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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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einem Freund als seiner Ex.”
    “Ich war nicht seine Ex, wir waren noch offiziell verheiratet.”
    “Okay. Du weißt, wie ich es meine. Jedenfalls gab es so vor einem Jahr eine Sache, die fast zum Bruch zwischen Walter und Evelin geführt hätte. Ich denke, zu Recht. Günther hatte mir dann mal in einer ruhigen Stunde davon erzählt.”
    “Nett ausgedrückt, Max. In einer ruhigen Stunde. Und was war das für eine Story.”
    “Nun, Evelin hat eine Tochter mit 21. Eines Tages kam sie gegen Abend unangemeldet zur Wohnung von Walter und Evelin, weil sie tiefsten Liebeskummer hatte und Trost bei ihrer Mutter suchte. Aber Evelin hatte gerade an diesem Abend ihren Stammtisch mit ehemaligen Schulfreundinnen, von dem sie meistens erst gegen elf zurückkam. Und ihre Tochter wollte sie nun auch nicht telefonisch von dort zurückholen. So versuchte Walter, die Rolle des Trösters zu übernehmen, aber er spulte das falsche Programm ab und landete mit seiner quasi Stieftochter im Bett. Der kam das erst mit Verspätung als ungeheuerlich in den Sinn, und am nächsten Tag erzählte sie alles Evelin. Etwas doof scheint sie ja zu sein.”
    “Das ist einfach unglaublich. Wenn ein attraktives weibliches Wesen Walter zu nahe kam, wurde er einfach unberechenbar.”
    “Evelin kannte wohl diesen Charakterzug von ihm und auch seine früheren Geschichten. Schließlich war sie ja selbst eine frühere Geschichte, aber das war ihr nun doch zu viel. Er mit ihrer eigenen Tochter. Sie wollte ihn rauswerfen.”
    “Davon hatte er mir wirklich nie etwas erzählt. Was mich auch nicht wundert. Im Nachhinein muss er sich selbst wie ein widerwärtiges Schwein vorgekommen sein.”
    “Jedenfalls muss er Evelin schrecklich etwas vorgejammert haben, dass er einen Filmriss hatte, dass er tausendmal um Entschuldigung bat, dass so etwas nie mehr wieder passieren würde. So ähnlich halt. Und Evelin hatte ihm zwar nicht verziehen, aber auf den Rauswurf verzichtet. Doch sie muss gesagt haben, wenn er sich noch einmal mit einer anderen Frau einlässt, wird sie ihn umbringen.”
    “Aha. Wenn sie sein Techtelmechtel mit dieser Ina - oder Olga - mitbekommen hatte, dann müsste sie ja schon das Messer gewetzt haben.”
    “Aber die Arbeit hat ihr schließlich Olga abgenommen.”
    “Falls es so war...”
    “Aber das Verhältnis zwischen Walter und Evelin muss jedenfalls einen nachhaltigen Knacks abbekommen haben. Evelin mied wohl öfters die gemeinsame Wohnung und ließ ihre Zuneigung vermissen.”
    “Jetzt verstehe ich auch die eine oder andere Reaktion von Walter besser.”
    Beim Hauptgericht - Schweinsmedaillons mit Pfefferrahmsauce und Kroketten - ließen Vera und Max dieses Thema sein. Die Frage nach dem Nachtisch stellte Vera schon so, dass man als anständiger Mensch nur sagen konnte, dass man auch keinen mehr möchte.
    “Wie wäre es mit einem Nachtisch bei mir oder dir auf dem Bett?”
    Vera sah den Pfarrer nur entgeistert an und entschied sich nach kurzem Nachdenken für Klartext.
    “Max, du bist ein völlig unmöglicher Mensch. Als Pfarrer sowieso absolut ungeeignet, und als Mensch ein Totalausfall. Gerade du, wo du mir einmal so schön über die wahre Natur des Menschen erzählt hast und den Egoismus als gemeinsamen Nenner der gefallenen menschlichen Seelen herausgestellt hast... Aber du bist der Prototyp des Egoisten. Speziell wenn es um das Thema Sex geht. Du denkst nicht an den anderen, versetzt dich nicht in ihn hinein. In meinem Kommunikationsberuf ist das die erste Regel. Man muss seine Botschaft so rüber bringen, dass man die anderen erreicht, dass sie sich persönlich angesprochen fühlen. Ja, man muss ihre Wahrnehmung so steuern, dass sie die Botschaft speziell auf sich gemünzt verstehen. Und was machst du? Du hast mir gerade beigebracht, wie unmöglich sich mein Mann verhalten hatte, als er gleich mit der Tochter von Evelin ins Bett ging. Glaubst du, das arbeitet nicht in mir. Da brauch’ ich auch etwas Zeit, um das zu verarbeiten. Und stattdessen kommst du an, und willst mich auch sofort ins Bett hieven. Du denkst doch immer nur an dich.”
    “Entschuldige Vera...” Selbst in diesem Licht war die feuerrote Birne des Pfarrers nicht mehr zu übersehen.
    “Weißt du was, wenn du einmal über dich nachgedacht hast, können wir uns mal zu einem Kaffee treffen. Mehr nicht. Und jetzt gehe ich und zahle beim Rausgehen die Rechnung.”
    Vera ließ den Pfarrer wie ein Häufchen Elend zurück. Er winkte den Ober heran und bestellte sich

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