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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Trotzdem hatten sie recht gehabt. ›North Country Wind‹ gehörte zu jenen seltenen Büchern (wie auch ›Middlemarch‹ und ›Persuasion‹), deren Vorbereitung ein ganzes Leben braucht. In diesem Roman – und das hatte für Kate keine geringe Rolle bei der Entdeckung von Max’ wirklichen Eltern gespielt –
    erlebte die Heldin eine Liebesaffäre mit dem prominentesten Mann der Stadt, einem Witwer. Das war ein äußerst schockierendes Verhalten in einem Städtchen, wie es in dem Roman beschrieben wurde, aber die leidenschaftliche Beziehung war mit großem Können ge-schildert worden: mit großem Können und mit einem Wissen darum.
    Die Whitmore war jung gestorben. Frederica hatte die konventio-nellste und von ihrer Zeit am höchsten honorierte Lebenserfüllung gefunden. Cecily hatte lange genug gelebt, um etwas zu erlangen, was großer Ruhm werden würde. Wer weiß? Vielleicht würde Max’
    Biographie auch die Whitmore wieder berühmt machen, wie es Gerry Marstons Studie möglicherweise getan hätte.
    Jetzt konnte Kate nur noch die versiegelten Briefe nach Wallingford bringen und die Geschichte ein für allemal aus ihrem Bewußtsein verbannen. In einem unbeschwerteren Moment hatte sie einmal zu Reed gesagt, ihr Rat an Max gleiche dem der Lady Bracknell an Jack Worthing: »Ich möchte Ihnen raten, Mr. Worthing, sich mit größter Anstrengung um ein männliches und weibliches Elternteil zu bemühen, ehe die Saison ganz vorbei ist.« Mit einiger Überredungskunst hatte Max den Elternteil herbeigeschafft.
    Beim Gedanken an Elternschaft fiel Kate ein: So, wie Max einen echten Elternteil gefunden hatte, hatte Leo zwei Ersatzeltern adoptiert. Sie hörte, wie die Tür zuschlug; Leos Heimkehr ging nie leise vor sich. Na gut, dachte sie, als Leo sie und das Päckchen Briefe neben ihr ansah, egal, wie viel wir vermasselt haben mögen, wir haben es immer noch besser gemacht als seine wirklichen Eltern –
    auch wenn dazu nicht viel gehört.
    »Was machst du?« fragte Leo. »Normalerweise hockst du zu dieser Zeit immer über deinen Schreibtisch gebeugt.«
    »Ich pfeife im Dunkeln, das tue ich. Wie geht es dir?«
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    »Es ist alles vorbei«, sagte Leo. »Jedenfalls in der Hauptsache.
    Harvard sagt, dieses Jahr können sie nicht aufgenommen werden, und für das nächste würde man es sich noch einmal überlegen. Die Eltern sausen aufgeregt in der Schule herum. Der größte Teil der Lehrer meint, die Sache sei nicht richtig angefaßt worden, aber ich beherzige Reeds Rat, lächle nur freundlich und halte mich zurück.
    Ich gehe nur noch zum Unterricht.«
    »Ich weiß, wie du dich fühlst, oder ich glaube zumindest, es zu wissen. Du nimmst dir irgend etwas vor, eine kleine Sache, tust sie, und plötzlich wird sie zu einer Flutwelle, der Schwung läßt nach, aber es gibt keine Möglichkeit mehr, die Sache zurückzudrehen.
    Auch wenn du geglaubt hast, alle Folgen voraussehen zu können, so konntest du doch das Tempo nicht ahnen, in dem sich die Dinge entwickelten.«
    »Du hörst dich an, als hättest du die gleiche Erfahrung gemacht.«
    »Nicht unter den gleichen Umständen vermutlich, aber die gleiche Erfahrung.«
    »Der Direktor meint jetzt – natürlich nicht mir gegenüber, aber so was spricht sich rum –, er hätte sofort gehandelt, wenn ihn nicht alle Jungen belogen hätten. Natürlich haben Finlay und Ricardo gelogen, und zwar mit jedem Atemzug, aber auch die, die er ins Direktor-zimmer gerufen und gefragt hat, ob sie Finlay in dem Examen gesehen hätten. Er sagt, er hätte sich in der Sache korrekt verhalten –
    jedenfalls heißt es, daß er das von sich behauptet.«
    »An deiner Stelle würde ich nicht mehr darüber nachdenken. In diesem Fall kann er doch nur dankbar sein, daß die Sache zur Sprache kam und er sich nicht der Mitwisserschaft schuldig gemacht, sie gar stillschweigend geduldet hätte – Reed wüßte, wie man das juristisch nennt. Und wir beide, Leo, können nur sagen: Pfui! Er sollte keine Schule leiten, in der solche Dinge geschehen, in der die Studenten lügen, in der – ach, zum Teufel damit. Aber erwarte nicht, daß er dankbar ist. Das wird er nie sein.«
    »Habt ihr wirklich ›Pfui!‹ gesagt, als ihr jung wart?«
    »Eines Tages, Leo, erzähle ich dir, wie alt ich werden mußte, bis ich erfuhr, daß das längst nicht das schlimmste Schimpfwort im Repertoire ist.«
    »Es gibt übrigens noch eine Neuigkeit. Wir spielen am 14. Juni, das ist ein Sonntag, gegen das zweitbeste Team. Die Einnahmen

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