Toedliches Konto
Chef. Alle waren mit dem Verlauf der Pressekonferenz zufrieden.
Lena und Kurt gingen wieder gemeinsam zum Mittagessen und wollten danach den Papierkram erledigen. Dazu kamen sie aber nicht. Pfarrer Hackelberg meldete sich am Telefon und berichtete von einem Anruf aus den USA. Er hatte von seinem Freund Theo Kaiser Nachricht bekommen, der als Netzwerkspezialist gewissermaßen berufsmäßig in fremde Datenbestände hacken muss, um Sicherheitslücken aufzuspüren. Und er hatte bei Aumüller, Bartol, Bock und dem Russen mal ein bisschen in die Mails geschaut. Was er fand, waren keine neuen Erkenntnisse, bis auf einen wichtigen Punkt: Der Mailanhang mit den Tagebuchaufzeichnungen von Walter Bock - die an die Kripo gegangen waren - hatten als letztes Änderungsdatum einen Termin, der nach dem Zeitpunkt der Morde lag, nämlich am Samstagabend. Was nun am Text geändert wurde, ließe sich aber nur auf dem Computer von Bock feststellen. Und der stand bei der Polizei.
Kurt lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Das Datum war niemandem aufgefallen, weil ja durch den Inhalt schon so viele Fragen aufgeworfen worden waren. Lass nur nicht die Sache jetzt anders ausgehen, betete Kurt insgeheim.
Er betete vergebens. Der Computertechniker, der die letzten Änderungen zurückrufen konnte, fand eine Stelle, an der sich Walter Bock sehr negativ über Evelin Duvall ausgelassen hatte. Dass sie kein Interesse mehr an Walter zeigte, öfters wegblieb und ihn als langweiligen Spießer beschimpfte, der ihr nur noch im Weg stehen würde. Trotzdem hätte sie ihm vorgehalten, dass er sie betrügen würde.
Diese Passagen war gelöscht worden, nachdem Walter Bock schon tot war. Es konnte nur bei ihm zuhause an seinem PC gemacht worden sein, denn dort waren ja auch die gelöschten Änderungen zu finden. Und dafür kam nur Evelin Duvall in Frage. Lena rief in der Boutique an, weil sie zusammen mit Kurt noch vorbei kommen wollten. Aber Evelin war schon nach Hause gefahren und würde eine Woche Urlaub machen.
Kurt und Lena rasten zu ihrer Wohnung und trafen sie dort mit ihrem Freund beim Kofferpacken an.
“Herr Kommissar, herzlichen Glückwunsch zur Lösung des Falles. Ich habe in den Nachrichten davon gehört. Was kann ich noch für Sie tun?”
Kurt hatte sich mit Lena abgesprochen, dass sie einen Frontalangriff versuchen wollten. Einen Schuss ins Blaue, aber die letzte Chance.
“Frau Duvall, Sie wiegen sich jetzt in Sicherheit, aber das ist ein Fehler. Ihren Lebensgefährten Walter Bock haben Sie umgebracht. Als Sie gesehen hatten, dass die Freundin Ihres Partners die Wohnung verlassen hatte, sind nämlich Sie in die Wohnung gegangen, um das tun, weshalb Sie überhaupt hingefahren waren: Sie wollten Bock aus Eifersucht erschießen. Ihr Freund war ja schon früher wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt worden, aber er hatte immer noch einen Revolver. Als sie allerdings in die Wohnung kamen, fanden Sie Bock bewusstlos vor. Sie wussten zwar nicht, dass er K.-o.-Tropfen bekommen hatte, aber die Bewusstlosigkeit kam Ihnen entgegen. Sie kannten sich ja mit Insulin inzwischen aus und wussten, dass eine Überdosis eine tödliche Unterzuckerung hervorrufen würde. Kein Mord, nur ein dummer Unfall. Das wäre ja sogar durchgegangen, wenn man nicht die blöden Tropfen noch in seinem Blut gefunden hätte.”
“Herr Kommissar, eine wirklich schöne Geschichte, die sich ausgedacht haben. Aber sie ist aus der Luft gegriffen.”
“Und am nächsten Tag, nachdem der Tod vom Hausarzt und die plausible Todesursache festgestellt war, haben Sie im Computer von Bock herumgeschnüffelt und sein Tagebuch gefunden, das an die Polizei geschickt werden sollte. Die Absendung war schon einprogrammiert. Aber der Inhalt gefiel Ihnen nicht ganz. Eine Schilderung über Sie löschten Sie heraus. Und Sie empfanden das Ganze wohl reizvoll genug, um die Mail an uns nicht einfach verschwinden zu lassen, und haben die Absendung laufen lassen. Sie wollten Ihrem Mann als liebestollem Trottel noch eines auswischen. Und falls wirklich sein Tod Verdacht hervorrufen sollte, wiesen die Aufzeichnungen deutlich auf die Kontokopie als Mordmotiv. Dass Sie trotz Ihrer eigenen Liebschaft eifersüchtig waren, hatten Sie im Tagebuch gelöscht. So konnten Sie dann locker aussagen, dass Sie von der Freundin gar nicht gewusst hatten.”
“Mit dieser kleinen Änderung im Text haben Sie ja recht - aber auch nur damit. Aber ist das nicht normal, dass eine Frau eitel ist und negative
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