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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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    Vor drei Monaten wäre ich fast gestorben.
    Seitdem ist für mich nichts mehr so, wie es vorher war.
    Es geschah am letzten Schultag. Ich ging gerade über den Parkplatz bei der Turnhalle, als mir ein Ohrring runterfiel - ein gehämmerter Silberreif mit einem Verschluss, der nie richtig zu sitzen schien. Aber es waren trotzdem meine Lieblingsohrringe, die mir meine Mutter ein paar Monate zuvor zu meinem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte.
    Ich kniete mich hin, um auf dem Pflaster nach dem Ohrring zu suchen. Alles Weitere geschah mit so rasender Geschwindigkeit, dass es sich anfühlte wie drei Sekunden eines unscharfen Films: Gloria Beckhams Wagen fuhr über den Parkplatz auf mich zu. Ich hockte da wie festgefroren auf Händen und Knien und ging davon aus, dass der Wagen plötzlich stehen bleiben würde, wenn Gloria mich sah.
    Aber er blieb nicht stehen.
    Er raste immer weiter auf mich zu und auf die beiden
Hockeynetze, die Todd McCaffrey mitten auf dem Parkplatz hatte stehen lassen, während er noch einmal hineinging, um weitere Ausrüstung zu holen. Irgendwann hörte ich Todd schreien: »Stopp!« Dann bretterte der Wagen mit einer solchen Geschwindigkeit über die Hockeynetze, dass sie unter der Kühlerhaube zerquetscht wurden.
    Und der Wagen blieb noch immer nicht stehen, sondern hielt unbeirrt weiter auf mich zu.
    Ich nehme an, dass sich mein Herzschlag beschleunigte, dass mein Adrenalin dieses Hormonpumpen-Dings in Gang setzte, was den Körper auf das vorbereiten soll, was als Nächstes geschieht. Aber auf das, was als Nächstes geschah, hätte mich nichts vorbereiten können.
    Wie ich aus dem Weg geschubst wurde.
    Wie meine Schultern mit solcher Wucht gegen den Bordstein rammten, dass mein Rücken noch wochenlang mit blauen Flecken und Kratzern übersät war.
    Wie meine Haut brannte, als mein Hemd hochgeschoben wurde und mein Rücken über das Pflaster schlitterte.
    Und auf die seltsame Art und Weise, wie er mich berührte.
    »Alles okay mit dir?«, fragte der geheimnisvolle Junge.
    Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen - um ihn zu fragen, was geschehen war, um mich nach Gloria zu erkundigen und herauszufinden, wer er war.
    Aber dann: »Schsch... versuch nicht zu sprechen«, flüsterte er.
    Die Wahrheit ist, ich konnte gar nicht sprechen. Ich hatte das Gefühl, mein Brustkorb wäre aufgeplatzt, so als
hätte mich jemand entzweigebrochen und mir die Luft zum Atmen genommen.
    »Blinzle einmal, wenn alles okay ist«, fuhr er fort. »Und zweimal, wenn du ins Krankenhaus musst.«
    Ich blinzelte einmal, obwohl ich das ehrlich gesagt gar nicht wollte. Denn obwohl es wirklich nicht der geeignete Moment war, um einen Jungen anzuhimmeln, wollte ich einfach nicht aufhören, ihn anzusehen, nicht einmal für einen einzigen kurzen Augenblick - sein scharfkantiges Gesicht, seine dunkelgrauen, mit Gold gesprenkelten Augen und diese blassrosa Lippen, die besorgt zusammengekniffen waren.
    Er warf einen Blick zurück über die Schulter auf der Suche nach Todd, der hinübergelaufen war, um Gloria zu helfen.
    »Ich hab den Notarzt angerufen!«, rief Todd.
    Der Junge, der vermutlich ein oder zwei Jahre älter war als ich, wandte sich wieder mir zu. Seine Schultern, die sich breit und stark unter seinem dunkelblauen T-Shirt abzeichneten, schwebten direkt über meinem Brustkorb. »Bist du sicher, dass mit dir alles okay ist?« Sein Gesicht war so nah, dass ich seine Haut riechen konnte - eine Mischung aus Zucker und Schweiß.
    Ich nickte und atmete aus, erleichtert, dass meine Lungen noch immer funktionierten. »Was ist mit Gloria?« Ich bewegte stumm die Lippen.
    Er schaute wieder zu ihrem Wagen hinüber, der endlich auf halber Höhe eines mit Gras bewachsenen Hügels zum Stehen gekommen war.
    Dem Jungen wurde vielleicht bewusst, wie nahe wir uns
waren, denn er hockte sich zurück auf seine Fersen und fuhr sich mit den Fingern durch die perfekt verstrubbelten dunklen Haare.
    Und dann berührte er mich.
    Seine Hand ruhte auf meinem Bauch, ich glaube eher zufällig, weil ihn die Geste fast noch mehr zu überraschen schien als mich. Er starrte mich mit neuer Intensität an, die Augen weit aufgerissen, die Lippen leicht geöffnet.
    »Was ist?«, fragte ich und bemerkte die Narbe an seinem Unterarm - einen schmalen Schnitt, der sich in zwei Richtungen teilte wie ein geborstener Baumstumpf.
    Anstelle einer Antwort drückte er seine Handfläche noch stärker gegen mich und schloss die Augen. Sein Handgelenk streifte die nackte

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