Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
geschickt, Bailey?«, fragte ich.
Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. »Wir sind gleich zurück«, sagte sie zu Mario.
Einer der Polizisten rief uns hinterher. »Sie müssen noch eine Aussage machen. Entfernen Sie sich nicht so weit.«
Wir gingen ein Stück und bogen dann um die Ecke. Bailey führte mich zu ihrem Wagen. Cletus hatte sich auf dem Rücksitz ausgestreckt, eine Schachtel mit chinesischem Essen in der Hand. Bailey klopfte leise an, um ihn vorzuwarnen. Er setzte sich auf und schenkte uns ein Lächeln, das seine Zahnlücken zur Geltung brachte. Sie öffnete die Tür.
»Wie geht’s, Cletus?«
»Ganz gut, Missy. Cletus geht es ganz gut«, sagte er mit seiner rauen Stimme, die klang, als würde sie tief aus dem Innern der Erde kommen. »Ist allerdings nicht so gut wie deins«, sagte er mit Blick auf das Essen.
»Ich musste improvisieren«, entschuldigte sich Bailey.
»Cletus, möchtest du heute Nacht vielleicht lieber irgendwo drinnen bleiben?«, fragte ich. »Hier in der Gegend wimmelt es von Polizisten.«
Er runzelte die Stirn. »Was habt ihr beiden vor?«, fragte er misstrauisch.
»Fragen Sie nicht«, sagte Bailey.
Er schüttelte den Kopf. »Einem alten Mann derart mitzuspielen. Das ist nicht recht, das ist nicht recht.« Er seufzte. »Andererseits habe ich eine Mitfahrgelegenheit.« Er sah sich in Baileys Wagen um. »Das sollte ich vielleicht ausnutzen. Bringt mich zu Johnnie.«
Ich schaute Bailey an. Johnnie war im Moment nicht wirklich gut auf uns zu sprechen.
»Hast du etwas dagegen, wenn wir dich von jemand anderem fahren lassen?«, fragte ich. »Wir müssen noch eine Weile hierbleiben.«
»Kein Problem«, sagte Cletus und steckte die Gabel in seinen gebratenen Reis.
Wir kehrten zum Tatort zurück, um eine Mitfahrgelegenheit für Cletus aufzutreiben. Und um weitere Millionen von Stunden damit zu verbringen, Aussagen zu machen.
89
A m nächsten Morgen standen Bailey und ich bei Tagesanbruch auf. Eine von uns fand das toll.
»Weißt du was«, sagte ich, als sie mich um Viertel nach sechs wach rüttelte. »Eigentlich könntest du jetzt auch wieder nach Hause ziehen.« Ich rieb mir die Augen. »Und wieso überhaupt diese Eile? Ohne das ballistische Gutachten und die Ergebnisse der DNA-Untersuchung werde ich keine Anklage gegen diesen Typen erheben …«
Bailey fuchtelte mit ihrem Handy vor meinem Gesicht herum. »Die hast du. Das Blut an Simons Hemd ist von ihm, und die Pistole, die er bei sich hatte, ist dieselbe, mit der Gary erschossen wurde. Reicht dir das?«, fragte sie.
Das war die schnellste DNA-Analyse, die ich je erlebt hatte. Der Fall hatte eine Menge Leute auf Trab gebracht. »Reicht mir«, antwortete ich.
Bailey fuhr uns zum Gerichtsgebäude, vermutlich zum letzten Mal. Wenn Simons Mörder in Haft war, konnte ich auch wieder zu Fuß gehen. Obwohl wir Lilah nicht dabei erwischt hatten, wie sie das Haus ihrer Eltern betrat, war ich zuversichtlich, dass wir unseren frisch verhafteten Mörder davon überzeugen konnten, ihren Aufenthaltsort preiszugeben. Da Lilah außerdem wusste, dass wir die Beweise für den Unfall mit Fahrerflucht hatten, gab es auch keinen Grund mehr, uns umzubringen. Sie schien schließlich nach pragmatischen Gesichtspunkten zu morden.
Wir waren so früh dran, dass wir vor der morgendlichen Gerichtsmeute eintrafen und innerhalb von Sekunden einen Aufzug bekamen. Zwei Minuten später saßen wir in meinem Büro, und ich weckte meinen Computer.
»Haben wir einen Namen für unseren Täter?«, fragte ich.
»Chase …« Bailey holte ihren Notizblock heraus. »Chase Erling. Vor ein paar Jahren war er Türsteher im Les Deux. Aber sein eigentlicher Job – bevor er dann bei Lilah angefangen hat – war im Bereich Computer und Elektronik. Er hat für eine Firma namens Omni gearbeitet …«
»Computer und Elektronik?« Ich runzelte die Stirn. »Wie passt das denn ins Bild?«
»Das muss irgendetwas mit Lilahs Geschäften zu tun haben.«
»Meinst du, er ist bereit, irgendetwas über Lilah auszuspucken, wenn er sich dafür sein Zimmer im Knast aussuchen darf?«
Bailey schüttelte den Kopf. »Negativ, würde ich sagen.«
»Obwohl du das eigentlich nicht sagen solltest, weil es ziemlich dämlich klingt«, hielt ich fest. »Aber warum denn nicht?«
»Weil wir das hier im Futter seiner Jacke gefunden haben«, sagte sie und hielt ihr Handy hoch, auf dem ein Foto gespeichert war.
Ein Foto von einer Uhr. Einer TAG Heuer, um genau zu sein.
Ich runzelte die Stirn.
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