Toedlicher Gesang
rannte zum Fenster. Es war direkt zum
Meer heraus, nichts als Wasser war unter ihr. „Dieses verfluchte Miststück!“,
ärgerte sie sich, dann ging sie zu dem am Boden liegenden Wesen. Es atmete schwer.
Dascha kniete bereits neben ihr und hob ihre Haare zur Seite. „Cindy“, stellte
sie fest und legte ihr die Hand auf den Rücken. „Musst du zurück ins Wasser?“,
fragte sie dann besorgt. Cindy hustete erneut, dann drückte sie sich mit den
Armen in eine halbwegs aufrechte Position. „Es geht schon, ich danke euch ...
aber wo ist Mama?“, fragte sie besorgt. Kira hatte inzwischen auf dem Boden ein
paar Kerzen entdeckt und diese angezündet. Jetzt konnten sie Cindy näher
betrachten. Sie sah genauso aus, wie man sich eine Meerjungfrau vorstellte;
lange helle Haare, die Brüste durch ein Tuch verdeckt und ein zartrosa
schimmernder Fischschwanz, der sanft auf und ab wiegte. An ihrem Hals
leuchteten dunkle Würgemale, an Armen und Rücken hatte sie auch Schrammen und
blaue Flecke. Sie schaute traurig und besorgt abwechselnd Dascha und Kira an.
„Deine Mama ist unten bei Emily ... sie ist verletzt, aber sie lebt. Kannst du
uns jetzt endlich mal erklären, was hier vor sich geht?“, fragte Dascha. Cindy
seufzte. „Meine Mama war genau wie ich eine Meerjungfrau. Damals gab es dieses
Internat noch nicht. Mein Vater war ein Urlauber, als er herkam. Er lernte
meine Mutter am Strand kennen, und er verliebte sich in sie. Er wohnte aber in
Kapstadt, also kam er nicht oft her. Aber jedes Mal, wenn er hier war, war er
mit Mama zusammen. Dieses Haus hier, meine Mama hat es sich genommen, als die
Besitzer starben. Da sie keine Kinder hatten, erhob auch niemand Anspruch. So
konnte sie vor Papa verstecken, dass sie eine Meerjungfrau war. Als er dann
sein Studium beendet hatte, kam er sofort her und die beiden heirateten. Noch
in der Hochzeitsnacht zeugten sie mich, so wurde Mama zum Menschen und von dem
Fluch befreit, ohne dass Papa von ihrem Geheimnis erfuhr. Aber als ich auf die
Welt kam, wurde ich wie sie von Freitagnacht bis Samstagnacht zu einer
Meerjungfrau. Erst war Papa entsetzt, dann erklärte Mama ihm alles. Dass der
Fluch auf die Töchter von Meerjungfrauen übergeht, wusste sie selber nicht. Sie
versteckten mich etwa drei Jahre lang, dann machte Papa eine riesige Erbschaft.
Da trafen sie den Entschluss, das Internat zu bauen um zum einen mir, aber auch
anderen Meerwesen helfen zu können. Denn in der Paarungszeit kommen sie genau
hier vorbeigeschwommen, wisst ihr?“, erzählte sie. „Warum gewähren sie Aqua und
Ligeia diesen Aufenthalt?“, fragte Kira. „Weil sie auch Meerwesen sind ...
meine Eltern helfen allen Meerwesen. Sie dachten, wenn die beiden satt wären,
würden sie wieder verschwinden ... aber sie blieben bis jetzt hier. Weil die
Sirene ihr Opfer noch nicht bekommen hat. Deshalb habe ich ja auch versucht,
euch Hinweise zu geben. Leider verbieten uns die Gesetze der Meerwesen, ein
anderes Meerwesen einfach zu verraten ... also musstet ihr zuerst von selbst
drauf kommen, bevor ich reden durfte“, erzählte sie weiter. „Oh mein Gott,
unser Plan! Wir stehen hier und reden, was ist, wenn sie Kyle jetzt schon haben?“,
fragte Dascha aufgeregt. Man sah richtig die Panik in ihr aufsteigen. Auch Kira
zuckte erschrocken zusammen. „Ich werde euch helfen. Bringt mich zu dem Fenster
und sagt mir, was ich tun soll. Eine Unterstützung von der Wasserseite aus ist
euch bestimmt hilfreich!“, schlug Cindy vor. Sofort zogen Dascha und Kira sie
hoch. „Warte in der Nähe vom Strandabschnitt, sodass wir dich rufen können!“,
gab Kira Anweisung, dann halfen sie ihr durch das Fenster. Cindy ließ sich mit
einem eleganten Rückwärtssalto ins Meer fallen und tauchte sofort weg. Kira und
Dascha schauten sich an, nickten sich zu und liefen zurück nach oben.
Kapitel 12: Finale
Dascha und Kira kamen
genau rechtzeitig wieder am Strand an. Emily saß mit ein paar anderen Schülern
an Deck, scheinbar hatte sie es geschafft, Lilith zu verstecken. Emily machte
eine Bewegung mit dem Kopf und Kira und Dascha schauten über ihre Schultern.
Ligeia kam mit Kyle zusammen, sie betraten gerade den Strand. Kyle war, wie
immer wenn er zum Strand kam, barfuß und trug Jeans und ein halb offenes
Hawaiihemd. Ligeia trug das Tuch um die Brust und die Hotpants, die sie
angeblich bei der Aufführung tragen wollte. Auch sie hatte keine Schuhe an.
Ligeia hatte sich an Kyles Arm geklammert und grinste Dascha überheblich
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