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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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schreckliche Einsamkeit die Strafe für seine Liebe zu ihr? Oder dafür, dass er sie hatte sterben lassen?
    Und wenn schon. Er hatte es verdient.

Spiegelung
    »S-Seth?«
    Sethos schlug die Augen auf. Das Morgenlicht kämpfte sich durch sein kleines Fenster. Blinzelnd setzte er sich hin. Matthias stand wie erstarrt mit aufgerissenen Augen an der Tür.
    »MATTHIAS!«, keuchte Seth, sprang auf und lief zu ihm. »Beim Zeus, ist das schön, dich zu sehen!«
    Er wollte seinen Freund umarmen, doch Matt machte einen Satz rückwärts, als hätte ihn der Blitz getroffen.
    »Was ist denn? Was hast du?«
    »Seth?«, krächzte Matthias. »W-wie ist das möglich?«
    Seth musste schlucken. Matthias’ Blick war noch immer wild und entsetzt.
    »Matt?«
    »W-was bist du?«, fragte Matt mit rauer Stimme.
    Seth runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Seth – sieh dich doch an!«
    Als Seth an sich hinuntersah, fiel ihm nichts Außergewöhnliches auf. Die Tunika saß richtig, Arme, Beine, Füße, alles da. Er blickte Matt fragend an.
    »D-deine Schulter …«
    Seth straffte die Schultern. Nichts dran auszusetzen. Aberdie Beklommenheit, die er am Vortag noch verdrängt hatte, erfasste ihn von Neuem.
    »Und d-dein Bein?«
    Was war mit seinem Bein? Ach, ja  – der Messerstich. Er rieb mit dem Daumen über seine Wade – sie war vollständig verheilt.
    Matt streckte vorsichtig die Hand aus und legte sie auf Seths Brust. Er spürte den stetigen Schlag seines Herzens.
    »Das kann nicht sein, Seth. Du solltest nicht hier sein. Kannst du dich denn an nichts erinnern? Weißt du noch, wie du zur Kaserne zurückgekrochen bist? Ich konnte dir nicht mehr helfen. D-du hast aufgehört zu atmen … dein Herz ist stehen geblieben … du bist … gestorben!«
    Seth schüttelte langsam den Kopf.
    Ja, er erinnerte sich.
    Seit er am Vortag aufgewacht war, wusste er, dass die Welt sich irgendwie auf eine beunruhigende Art und Weise verschoben hatte. Sie war dieselbe – und auch wieder nicht. Die menschenleere Kaserne … die vertrauten Straßen … das Licht … das Schimmern …
    Jetzt war er gezwungen, sich der Frage zu stellen, der er bisher ausgewichen war.
    Er fühlte sich nicht tot, aber er wusste auch nicht, wie man sich als Toter fühlen sollte.
    Aber … falls er tot war, was hatte er dann in Londinium zu suchen? Sollte er nicht mittlerweile im Hades angekommen sein? Und – diese Frage war noch viel wichtiger – was machte Matthias hier?
    Seth sah ihn an.
    Matthias tigerte mit gerunzelter Stirn durch den kleinen Raum.
    Keiner von beiden fand die richtigen Worte für das Durcheinander in ihren Köpfen.
    Schließlich griff Matt nach dem Krug mit Honigwein, den Seth aus dem Haus des lanista mitgebracht hatte, und leerte ihn in einem Zug.
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab, räusperte sich und sagte: »Seth, ich würde sagen, ich bin auch tot.«

Dunkle Träume
    London
2012 n. Chr.
    Schon wieder renne ich … von Angst getrieben … Irgendwas Schreckliches ist hinter mir her und jagt mich durch die Finsternis … Doch da hinten in der Ferne … in Licht getaucht … so hell … grell … es drängt mich vorwärts … die Dunkelheit atmet … wirbelt … holt mich ein … verdrängt die Luft … Schattenfinger strecken sich aus … fassen mich … Arme packen mich, fesseln mich … kein Ausweg … NEIN!
    Ich wollte schreien.
    Kein Ton kam heraus. Mein Hals tat weh. Irgendwas steckte in meinem Mund. Ich hob die Hand, um es zu packen. Meine Hand war schwer, etwas zog daran. Ich konnte die Arme nicht bewegen. Dann öffnete ich die Augen.
    Ich lag in einem Krankenhausbett. Die Monitore piepten und überall waren Schläuche: in meiner Hand, in meinem Mund, in meiner Nase … Ärzte und Krankenschwestern … aber … aber irgendwer war nicht da. Ich sah mich erschrocken um, während ich versuchte, mich an ein Gesicht zu erinnern. Ich forschte wie verrückt in meinem dröhnenden Schädel, aber das Einzige, woran ich mich erinnern konnte,war – Entsetzen. Mein Herz schlug wie wild in meiner wunden Brust, jeder Atemzug tat weh.
    »Puh – das war knapp!«, sagte einer der Ärzte.
    Er betrachtete mich mit einem sonderbaren Blick, maß meinen Blutdruck und die Temperatur, schrieb etwas auf und beriet sich flüsternd mit den anderen Leuten, die um mein Bett herumstanden.
    Ich schloss die Augen wieder. Was sollte das alles? Zu anstrengend – da dämmerte ich lieber wieder weg. Vergessen. Ruhe.
    Als ich das nächste Mal aufwachte,

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