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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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bestimmte Personen zu töten, wahrscheinlich am Telefon. Die beiden verhandeln den Zeitraum, den Preis, die Methode. Die genannten Personen sind Schriftsteller, Journalisten, Politiker, Bürgerrechtler. Personen, die gegen gewisse Missstände in Weißrussland vorgehen.«
    Oleg hatte jetzt aufgehört zu trinken. Ich lauschte in den Hörer – und als er sich wieder meldete, hatte ich fast das Gefühl, ich hätte statt des allmächtigen russischen Milliardärs Oleg wieder den Russisch-Studenten Alex am Telefon: die gleiche Angst in der Stimme, die gleiche Aussage, wenn auch andere Worte.
    »Nun, wenn es um solche Dinge geht, kann ich Ihnen leider nicht helfen. Was fremde Länder tun, geht mich nichts an. Und Sie sollten sich dort auch tunlichst nicht einmischen.«
    »Oleg, ich habe mich da nicht eingemischt. Jemand hat mich da ganz konkret eingeplant. Wie ein Navigationssystem, das den Weg zum Ziel weisen soll. Und ich möchte wissen, ob Sie jemandem meinen Namen weiter gegeben haben. Wenn ja, wem. Ich komme aus dieser Sache nicht raus, wenn ich nicht weiß, wer dahinter steckt.«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Aber Sie haben die Empfehlung ausgesprochen.«
    Stille. »Nein. Das habe ich nicht.«
    »Soll ich Ihnen das glauben?«
    »Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben.«
    Leider. Und Oleg hatte überzeugend geklungen. So überzeugend, wie er über eine knarrende Telefonverbindung klingen konnte.
    »Besitzen Sie Verbindungen nach Weißrussland?«, fragte ich.
    »Ja, gewiss. Allerdings ein schwieriges Land, vor allem für meine Branche.«
    »Sie meinen wegen dem Streit um die Preise für Gas und Öl?«
    »Richtig. Aber ich bin nach wie vor im Geschäft.«
    »Und Sie haben nicht zufällig meinen Namen ins Spiel gebracht, damit Ihr Geschäft auch lukrativ bleibt?«
    »Nein. Diese kostbare Karte, die Sie mir gegeben haben, liegt in einem meiner Tresore, und dort wird sie auch bleiben«, sagte er, und er sagte es mit Gewissheit. »Ich kenne niemand, mit dem ich Sie teilen würde. Vielleicht mit demjenigen meiner Kinder, dass mein Erbe antreten wird. Aber zurzeit sehe ich keine Notwendigkeit, Ihre Existenz gegenüber wem auch immer zu erwähnen.«
    Die Verbindung setzte kurz aus, dann war Oleg wieder da.
    »... verkaufe nicht in Weißrussland«, sagte er gerade. »Habe ich auch noch nie. Schlechte Preise. Unzuverlässige Abnehmer. Ein wankelmütiges Regime, das heute Schwarz Weiß nennt und morgen Weiß wieder Schwarz. Ich interessiere mich für Weißrussland, weil es eine mögliche Route für meine neue Pipeline ist. Ich bin schon am Schwarzen und am Kaspischen Meer, aber ich möchte auch gern an die Ostsee. Waren Sie schon einmal an der Ostsee?«
    »Ja. Aber ich ziehe die Nordsee vor. Ich mag mein Meer lieber mit Wellen.«
    Oleg lachte, und seine Stimme war wieder sicher, sehr selbstsicher. »Immer untergraben Sie meine Versuche, ein wenig zu plaudern! Aber gut. Schauen Sie: Ich kann über Estland gehen, nach Tallinn. Über Lettland, nach Riga. Über Weißrussland nach Polen oder Litauen. Über die Ukraine nach Polen. Es gibt viele Wege. Und bitte glauben Sie mir: Ich würde eher den Umweg über Rumänien und Moldawien nehmen, bevor ich all das opfere, was Sie mir bieten. Den Wettbewerbsvorteil.« Er trank. »Würden Sie mich noch als Kunden empfangen, wenn ich Ihnen solche Leute schicken würde?«
    »Nein«, sagte ich. »Und Sie würden auch nicht mehr kommen, wenn Sie Ihre Finger bei dieser Sache im Spiel hätten.«
    Oleg lachte, dunkel und voll. »Nein, das würde ich nicht wagen. Ich hege größten Respekt vor Ihnen und Ihren Künsten, das wissen Sie.«
    »Ihren Respekt in allen Ehren, aber leider nützt er mir in dieser Angelegenheit gar nichts. Ich muss herausfinden, wer dahinter steckt.«
    Ich hörte es am anderen Ende wieder klingeln: Oleg füllte seinen Drink auf.
    »Mein Fräulein, das wissen Sie schon.«
    »Nein.«
    »Aber sicher. Denken Sie nach. Wem schaden all diese mutigen Männer und Frauen, die auf dieser besonderen, dieser ach so wertvolle Liste stehen?«
    »Dem Staat«, soufflierte mir Sam, bedeutete ihm, er solle still sein.
    »Wer ist da bei Ihnen?«, fragte Oleg mit Misstrauen, ich seufzte und bedachte Sam mit einem bösen Blick.
    »Ein Kunde. Derjenige, dem ich als Navigationssystem dienen soll.«
    »Der Besitzer der Datei.«
    »Nicht ganz. Auch er wird benutzt. Die Datei gehörte einem Freund meines Kunden.«
    »Völlig egal. Werfen Sie ihn raus, dann sind Sie aus dem

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