Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Prolog
E r stand da und lauschte, wie der Wagen die Einfahrt verließ. Als sich das Motorengeräusch in der Ferne verlor, sah Zack auf die Uhr: 9:36. Perfekt. Drei volle Stunden hatte er jetzt für sich allein. Beschwingt stieg er die Treppe mit dem dünnen Teppichläufer hinunter ins Souterrain. Das dumpfe Geräusch seiner Arbeitsstiefel hallte durchs leere Haus. Er hatte das Foto von dem Betthimmel dabei, den er in einer Zeitschrift gesehen hatte und nun nachbauen wollte. In diesen edlen Designerläden kostete das Ding sicher ein Vermögen, aber seine Kopie würde genauso gut werden, wenn nicht sogar besser – und das zu weniger als einem Zehntel des Preises. Ein Lächeln umspielte Zacks Lippen, als er sich Lilahs nackten Körper zwischen den hauchdünnen, verführerisch das Bett umwallenden Vorhängen vorstellte. Er atmete tief ein und vermeinte fast, ihr Parfüm zu riechen, als er sich seinen Fantasien hingab.
Die letzte Stufe nahm Zack im Sprung, dann ging er zu dem Korkbrett, das über seiner Werkbank hing, und pinnte das Foto dort fest. Er zog den Schreibtischstuhl mit der elastischen Rückenlehne vor und ließ sich auf die Sitzfläche fallen. Das Quietschen der überlasteten Federn zerriss die Stille in dem muffigen Raum, der eher einer Zelle mit Betonfußboden glich. Er war aber Zacks Paradies, vollgestopft mit dem besten Werkzeug, das er sich leisten konnte und über Jahre hinweg liebevoll zusammengetragen hatte. Schon als Kind hatte es ihn beruhigt und inspiriert, mit seinen eigenen Händen etwas herzustellen. Sein Bruder Simon nannte das immer seine Form von Zen. Zack schüttelte den Kopf. Simon hätte den perfekten Hippie abgegeben, wenn er nicht zwanzig Jahre zu spät geboren worden wäre.
An den Wänden hingen gerahmte Fotos von Zacks Werken: das Bücherregal mit den sieben Einlegeböden, die Zederntruhe mit den variablen Fächern, der Weinschrank, und jede dieser Arbeiten war besser geraten als die vorangegangene. Sein Blick blieb an dem Weinschrank hängen. Er musste daran denken, was für ein Aufwand es gewesen war, das Weinlaub in die Türen zu schnitzen. Das Stück wäre mindestens fünfhundert Dollar wert.
Zack beugte sich zur Werkbank vor, nahm einen Stenoblock vom Regalbrett darüber und zog einen Bleistift aus dem Bierkrug, in dem er seine Stifte aufbewahrte. Der Krug war ein Weihnachtsgeschenk seines Partners, der noch nicht lange dabei war und nicht wissen konnte, dass er, anders als die anderen Polizisten auf ihrer Wache, nicht viel trank.
Er rollte mit dem Stuhl zurück, legte seine Füße auf den Tisch und begann zu zeichnen. Wenige Minuten später war der erste Entwurf fertig. Er hielt die Zeichnung von sich weg, um sie besser erkennen zu können, als ihn ein Geräusch – ein sanftes Rascheln irgendwo in seinem Rücken – innehalten ließ. Schnell nahm er die Füße von der Tischplatte und drehte sich um.
Die plötzliche Bewegung am Rand seines Gesichtsfelds spürte er eher, als dass er sie sah. Bevor er reagieren konnte, krachte mit voller Wucht ein Amboss gegen seinen Kopf. Blutige Sterne explodierten hinter seinen Augen, als er vom Stuhl flog und mit dem Rücken auf dem Betonboden landete.
Zack öffnete die Augen und hörte gedämpft eine Stimme – seine eigene? – vor Schmerzen schreien. Jemand beugte sich über ihn. Wieder spürte er eine Bewegung, irgendetwas, das durch die Luft zischte. In einem klaren Moment erkannte Zack, was es war. Eine Axt.
Blankes Entsetzen erfüllte ihn, als er die Klinge auf sich herabsausen sah. In letzter Sekunde kniff er die Augen zusammen, als könnte er den Albtraum verscheuchen, aber die Axt traf ihr Ziel mit aller Macht. Gnadenlos durchtrennte sie den Hals bis hinab zur Wirbelsäule. Als die Klinge herausgezogen wurde, bäumte sich sein Körper auf und plumpste dann wieder zu Boden. Blut schoss aus der durchtrennten Halsschlagader. Erneut hob sich die Axt, sauste nieder, ließ Blut an die Wände spritzen. In einem unerbittlichen Rhythmus hob und senkte sie sich, immer wieder und wieder, trennte Arme und Beine ab, schlitzte den Unterleib auf, ließ verschlungene Eingeweide hervorquellen und einen bestialischen Gestank entstehen. Als die blutige Axt schließlich zu Boden fiel, hatte sich ein feiner roter Sprühregen über die Wände mit den glänzenden Andenken an Zacks Prachtexemplare verteilt.
1
Zwei Jahre später
I rgendetwas führte er im Schilde. Das allein hätte die Aufmerksamkeit auf den Mann im schäbigen Wollmantel lenken
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