Tödliche Unschuld
Lieutenant.«
»Ich bin noch nicht fertig.« Sie hörte die erhobenen Stimmen vor ihrem Büro. »Aber gleich beginnt bereits der nächste Akt. Willst du dir den wirklich noch antun?«
»Ich würde ihn um nichts in der Welt verpassen wollen.«
»Was könnte man dir auch schon bieten? Schließlich besitzt du schon alles, was das Herz begehren kann«, murmelte sie, bevor Chang wie ein Tornado in ihr Büro gewirbelt kam.
»Sie werden eine von mir geschriebene Erklärung abgeben. Sie werden sie sofort abgeben und die volle Verantwortung dafür übernehmen, dass eine Journalistin falsche Informationen zugespielt bekommen hat.« Er klatschte eine Diskette und einen Ausdruck vor ihr auf den Tisch. Seine Haare standen wirr um seinen Kopf und seine Augen blitzten wie die eines wilden Tieres.
»Weshalb sollte ich das tun?«
»Weil ich es Ihnen sage. Weil dies das letzte Mal gewesen ist, dass Sie meine Arbeit unterminiert haben. Das letzte Mal, dass Sie sich lustig gemacht haben über das, was ich hier tue.«
»Wie Sie sich benehmen, ist einfach lächerlich.«
Er trat auf sie zu. Wahrscheinlich hätte er ihr liebend gerne die Hände um den Hals gelegt und so lange zugedrückt, bis ihre Augen aus dem Schädel quollen, dachte sie. Aber ob es nun an ihrem herausfordernden Blick lag oder an Roarkes Gegenwart - er hielt sich zurück.
»Sie haben den Medien voreilig eine Story präsentiert. Sie haben Ihren Einfluss auf eine Reporterin für Ihre eigenen Zwecke ausgenutzt. Sie haben ein Fiasko ausgelöst, um von der Tatsache abzulenken, dass Sie mit Ihrer eigenen Arbeit kläglich versagt haben. Um - um vor der Öffentlichkeit gut dazustehen, haben Sie ein Chaos angerichtet, das ich aufräumen darf. Bürgermeister Peachtree wurde bisher weder unter Anklage gestellt noch vernommen. Trotzdem haben Sie dafür gesorgt, dass er in den Augen der Öffentlichkeit als Schuldiger dasteht.«
»So sieht es tatsächlich aus, nicht wahr? Nur eine Kleinigkeit muss ich verbessern. Und zwar die, dass ich besagter Journalistin die Infos nicht zugespielt habe.«
»Bilden Sie sich etwa ein, Sie könnten Ihren Hals dadurch aus der Schlinge ziehen, dass Sie mich belügen?«
Als sie ihr Körpergewicht etwas verlagerte, trat Roarke bewundernd einen Schritt zurück. Er fragte sich, ob Chang bewusst war, in welche Gefahr er sich begab.
»Ausgerechnet Sie wagen es, mich eine Lügnerin zu nennen?«
»Wer hat denn wohl eine persönliche Beziehung zu Nadine Furst von Channel 75? Wer gibt ihr regelmäßig Exklusivinterviews und Tipps?«
»Ich. Und wissen Sie, warum? Weil ich darauf vertrauen kann, dass sie nicht nur an ihre Einschaltquoten denkt. Diese Beziehung ist der Grund, weshalb, wer auch immer die Geschichte hat durchsickern lassen, darauf geachtet hat, dass sie sie in die Hand bekommt. So manövrieren für gewöhnlich Sie.«
Der Gedanke an zwei um einen Hals gelegte Hände erschien ihr plötzlich derart reizvoll, dass sie ihn unsanft packte, rücklings gegen die Wand knallen ließ und dann in die Höhe riss, bis er nur noch auf seinen Zehenspitzen stand. »Dieser Skandal und die öffentliche Empörung, die es einzudämmen gilt. Damit werden Sie eine Zeit lang richtig gut beschäftigt sein, nicht wahr?«
»Nehmen Sie Ihre Hände weg. Ich werde Sie wegen tätlichen Angriffs verhaften lassen.«
»Ja, und Sie können darauf wetten, dass eine ganze Truppe Polizisten den Raum hier stürmen wird, um Ihren öligen Arsch vor mir zu schützen. Sie werden jede Menge mit diesem Skandal verdienen - nicht nur die normalen Gebühren, sondern wahrscheinlich dazu irgendeinen Bonus, wenn alles nach den Vorstellungen Ihrer Auftraggeber verläuft.
Und wenn Sie in dem Zusammenhang auch noch mich aus dem Verkehr ziehen können, wird es doppelt schön. Haben Sie die Informationen an die Medien durchsickern lassen, Chang?«
Während sein Gesicht sich langsam grün verfärbte, schlug er verzweifelt auf ihre Hände ein. »Lassen Sie mich los, lassen Sie mich endlich los!«
»Haben Sie die gottverdammte Story an Nadine geschickt?«
»Nein! Das ist nichts, was man durchsickern lässt, ohne dass man genauestens darauf vorbereitet ist. Solange man keine Gegenstrategie entwickelt hat. Nicht ich habe die Infos weitergegeben, sondern Sie.«
»Nein, das habe ich nicht.« Als sie ihn endlich losließ, patschten seine Füße hörbar auf den Boden. »Denken Sie darüber nach. Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Büro.«
»Ich werde mich über Sie beschweren.« Er
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