Toedlicher Gesang
durchlief sie vom Bauchnabel an abwärts, sie war umgeben
von hellem Licht und fiel ins Wasser, weil ihre Beine nachgaben. Sie wollte sich
wieder aufrichten, doch es ging nicht. Sie schaute an sich herab; statt ihrer
Beine wiegte ein bläulich schimmernder Fischschwanz auf und ab. Da begriff sie.
Sie rollte sich einmal herum und griff der Sirene an den Arm. Diese erstarrte
und schaute sie ungläubig an. „Nein ...!“, kreischte sie schrill, lies von
Dascha ab, die sich sofort keuchend zur Seite warf, und griff Emily an. „Dascha,
du weißt, was du machen musst!“, schrie Emily und ließ sich von Ligeia in
tieferes Wasser ziehen.
Dascha wusste nicht, wie
ihr geschah, als die Sirene plötzlich von ihr abließ und sich auf Emily
stürzte. Sie hustete und spuckte Wasser aus, bekam kaum Luft. Ihre Lunge
brannte wie Feuer, mühsam kämpfte sie sich auf die Knie. „Dascha, du weißt, was
du machen musst!“, schrie Emily ihr nochmal zu. Dascha starrte kurz auf den
Fischschwanz ihrer Freundin, dann zog die wütende Sirene sie auch schon in noch
tieferes Wasser. Dascha dröhnte der Kopf. Sie wusste, was sie tun sollte? Was
denn? Kira helfen? Weglaufen? Immer noch hustend wankte sie an den Strand, wo
Kyle immer noch wie eine Statue stand. Moment, Kyle! Dascha holte tief Luft,
richtete sich grade auf und wankte so schnell es ging zu ihm. Dann legte sie
ihm ohne ein Wort zu sagen die Hände auf die Schultern und küsste ihn
leidenschaftlich.
Emily hatte keine
Probleme, sich unter Wasser zu bewegen. Im Gegenteil, es fühlte sich so an, als
hätte sie in ihrem Leben nie etwas anderes getan. Sie konnte sogar atmen, über
ihren Rippen waren Kiemen. Das einzige Problem war die Sirene, die immer wieder
versuchte sie zu greifen und gegen die am Grund liegenden Steine zu schlagen.
Emily hoffte, dass Dascha das Richtige tun würde, und schaute sich nach Kira
um. Aqua hatte Kira mit einer Hand im Griff und versuchte sie herab zu ziehen,
doch Cindy war viel kleiner und flinker und schaffte es immer wieder, Kira ein
Stück nach oben zu stoßen, sodass diese Luft holen konnte. Leider erforderte
das ihr ganzes Geschick, sodass sie Aqua nicht angreifen konnte. Emily wusste,
wenn sie nicht bald das tun konnte, was sie tun musste, würde Kira ertrinken,
denn ihre Bewegungen wurden bereits schwächer. Immer noch wich sie der Sirene
aus, als diese plötzlich innehielt. Ligeia machte ein entsetztes Gesicht, dann
stieß sie einen schrillen Schrei aus und begann sich zu winden. Schnell schwamm
Emily um sie herum und auf Aqua zu. Kira schaute ihr entgegen und gurgelte. Als
Aqua Emily sah, ließ sie sofort von Kira ab und wollte fliehen. Doch Cindy
hatte blitzschnell reagiert und, während Kira sich nach oben kämpfte, einen
ihrer Schuhe gegriffen. Diesen schlug sie mit voller Wucht Aqua genau ins Auge,
als diese sich zur Flucht umdrehte. Aqua taumelte zurück und hielt sich
schreiend das Auge. Emily schoss zu ihr und legte ihr die Hand auf die Stirn.
„Ich erlöse dich“, sagte sie, und Aqua wurde schlaff. Dann sank sie zu Boden
und zerplatzte dort in Tausende von Sandkörnern, die im Wasser vor sich hin
wirbelten und langsam zu Boden sanken. Als Emily sich nach Ligeia umschaute,
sah sie auch nur Sandwirbel. Cindy kam zu ihr geschwommen und umarmte sie. „Du
hast uns gerettet! Ich hätte nicht gedacht, dass du eine Wasserfrau bist ...
und dass ein seelenloses Wesen, wenn man es segnet, verschwindet!“, sagte sie
aufgeregt. „Ich auch nicht“, gab Emily zu und die beiden schwammen zurück zum
Strand. Cindy blieb im Wasser, während Emily sich neben ihre Freunde fallen
ließ. Kira lag bewusstlos im Schatten der Klippe, aber sie atmete. Daneben saß
Kyle, an den sich Dascha gekuschelt hatte.
Epilog
Dascha, Emily, Cindy und
Kyle blieben noch lange auf dem Strandabsatz sitzen. Während sich Cindy und
Emily um die immer noch bewusstlose Kira kümmerten, saßen sich Dascha und Kyle
erst schweigend gegenüber. Dann fasste sich Dascha ein Herz und begann das
Gespräch mit ihm. „Kyle, bitte erklär mir, was da zwischen uns vorgefallen ist,
die letzten Tage. War der Drohbrief wirklich von dir? Und hast du dich wirklich
nur vor Ligeia gestellt, damit ich keinen Ärger bekomme?“, fragte sie
verunsichert. Kyle lächelte. „Ja, so war es tatsächlich. Als wir bei der
Strandparty dieses Wesen gesehen und den Knochen gefunden hatten, kam mir
sofort etwas komisch vor. Weißt du, ich hab ein sehr feines Gehör. Das
Kreischen des Wesens…
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