Toedliches Eis
eine kurze Pause auf einer Hügelkuppe machten. Die Sonne ließ den Schnee funkeln und glitzern. Justus streckte sich behaglich. »Wärme! Wer hätte gedacht, dass ich minus 30 Grad mal als warm empfinden könnte! Aber nach der letzten Nacht –«
»Hast du mich nicht verstanden? Wir haben einen Verdächtigen! So wie dieser Norsworthy sich heute früh verhalten hat, ist der zu allem fähig. Er grüßt nicht, ist unfreundlich und zudem absolut rücksichtslos. So einer wie der will um jeden Preis gewinnen.«
»Die anderen wollen aber auch um jeden Preis gewinnen«, entgegnete Justus. Er schloss die Augen und richtete das Gesicht wieder in die Sonne. »Wir haben nicht einen Verdächtigen, sondern acht! Wenn wir davon ausgehen, dass Francis theoretisch auch als Saboteurin infrage kommt. Dieser Norsworthy ist … Hey!«
Eine Ladung Schnee hatte den Ersten Detektiv am Kopf getroffen.
»Tut mir leid, aber ich konnte nicht anders.« Peter begann erneut einen Ball zu formen, was bei dem Pulverschnee nicht gerade leicht war. »Zuerst machst du uns alle wahnsinnig, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, und jetzt ist plötzlich alles ganz wunderbar, und Baxter Norsworthy ist der netteste Mensch der Welt. Vielleicht sollten wir ihn heute Abend ja mal zu einem gemütlichen Treffen am Lagerfeuer einladen.«
»Du verdrehst die Tatsachen! Zum einen habe ich nicht behauptet, dass ab jetzt keine Gefahr mehr auf uns zukommt, und zum anderen werden wir heute Abend kein Lagerfeuer machen müssen, weil wir dann nämlich in Beaver Falls übernachten. Und dort müssen alle Musher eine Pflichtpause von mindestens sieben Stunden einlegen, damit sich die Hunde erholen können. Und deshalb gibt es dort auch kostenlose Unterkünfte – warme Unterkünfte!«
»Und Duschen!«, fügte Bob hinzu.
»Gut, dann werden wir uns da einfach mal genau umsehen. Nach dem Duschen, natürlich.«
»Es schadet nicht, wenn wir ein wachsames Auge auf die Musher«, sagte Bob. »Und zwar –«
Der Rest des Satzes ging in Gebell unter. Die Hunde von Candace Duskin kämpften sich tapfer den Hügel hinauf, auf dem die Jungen ihren Rastplatz bezogen hatten.
»Hallo!«, rief sie ihnen zu. Die Jungen grüßten zurück, und Candace ließ die Huskys abbremsen. Einige von ihnen ließen sich sofort zu Boden fallen. Andere wiederum fraßen schmatzend ein paar Brocken Schnee, um sich abzukühlen.
»Heute hätte ich auch gerne einen Motorschlitten dabei!«
Wieder fiel Justus die raue Stimme der Frau auf, die so gar nicht zu ihrem Äußeren passte. Im Gegensatz zu Francis war sie schlank und hochgewachsen. Lange, blonde Locken drängten sich aus ihrer fellbesetzten und mit Eiskristallen überzogenen Kapuze und verliehen ihr das Aussehen eines Engels. »Meine Hunde sind nicht gerade gut in Form. Hoffentlich nimmt der Tierarzt in Beaver Falls nicht einen von ihnen aus dem Rennen.«
»Kommt das denn öfter vor?«, fragte Bob.
»Die tierärztlichen Kontrollen sind sehr streng. Wenn ein Hund sie nicht erfüllt, wird er wieder zurückgeschickt. Und wir dürfen die Hunde während des Rennens nicht ersetzen.«
»Dann drücken wir Ihnen die Daumen, dass Sie mit allen Hunden durchs Ziel kommen!«
»Danke. Ich hoffe, es hilft. Aber wenn ihr Francis Duskin auch die Daumen drückt, ist das Glück schon einmal geteilt.«
»Haben Sie sie getroffen? Sie müssen sie auf dem Trail doch überholt haben.«
»Ja. Francis und Jared gemeinsamg. Wir haben eine kurze Pause gemacht und unsere Hunde versorgt. Aber dann bin ich vor den anderen wieder aufgebrochen. Man will ja schließlich gewinnen!« Sie stieß einen schrillen Pfiff aus, und die Hunde sprangen auf. Man sieht sich!«
Die Jungen winkten ihr hinterher.
»Und noch eine Verdächtige«, meinte Justus.
»Candace Duskin?« Peter stemmte die Hände in die Hüften. »Sie ist nett und hübsch!«
»Bislang konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, dass sich kriminelle Energie nur auf Personen mit abschreckendem Äußeren beschränkt.«
»Rede du nur geschwollen. Ich sage dir, dieser Baxter Norsworthy ist mir nicht ganz geheuer. Und ich werde in Beaver Falls rausfinden, was er vorhat.«
Beaver Falls war ein Hundertzwanzig-Seelen-Dorf mitten in der Einöde. Die Bewohner, vom Greis bis zum Kleinkind, hatten sich alle versammelt, um die Musher zu begrüßen. Einige Frauen hatten Tapeziertische aufgebaut und servierten kostenlos selbst gebackene Kuchen und Waffeln. Alles in riesigen Portionen.
»Für uns ist das
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