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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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der Schulzeit. Damals - in der Schule - waren die Mädchen für mich engelhafte Wesen, bestehend aus reiner Liebe, ohne Eigenleben, ohne eigene Wünsche nach Selbstentfaltung. Da hatte ich dazu gelernt. Aber noch nicht genug, um eine Beziehung mit Bestand eingehen zu können.
    Als ich 35 war, lernte ich Vera kennen. Sie war eine Kontaktperson der Agentur, die für unsere Bank eine PR- und Werbekampagne über zwei Jahre konzipieren und durchführen sollte. Ich musste ihr - neben anderen - viele Informationen über das operative Geschäft unserer Bank geben, und sie entwickelte daraus Ideen, die sie zunächst mit mir besprach, bevor sie damit zu unserer PR-Abteilung ging. Irgendwie hatte sie zu mir ein besonders Zutrauen entwickelt, das ich zunächst gelassen zur Kenntnis nahm. Vera war nicht besonders hübsch, aber sehr zielstrebig in ihrem Beruf. Sie war jedoch kein Ellenbogentyp, sondern brachte es durch Kreativität und handwerkliches Können in ihrer Agentur zu einer ordentlichen Position. Auf mich machte sie Eindruck durch ihr sensibles Einfühlungsvermögen, das sie auch aufbrachte, wenn unsere Gespräche nach einiger Zeit mehr und mehr ins Private ausuferten. Wir gingen mehrmals am Abend gemeinsam essen und irgendwann auch ins Bett. Es war eigentlich nicht die große Liebe, der ich früher als unerreichbarem Ideal nachgelaufen war. Es entpuppte sich aber als ideale Basis für eine dauerhafte Partnerschaft, die nach zwei Jahren in der Ehe mündete.
    Vor fünf Jahren also kam Evelin ins Spiel. Schon unsere ersten Beratungsgespräche zog ich bewusst in die Länge, um mich an ihrer Gegenwart zu berauschen. Sie war eine unkomplizierte Kundin, da sie sich mit der Vermögensanlage nicht wirklich länger beschäftigen wollte. Aber sie hörte mir geduldig zu. Sie wollte das geerbte Vermögen nur sicher angelegt wissen, um in einer unerwarteten Notlage eine Reserve zu haben. Ich empfahl ihr Anlagen in geschlossenen Fonds, wobei ich solche mit einem hohen Agio auswählte, bei denen auch meine persönliche Provision entsprechend gut ausfiel.
    Als unsere Beziehung - was ich anfangs gar nicht zu hoffen gewagt hatte - sehr eng und intim wurde, war ich wie besessen von dem Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft. Ich konnte nur noch an Evelin denken und sah mich gezwungen, mein Leben zu ändern. Als ich über meine Zukunftspläne mit Evelin sprach, zögerte sie zunächst, da ich ja verheiratet war und sie sich nicht sicher fühlte, ob sich unsere Beziehung als dauerhaft erweisen würde. Ich litt noch einige Wochen Höllenqualen, bis schließlich Evelin meinem Drängen nachgab und ich bangen Herzens ein klärendes Gespräch mit Vera suchte. Es nahm eine unerwartet problemlose Wendung. Ich erinnere mich noch genau.

    “Ach Walter”, sagte sie, “mir war schon die ganze letzte Zeit klar, dass sich in deinem Leben was verändert hat. Hast du wirklich geglaubt, ich merke das nicht? Ich hatte schon immer eine ganz sensible Antenne für dich. Und jetzt hast du dich wieder in so einen vermeintlichen Liebesrausch hinein gesteigert - du hattest mir ja von früheren Zuständen dieser Art erzählt. Ich hatte allerdings gehofft, dass du das überwunden hättest, seitdem wir zusammen sind. Denn unsere Beziehung war immer eine andere. So stürmisch geliebt hast du mich nie. Aber wir konnten uns voll vertrauen, konnten über alles reden, was uns im Beruf oder sonst beschäftigt und bedrückt hat. Wir hatten uns eine Insel des Friedens geschaffen, auf der wir uns wohl fühlten.”
    Vera schaute etwas traurig in die Ferne und sagte längere Zeit gar nichts. Ich wusste auch nicht, was ich sagen sollte.
    “Wahrscheinlich lassen dich deine Liebesillusionen nie ganz los, irgendwann wirst du wieder davon befallen wie von einer Grippe. Schade. Ich kann dich nicht festhalten. Wenn du gehen willst, dann geh. Ich von mir aus lege keinen Wert auf eine Scheidung. Vielleicht wirst du eines Tages erleben, wie deine Illusionen zerplatzen, wie eine Seifenblase. Ich habe nicht vor, mich so schnell wieder zu binden. Ich liebe meinen Beruf und kann gut alleine leben. Etwas, das du nicht kannst. Wir können weiter wie normale Menschen miteinander umgehen. Ich verstoße dich nicht. Irgendwie werde ich dich immer mögen.”

    Ich erzählte gleich Evelin von diesem Gespräch und meinte, dass ich mich natürlich doch scheiden lassen möchte, um Evelin zu heiraten. Sie aber wehrte ab. Sie fände es sogar besser, wenn wir nicht heirateten, da sie ein

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