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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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hatte noch nicht einmal das Fläschchen und die Pipette wieder eingeräumt, sie lagen noch neben dem Mikroskop auf dem Tisch. Bei ihrem Anblick klopftemein Herz schneller und ich traf eine spontane Entscheidung.
    Wenn ich das Experiment wiederholen wollte, brauchte ich einige normale T-Zellen.
    Kein Problem, mein Körper war voll davon. Eilig holte ich einen Zirkel aus der Tasche, stach mir in den Finger und schmierte das Blut auf einen sauberen Objektträger. Dann nahm ich das Fläschchen, fügte einen Tropfen daraus hinzu, schob das Ganze unter das Mikroskop und stellte es scharf.
    »Unglaublich!«, hauchte ich beim erneuten Zusehen. Selbst in Zeitlupe ging es rasend schnell: Befall, Replikation, Explosion … Verschwinden … und dann ein vollständig leerer Bildschirm.
    Minutenlang starrte ich nur auf diesen Bildschirm. Da es sich hier um reine Wissenschaft handelte, musste es eine logische Erklärung geben. Irgendetwas war mir wieder entgangen. Ich stand auf, um den Versuch noch einmal durchzuführen.
    Also nahm ich wieder den Zirkel, stach mir noch mal in den Finger und schmierte mein Blut auf einen frischen Objektträger. Dann griff ich zu dem Fläschchen …
    »Eva Koretsky! Wieso sind Sie denn immer noch hier?« Dr. Franklin und Professor Ambrose waren wieder da. Ich war dermaßen in das Experiment vertieft, dass ich zusammenzuckte und den Inhalt der kostbaren Ampulle auf meine Finger und den Boden verschüttete.
    »Oh, mein Gott, es tut mir so leid!«, rief ich.
    Professor Ambrose sah mit versteinerter Miene auf das halb leere Fläschchen.
    »Sie wissen genau, dass Sie sich ohne Aufsicht nicht im Labor aufhalten dürfen, Eva! Ich kann nur hoffen, dass es sich um keine wertvolle Substanz handelt, Professor Ambrose?«
    Ich hielt die Luft an.
    Der Professor starrte noch einen Augenblick auf die kleine Pfütze am Boden, ehe er, ohne aufzublicken, sagte: »Aber nein, davon habe ich mehr als genug.«
    »Das erleichtert mich ungemein. Na dann, Eva – gehen Sie jetzt lieber endlich zum Mittagessen.«
    »Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich gehe gleich, nachdem ich aufgewischt habe.«
    »Gehen Sie ruhig sofort, Eva«, sagte Professor Ambrose und schob mich sanft zur Tür. »Ich mache das schon. Haben Sie vielleicht ein Stück Küchenpapier, Dr. Franklin?«
    Sie ging los, um eins zu holen.
    »Also, ja … äh, vielen Dank, Herr Professor. Entschuldigen Sie vielmals«, murmelte ich an der Tür. »Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen, Eva. Wir laufen uns sicher bald wieder über den Weg.«
    Mir blieben genau sechs Minuten. Ich rannte in den leeren Speisesaal, aber es gab nichts mehr zu essen. Deshalb lief ich gleich weiter zu meinem Mathekurs, während ich in Gedanken weiterbrütete.
    Als sich die Stunde dem Ende zuneigte, war mir ein wenig schwindelig. Ich sollte vor der Bandprobe lieber noch etwas essen, dachte ich, packte meine Sachen und stand auf. Uups, das war zu schnell. Alles drehte sich. Ich taumelte ausgesprochen unanmutig, bis Rob Wilmer mich festhielt.
    »Alles klar?«, fragte er.
    »Kein Mittagessen … und ehrlich gesagt, habe ich auch nicht gefrühstückt. Geht gleich wieder.«
    »Hier, wie wäre es damit?«
    Er gab mir einen halben Marsriegel.
    Ich schälte ihn aus der Verpackung. »Super«, sagte ich dankbar.
    Nach einer halben Stunde Kunstgeschichte war mir sehr heiß. Glühend heiß. Ich zog mein Kapuzenshirt aus, doch ich schwitzte immer noch. Ich wischte mir die Stirn trocken. Anscheinend hatte ich Fieber.
    Für eine Erkältung hatte ich nun wirklich keine Zeit. Doch ehe ich mir weiter Sorgen machen konnte, bekam ich schreckliche Bauchschmerzen. Oh Gott, war mir schlecht! Dieses blöde Mars! Wann hatte Rob das angebrochen? Ich stand schnell auf, doch das war keine gute Idee. Der Raum drehte sich, immer schneller und schneller. Er sollte wenigstens so lange innehalten, bis ich zur Tür fand. Doch während ich sie noch suchte, wurde mir schwarz vor Augen, und als ich den Aufprall hörte, wusste ich, dass ich zusammengebrochen war.

Raserei
    Londinium
152 n. Chr.
    Seth machte sich mit der gleichen Zielstrebigkeit, Energie und Konzentration, die er in der Arena an den Tag gelegt hatte, an die Wiedererlangung seiner Kräfte. Er quälte sich durch Schmerzen, Müdigkeit, zitternde Glieder und den täglichen Aderlass, ohne seinem Körper eine Pause zu gönnen. Dabei wurde er nicht nur von dem Bedürfnis getrieben, seine alte Kraft und Stärke wiederzuerlangen, sondern auch von Scham. Es ließ ihm

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