Wir bekamen unsere Vorladungen, und
Alan hat sozusagen den Kopf verloren. Er ließ sich von mir das Modell von Vics
Revolver nennen und kaufte eine Waffe des gleichen Typs. Dann traf er sich mit
Fabiano in dieser Bar auf einen freundschaftlichen, väterlichen Schwatz. Ich
mußte ihn begleiten. Damit ich mich mitschuldig machte, nicht wahr, Alan? Er
legte dem Jungen den Arm um die Schulter und schoß ihm in den Kopf.
Selbstverständlich behielt er die Patronenhülse. Er glaubte, daß Vic Dr.
Herschel zu Hilfe kommen würde, und wenn man Fabiano mit einer Kugel ihres
Waffentyps getötet fand, würde man sie, völlig klar, verhaften. Ich mußte den
Revolver aufbewahren. Schließlich hat er Frau und Kinder. Eine Waffe kann man
nicht zu Hause aufbewahren, da ist sie nicht sicher, nicht wahr, Alan?“ Er
fuchtelte mit dem Revolver herum und lachte kurz.
    Rawlings räusperte sich, begann, etwas über
gerichtliches Beweismaterial zu sagen, besann sich dann eines Besseren. „In
Ordnung, Doc. Sie haben nichts persönlich gegen Warshawski. Sie hätten ihr
Blumen ins Gefängnis gebracht und ihr einen guten Anwalt besorgt. Vielleicht
diesen Halsabschneider von früherem Mann. Aber ich fürchte, ich muß Sie jetzt
bitten, mir die Waffe zu geben. Sie ist ein Beweisstück in einem Mordfall,
verstehen Sie, und ich muß sie mit nach Chicago nehmen.“ Er hatte mit einer
leisen, sanften Stimme gesprochen, und Peter wandte ihm seinen verträumten
Blick zu. „Oh, ja, die Waffe, Detective.“ Er hob sie hoch und betrachtete sie.
Bevor mir klar war, was er tat, hielt er sie an seine Schläfe und schoß.
     
    33   Hund in Trauer
     
    Der Schuß hallte in dem Zimmer wider. Man roch es
sofort: verbranntes Schießpulver und Blut. Vielleicht sind unsere Nasen zu
abgestumpft, um noch Blut zu riechen. Aber wir sahen es. Es war nicht zu
übersehen. Ein hellroter Fleck bildete sich auf der Schreibtischplatte. Die
weißen Splitter waren Knochen. Und die dunklere, weiche Masse, die aus dem
Haar hervorquoll, war Gehirn.
    „Sie können jetzt nicht ohnmächtig werden, Ms. Warshawski.
Wir haben was zu tun.“
    Eine kräftige schwarze Hand packte meinen Kopf und
zwang mich, mich nach vorn zu beugen und den Kopf zwischen die Beine zu
stecken. Der Hall in meinen Ohren verklang, die Übelkeit, die in mir
hochgestiegen war, wich zurück. Ich stand langsam auf, vermied es, auf den
Schreibtisch zu sehen. Murray war zum Fenster gegangen, seine breiten Schultern
vornübergebeugt, blickte er hinaus. Humphries kam schwankend auf die Füße.
    „Armer Peter. Er konnte sich nicht verzeihen, das
Leben des armen Mädchens nicht gerettet zu haben. Seit einiger Zeit hat er
wirres Zeug dahergeredet - wir haben uns große Sorgen um ihn gemacht. Ich will
Ihnen nicht zu nahe treten, Miss Warshawski, aber ich glaube, daß es ihm mehr
geschadet als genützt hat, Sie so oft zu sehen. Dadurch hat er ständig auf
eine sehr ungesunde Art und Weise über das Mädchen und das Baby und Dr.
Herschels Probleme gebrütet.“ Er sah auf seine Uhr. „Ich möchte nicht gefühllos
erscheinen, aber ich muß ins Krankenhaus zurück, muß mich um einen Ersatz für
Peter kümmern, der sich zumindest die nächsten Wochen seiner Patientinnen
annimmt.“
    Rawlings ging zur Tür und blockierte sie. „Mir
scheint, Sie sind derjenige, der wirres Zeug daherredet, Mr. Humphries. Sie
werden mit mir nach Chicago kommen, damit wir uns ein bißchen unterhalten
können.“
    Humphries' Augenbrauen schnellten in die Höhe.
„Wenn Sie meine

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