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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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Arbeitszimmer zurück.
    Sethos war noch immer bewusstlos, als Tychon seine Instrumente und Arzneien bereitlegte. Er merkte auch nicht, dass das Mädchen, das ihn in der Arena abgelenkt hatte, sich nochan der Tür herumdrückte. Livia sah aufmerksam zu, wie der Arzt sein Besteck in das kochende Wasser legte und mit langen Metallzangen wieder herausholte.
    Tychon nickte seinen Helfern zu, die Sethos’ Arme und Beine ergriffen und festhielten. Denn nun entkorkte der Grieche die Flasche mit der Flüssigkeit, die er eben noch zum Händewaschen benutzt hatte. Der beißende Essiggeruch breitete sich im Zimmer aus, als er sie in die offene Wunde leerte. Sethos schrie auf und schlug wild um sich, doch die Männer stemmten sich dagegen. Livia hielt sich die Ohren zu und verließ den Raum.
    Als sie später zurückkam, lag Sethos reglos und blass auf dem Bett. Ein sauberer Verband bedeckte seine Schulter und der Arzt war dabei, sein Besteck wieder einzupacken. Seine Helfer wischten das Blut auf.
    »Lebt er noch?«, flüsterte sie.
    »So gerade«, antwortete der Arzt. »Ich habe ihm ein starkes Betäubungsmittel verabreicht, sodass es noch eine Weile dauern sollte, bis er aufwacht. Abends werde ich noch einmal nach ihm sehen. Sorge in der Zwischenzeit mit Fächern und Wasser dafür, dass er Abkühlung bekommt. Er wird Durst haben. Tröpfle ihm das Wasser in den Mund, sieh her, so geht das. Heute Abend bringe ich Heilkräuter mit, die du ihm geben kannst, wenn er aufwacht.«
    Nachdem Tychon mit seinem Gefolge gegangen war, zog Livia einen Stuhl heran, setzte sich ans Sofa und berührte sanft Sethos’ Stirn. Sie war glühend heiß. Vorsichtig fischte Livia das Tuch aus der Wasserschüssel, wrang es aus und ließ einige Tropfen auf seine Stirn fallen. Als das Wasser in seineHaare, über seine Wangen und Lippen lief, zuckte er zusammen, doch er schlug die Augen nicht auf.
    »Ah, Livia.« Flavia kam ins Zimmer. »Ich werde die erste Krankenwache übernehmen. Geh jetzt und spiel auf deiner Kithara. Wir erwarten von dir, dass du bei dem Festmahl heute Abend dein Bestes gibst.«
    Livia stand wortlos auf und ging zur Tür. Doch sie blieb noch kurz hinter dem Vorhang in der Tür stehen.
    Flavia setzte sich und begann, Sethos’ Gesicht und Brust sanft zu waschen. Livia hörte sie seufzen und beobachtete, wie sie Seths Hand in ihre Hände nahm. Mit großen Augen sah das Mädchen zu, wie Flavia die Hand an ihre Lippen führte und jeden Finger einzeln küsste.
    Und zum zweiten Mal an diesem Tag zwang sie sich, aus Seths Zimmer zu verschwinden. Livia lief an mehreren verblüfften Sklaven vorbei durch die ganze Villa bis in den hintersten Winkel des Gartens, wo sie sich unter dem hängenden Blattwerk des Kirschbaums versteckte. Dort warf sie sich auf den Boden und weinte. Und dort wäre sie auch geblieben, wenn der Koch nicht die Magd Ochira geschickt hätte, einige Lorbeerblätter zu pflücken. Livia duckte sich in den Schatten des Baumes, bis sie wieder gegangen war, und schlich dann schnell und leise ins Haus zurück, in die Sicherheit ihres Schlafgemachs.
    Ihre Kithara lehnte an der Wand. Livia setzte sich mit dem Instrument auf das Sofa und hielt es bequem auf dem Schoß. Dann ließ sie geistesabwesend die Finger über die Saiten gleiten und verbot sich jeden weiteren Gedanken. Ihre Finger spielten wie von selbst tröstliche Melodien; Klänge, die ihrFrieden und eine neue Entschlossenheit brachten. Als sich der feste Griff der Furcht um ihre Kehle allmählich lockerte, begann sie unbewusst zu singen.
    Domitus, der in seinem Arbeitszimmer den Warenbestand des letzten Seetransports überprüfte, lauschte den lieblichen Klängen, die durch das marmorne Atrium schwebten, und freute sich über Livias Fertigkeit. Ihre wundersam fesselnde Stimme und ihr musikalisches Talent kamen auch seinem eigenen Ansehen zugute. Obwohl er selbst keinen Sinn für Musik hatte, merkte er sehr wohl, wie sie mit ihrem Spiel das Publikum in den Bann schlug. Cassius Malchus, der Prokurator höchstpersönlich, war wie verzaubert. Er war so hingerissen von Livia, dass er bereits um ihre Hand angehalten hatte, als er sie erstmals beim Matralia-Fest hatte spielen hören.
    Domitus lachte in sich hinein. Das hätte er sich selbst nicht besser ausdenken können. Und heute Abend kam Cassius als Ehrengast zu ihm. Livia musste ihn unbedingt noch einmal umgarnen, denn nach dem Essen sollten die Verlobung besiegelt und der Ehevertrag besprochen werden. Domitus war sicher, dass

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