Toedliches Konto
den alten Daten vorhast.”
“Da hast du mich in eine ganz schöne Scheiße reingeritten.”
“Okay, du hast etwas gut bei mir, aber für dich ist das Thema jetzt vorbei, das ist abgehakt.”
“Abgesehen davon, dass ich einen Eintrag in die Personalakte bekomme, wahrscheinlich lange keine Gehaltserhöhung mehr, von Bonuszahlungen ganz zu schweigen, meine Pension am Ende niedriger sein wird...”
“Jetzt mach’s aber halblang, Walter. Willst du mich erpressen? Ich denke, wir sind noch immer Freunde. Du hast was für mich getan, und bei anderer Gelegenheit bin ich dran.”
“So hatte ich es ja auch nicht gemeint.”
“Aber nachdem du ja die Daten von dem Konto hast - ich müsste die Beträge wirklich etwas genauer haben. Und vielleicht doch auch noch andere Kontobewegungen.”
“Mein Gott Günther! Verstehst du denn nicht? Ich stehe in der Bank auf der Abschussliste. Wenn noch die geringste Kleinigkeit rauskommt...”
“Walter, ich renne doch nicht zur Bank und sage, der hat gepetzt!”
“Aber du willst die Daten doch irgendwie einsetzen, und nun wissen alle, die einzige Quelle, aus der solche Informationen kommen können, bin ich.”
“Ich schwöre dir Walter, dass ich niemals auch nur eine Andeutung über dieses Konto anderen gegenüber machen würde. Selbst wenn es Hinweise über nicht ganz legale Geldquellen geben sollte.”
“Und warum willst du dann überhaupt so viel über dieses Konto wissen?”
“Du kannst das Besondere unseres Kreises sicher nicht verstehen. Uns verbindet eine Freundschaft, die du in dieser Form so schnell nicht noch einmal findest. Bei uns herrscht völlige Offenheit. Wir haben keine Geheimnisse voreinander, sprechen über alles. Seitdem wir über Skype telefonieren können und uns dabei sehen, ist der Austausch noch intensiver geworden.”
“Dann wissen am Ende auch die anderen schon, dass ich in dieses Konto Einsicht genommen habe? Reden die jetzt schon alle über mich?”
“Nun ja, Alfred hat mich als seinen Finanzvertrauten natürlich zuerst informiert, aber dann in unserer Telefonrunde auch erzählt, dass ein vorlautes Bürschchen aus der Bank, bei der er mal ein privates Konto hatte, in den Daten herumschnüffeln wollte, er das aber mit seinen guten Beziehungen sofort unterbunden hätte. Da gab es gleich ein paar bissige Kommentare nach dem Motto ‘hattest du denn was zu verbergen’, aber Alfred hat natürlich nicht gesagt, dass es sich um ehemaliges Schwarzgeld gehandelt hatte.”
“Dann ist es wohl doch nicht so weit her mit eurer Offenheit. Und du bist ja auch nicht offen zu den anderen, weil du heimlich etwas über Alfreds Kontodaten erfahren willst. Und Alfred war es auch nicht, wenn er heimlich Geld gebunkert hat und sich heimlich ein tolles Anwesen in Kroatien und eine Yacht gekauft hat. So groß scheint die Offenheit in eurem Kreis also nicht zu sein.”
Günther schwieg einen Augenblick. “In welcher Größenordnung bewegten sich denn die Zahlungen des Russen? Haben sie gereicht, um sich das alles leisten zu können?”
“Wohl nicht ganz. Aber damit habe ich auch schon wieder zu viel gesagt.”
“Es müssen doch auch noch von anderen Absendern regelmäßig Zahlungen eingegangen sein, und wahrscheinlich hat es auch regelmäßige Zahlungsempfänger gegeben.”
“Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dir darüber keine Auskünfte geben darf. Und außerdem sind die Kontodaten natürlich sofort für mich gesperrt worden.”
“Aber du wirst dir doch hoffentlich zu Hause eine Kopie aufgehoben haben!?”
“Du wirst bei mir zu Hause keine Kopie finden, das wäre mir auch viel zu gefährlich.”
“Dann hast du sie woanders aufgehoben. Komm schon Walter, schau noch mal drauf.”
Da tat ich etwas, was sehr ungewöhnlich für mich war. Ich brüllte Günther an: “Du erfährst nichts weiter von mir. Leck mich am Arsch.”
Ich stand auf, nahm in der Garderobe meinen Mantel und schlug die schwere Eingangstür hinter mir zu. Ohne den zugegeben vorzüglichen Rotwein vorher noch ausgetrunken zu haben. Schade.
21. März
Die nächsten Tage verliefen eher ruhig. Ich traf mich einmal mit Vera, und das Zusammensein mit ihr war sehr schön. Doch dann trat die nächste Irritation in meinem Leben in Erscheinung. Als ob die Turbulenzen nicht schon ohnehin groß genug waren.
Es war letzten Freitag in meinem Fitness-Center. Ich gehe meistens am Dienstag- und Freitagabend dorthin. Normalerweise absolviere ich eher lustlos meine Übungen, ohne mich
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