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Tödliche Therapie

Tödliche Therapie

Titel: Tödliche Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretzky
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bewußtlos war; keine Reflexe, kein
Urin(ausfluß) Muttermund 7cm weit geöffnet. Weiterhin Mg. sulf. intravenös.“
    Peter stand einen Augenblick da wie vom Donner
gerührt, dann projizierte er das nächste Dia auf die Leinwand. Es zeigte die
Fortsetzung des schonungslosen Protokolls seiner Unfähigkeit, Consuelo richtig
zu behandeln.
    Ich sah einen Schatten in der ersten Reihe
aufspringen und nach hinten laufen. Die Tür des Projektionsraums hinter uns
ging auf. Auf einmal war die Leinwand leer und die Saalbeleuchtung wurde
eingeschaltet. Wir hörten Alan Humphries' Stimme aus der Sprechanlage. „Wir
bitten vielmals um Entschuldigung, meine Damen und Herren. Offenbar hat eine
Sekretärin die Dias mit einer hausinternen Besprechung verwechselt. Dr.
Burgoyne, würden Sie so freundlich sein und einen Moment hierherkommen, damit
wir die Dias aussortieren.“
    Peter schien ihn nicht zu hören. Im grellen Licht
der Bühnenscheinwerfer sah sein angespanntes Gesicht gelblich aus. Er hörte
nicht auf das lauter werdende Murren aus dem Publikum, ließ die Fernbedienung
fallen und begann den Gang entlang nach hinten zu gehen. Am Zimmer mit dem
Diaprojektor vorbei. Zur Tür hinaus.
    Humphries brauchte ein paar Sekunden, um zu
begreifen, daß Peter nicht zu ihm kam. Er fand jedoch sein Gleichgewicht sofort
wieder und schlug dem Publikum eine kurze Pause vor. Er erklärte ihnen, wie die
Cafeteria zu finden war, wo Kaffee und Gebäck auf Kosten des Hauses serviert
wurden. Sobald Humphries den Saal verließ, stieß ich Rawlings an, der auf die
Füße sprang und mit mir zur Tür stürmte. Ich hörte noch, wie mir Murray
quengelig etwas nachrief, achtete aber nicht darauf. Rawlings hielt mit mir
Schritt, als ich die Korridore entlang zur Entbindungsstation lief. Ich hatte
vergessen, daß es dort einen Flur gab, den man nur in steriler Kleidung und mit
Gesichtsmasken passieren durfte. Ich zögerte, entschied, daß wir keine Zeit zu
verlieren hatten, und stieß die Tür auf. Eine wutschnaubende Schwester
versuchte uns aufzuhalten, aber wir ignorierten sie, ignorierten zwei Frauen
mit Wehen und einen Arzt, der aus einem der Zimmer stürzte und uns gellend
anschrie. Als wir die Tür am anderen Ende hinter uns hatten, befanden wir uns
auf dem Korridor, an dem Peters Büro lag. Er war nicht mehr leer, wie um zwei
Uhr nachts, sondern mit geschäftigen Leuten bevölkert. Wir liefen an ihnen
vorbei zu Peters Büro. Seine Sekretärin lächelte uns freundlich an, als wir
hereinhasteten, aber als wir an ihr vorbei auf Peters Zimmer zusteuerten,
zeichnete sich Panik auf ihrem Gesicht ab.
    „Er ist nicht da. Er ist bei einer Tagung. Er wird
den ganzen Tag nicht kommen.“
    Für alle Fälle öffnete ich die Zimmertür und sah
nach. Er war nicht da. Seine Sekretärin meckerte, aber sie war nicht gewöhnt,
Besucher rauszuwerfen, und wußte sich nicht zu helfen.
    „Was jetzt?“ fragte Rawlings scharf.
    Ich überlegte einen Augenblick. „Sein Haus,
vermutlich.“ Ich drehte mich zur Sekretärin um. „War Alan Humphries eben hier?
Nein? Wahrscheinlich ist er besser zu Fuß als ich. Oder er kennt Burgoyne
besser.“
    Ich führte Rawlings die Treppe hinunter zum
Haupteingang.
    „Sie kennen sich hier ziemlich gut aus“, sagte er
argwöhnisch. „Sie wissen, wo dieser Dr. Burgoyne wohnt?“ Als ich nickte, fügte
er ironisch hinzu: „Sie und der Doc waren wohl sehr gute Freunde, oder?
Deswegen sind Sie auch so sicher, daß er es Ihnen nicht übelnehmen wird, wenn
Sie einfach so hereinplatzen.“
    „Dessen bin ich mir gar nicht sicher“, zischte ich
ihn an. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Wenn diese ganze Aktion
umsonst ist, dann hat Sie die Stadt Chicago einen Vormittag umsonst bezahlt.
Sie kann mir das in Rechnung stellen.“
    „Nur keine Aufregung, Ms. Warshawski. Wenn das
alles ist, worum Sie sich Sorgen machen, dann lohnt es sich nicht. Der Betrag
ist so gering, daß man ihn vergessen kann. Außerdem amüsiere ich mich
köstlich.“ Wir waren auf dem Besucherparkplatz angekommen. „Ihren Wagen oder
meinen?“
    „Ihren, natürlich. Wenn Sie ein Kollege wegen zu
schnellem Fahren anhält, können Sie berufliche Pflichten oder so was anführen.“
    Er lachte und steuerte auf sein Auto zu mit einer
Geschwindigkeit, die wie Schrittempo wirkte, mich aber fast zum Laufen
brachte. Er schloß die Türen auf, ließ den Motor an und fuhr los, noch ehe ich
meine Tür wieder schließen konnte. „Also gut, Ms. Warshawski, ich bin Wachs

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