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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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ein saftig grüner Rasen gewesen war. Und was mich durchaus von Frau Bergers Sorgen und Nöten ablenken konnte. Große, braune Inseln waren in der unerbittlichen Hitze auf der Wiese erblüht, und mich frustrierte dieser Anblick unsäglich: Totes, verdorbenes Zeug hatte ich durch meinen Job oft genug um mich, da musste mein Rasen nicht auch die Seiten wechseln.
    »Ich brauche einen Rasensprenger«, diagnostizierte ich in den Hörer.
    »Das ist Belästigung«, sagte Frau Berger, und ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht meinen Rasen meinte. Aber auch diese Flecken waren eine Belästigung, und zwar für das Auge.
    »Rufen Sie bitte den Gärtner an, er soll Sprenger installieren. Heute. Spätestens morgen.«
    »Er klingelt nicht mal mehr. Er hockt auf der Motorhaube und sieht aus wie ein ... Rocker.«
    »Das System sollte zeitgesteuert sein. Ich möchte nicht, dass es losgeht, wann es will.«
    »Frau Gerhard hat mich heute beim Bäcker gefragt, wer das wäre. Sie hat ihn gestern schon hier gesehen und sich gewundert. Das geht so nicht.«
    »Es muss mit der Haussteuerung verbunden werden, und man darf es nicht sehen. Leise soll es sein, und es muss den ganzen Garten abdecken. Auch die Beete an der Einfahrt.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Frau Berger, wobei unklar blieb, ob sie Sam auf der Treppe oder die trockenen Rasenflächen meinte.
     
    ***
     
    Das Telefon klingelte nach einer Stunde erneut. Ich hatte die Zeit genutzt, um den Schaden im Rasen zu besichtigen, was meine Laune nicht gerade verbessert hatte.
    »Kommen die heute noch?«, fragte ich, Frau Berger verneinte.
    »Morgen früh. Er ist weg. Die Polizei hat ihn verscheucht.«
    »Wie lange brauchen die?«
    »Mit Anschluss an den Computer vier Stunden. Er hat gar nicht mit denen diskutiert, ist einfach in dieses abscheuliche Auto eingestiegen und gefahren.«
    »Was kostet das?«
    »Die Polizei kostet doch nichts«, entrüstete sich Frau Berger, ich verkniff mir einen Kommentar und dachte an den nicht unbeträchtlichen Anteil, den die Steuer von einer jeden entrichteten Gebühr wegknabberte.
    »Dreitausend, voraussichtlich«, antwortete Frau Berger etwas verspätet auf meine Frage, ich seufzte: 'Voraussichtlich' bedeutete nach meiner Erfahrung plus ein Drittel. Und da erhoffte Sam sich, dass ich sein kleines Problem umsonst löste?
    Ein leises Piepsen aus dem Telefon signalisierte einen zweiten Anruf, ich nahm ab.
    »Ja?«
    Schweigen.
    »Sam«, sagte Sam dann, und ich hielt das Telefon erstaunt auf Abstand: Woher hatte er diese Nummer? Die benutzte nur Frau Berger und kannte auch nur Frau Berger. Niemand sonst.
    »Woher haben Sie diese Nummer?«
    »Beziehungen«, antwortete Sam, ich legte auf.
    »Sie sind unmöglich«, sagte er, als er kurz darauf erneut angeklingelt hatte, ich legte wieder auf.
    »Lassen Sie mich rein«, verlangte er beim dritten Mal.
    Ich drückte ihn weg und fragte bei Frau Berger nach, ob ihr junger Verehrer abermals vor Ihrer Tür stände, was sie verneinte, mit Erleichterung in der Stimme.
    Ich eilte hoch in das Büro in meinem Haus. Ursprünglich hatte es die Aktenordner mit Rechnungen, Steuerunterlagen, Versicherungspapieren und anderen Kram aufnehmen sollen, doch mittlerweile war es so etwas wie eine Überwachungszentrale geworden: Dort ließ sich die Alarmanlage steuern, die mein Haus sicherte, und dort lieferten auch die auf dem ganzen Grundstück verteilten Kameras ihre zumeist menschenleeren Bilder ab.
    Ich warf einen Blick auf Frau Bergers Einfahrt und fand sie leer. Ich warf einen Blick auf meine eigene Einfahrt: Ein rostiger Mustang mit billigen Felgen, silbrigen Klebestreifen auf dem verschossenen Dach und einem falschen Außenspiegel stand vor dem Tor. Schief natürlich. Ich wurde wütend. Niemand wusste, dass ich hier wohnte, denn dieses Haus gab es nicht. Dieses Haus hatte keine Hausnummer, keine Anschrift. Es stand versetzt hinter dem von Frau Berger, und auch, wenn es dreimal größer war, existierte es dennoch nicht. Es war umgeben von einer zwei Meter hohen Mauer außen herum, die jedweden Blick in den Garten verhinderte. Kurz: Es war unmöglich, dass Sam wusste, dass ich hier wohnte. Unmöglich!
    »Lassen Sie mich rein«, wiederholte er, als er das vierte Mal anrief.
    »Woher haben Sie diese Adresse?«
    »Telefonbuch.«
    »Nein.«
    »Doch. Die Adresse gehört zur Handynummer.«
    »Es gibt keine Verbindung zwischen Nummer und Adresse. Es gibt noch nicht mal diese Adresse. Und die Telefonnummer auch

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