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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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Auf der Suche nach Livia ließ er den Blick durch die wogende Menge schweifen.
    Und dann entdeckte er sie am Bäckerstand, wo sie an einem Stück Mandelkuchen knabberte. Sie hatte das Gesicht abgewandt, doch er erkannte sie sofort. Ein schönes violettes, mit Gold durchwirktes Seidentuch bedeckte ihr Haar. Sie trug eine schwere weiße Tunika mit elegantem Saum in Dunkelrot. An ihrem Handgelenk funkelten drei mit Edelsteinen besetzte Armreifen. Ein dicker glänzender Ehering versetzte Seth einen Stich ins Herz. Ihre ganze Aufmachung unterstrich, dass Livia die Frau eines steinreichen Mannes war. Gleichzeitig sah sie so unglücklich aus, dass es Sethos in der Seele wehtat. Sie aß ohne Genuss. Der Kuchen interessierte sie überhaupt nicht; sie sah sich die ganze Zeit nervös um.
    Seth musste nichts unternehmen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Blicke wurden magisch voneinander angezogen. Livia erstarrte und ihm ging es genauso. Das freudige Lächeln, das ihr Anblick auf seine Lippen gezaubert hatte, wurde von einer Woge der Wut weggewischt. Ihr Gesicht war übel zugerichtet: Ein bereits heilender, aber noch geschwollener Schnitt zog sich über ihre Wange, am Unterkiefer prangteein blauer Fleck und ihre Lippen waren aufgedunsen und gesprungen. Seth bekam vor Ärger kaum noch Luft und untersuchte sie rasch mit Blicken auf weitere Verletzungen, doch unter dieser Art von Kleidung blieb alles verborgen.
    Wütend marschierte Seth auf sie zu. Sie riss vor Schreck die Augen auf und wies schweigend nach links, wo ihr Wächter stand, ein kräftiger kriegerisch blickender Mann mit struppigem rotem Haar und militärischer Haltung. Er gab sich keine Mühe, den Dolch im Gürtel und das Schwert über dem Rücken zu verbergen.
    Seth war unbewaffnet und verletzt und er schuldete es allen Beteiligten, unerkannt zu bleiben. Deshalb unterdrückte er den überwältigenden Wunsch, den Wächter zu töten und das Mädchen zu befreien. Er hatte schon vor Jahren gelernt, dass man als Kämpfer seinen Zorn unter Kontrolle haben musste. Es war lebenswichtig, sich hier und jetzt zu beherrschen, sonst brachte er sie alle in höchste Gefahr.
    Als Seth sich auf Livia zubewegte, streckte sie plötzlich eine Hand zu dem Wächter aus.
    »Otho, Cassius hat mich ausdrücklich gebeten, ihm neue Würfel zu kaufen. Mir ist ein wenig schwindelig … könntest du das bitte für mich übernehmen? Da hinten an der Treppe habe ich einen schönen Spieleladen gesehen. Ich warte hier mit Sabina.«
    Livia zog eine Geldbörse hervor und gab dem Wächter drei Münzen.
    Der Mann sah nicht so aus, als kümmerte es ihn, ob seiner Schutzbefohlenen schwindelig war, doch zu Seths großem Erstaunen machte er sich auf den Weg zu dem beschriebenen Geschäft. Sofort lief Sethos zu Livia und zog sie leidenschaftlichan sich. Er spürte, wie sie schluchzend erbebte, als sie sich an seine Brust schmiegte.
    Er sah ihr ins Gesicht. »Wer hat dir das angetan?«, fragte er wütend.
    »Cassius ist jetzt mein Mann«, antwortete sie schlicht.
    »Ich bringe ihn um!«, knurrte Seth.
    Livia schüttelte den Kopf. »Seth, du kannst dir nicht vorstellen, wie er ist.«
    Er musterte ihr verletztes Gesicht und zog seine Schlüsse.
    »Du musst mit mir fortgehen, Liebste«, stöhnte er.
    »Nicht jetzt. Noch nicht!«, erwiderte sie warnend und wischte sich wütend eine Träne von der Wange.
    »Herrin!« Sabina hatte vor Angst die Augen aufgerissen. »Hier können uns alle sehen und Otho kommt gleich zurück!«
    Seth ballte die Fäuste und rang nach Luft. Er war so aufgebracht, dass er jemanden schlagen wollte. Es ging ihm entschieden gegen den Strich, nichts tun zu dürfen.
    Livia legte ihm die Hand auf den Arm, damit er nichts Unbedachtes tat.
    »Livia, wann kann ich dich wiedersehen?«
    »Herrin! Otho kommt! Jetzt!«
    »Geh, Sethos! Ich schicke dir eine Nachricht.«
    Er brachte es nicht über sich, sie zu verlassen.
    »Bitte, mein allerliebster Seth …«, flehte sie ihn mit erstickter Stimme an und wandte sich ab.
    Er zog sich in den Schatten der Säulen zurück und musste hilflos zusehen, wie seine schöne Livia außer Reichweite geführt wurde. Es war unerträglich. Er musste rennen, musste die zerstörerische Energie, die in ihm brodelte, irgendwieloswerden. Doch römische Bürger in Toga und Mantel rannten nicht. Sie bewegten sich zügig und zielgerichtet.
    Alles in ihm rebellierte, als er das Forum in disziplinierter Manier verließ, doch er verfügte über außergewöhnliche

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