Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Wachs. Dort war inzwischen die Nachricht von Edwin Chaplers Tod angekommen. Die Schreiber sagten es dir und trösteten dich. Für sie warst du wie jede Frau ein hübsches Gesicht und ein leerer Kopf. In Wirklichkeit aber bist du gewandt und scharfsinnig, eine wahre Salome, die inmitten der Unschuldigen tanzt.« Athelstan lächelte düster. »Doch so unschuldig sind die vielleicht auch nicht. Du wußtest von ihren Malvasierbechern. Sie ließen dich in der Schreibstube umherwandern, vielleicht Edwins Becher in die Hand nehmen. Im passenden Augenblick schüttetest du das Gift in Ollertons Becher. Du wolltest es ihnen mit gleicher Münze heimzahlen.«
    »Edwin hat dir ja alles erzählt, nicht wahr?« fuhr Cranston dazwischen. »Vor allem, wie gern die Schreiber einander Rätsel aufgaben. Also dachtest du dir auch welche aus. Jedes Rätsel stand für einen Buchstaben, und zusammen bildeten sie das Wort poena, welches das lateinische Wort für >Strafe< ist. Du wolltest die Mörder ihrer Strafe zuführen.«
    »Ich war in Southwark, als sie nach Ollertons Tod das Rätsel erhielten.«
    »Hör auf.« Cranston klopfte ihr auf die Schulter. »Müssen wir uns erst bei den Händlern in der Umgebung der Kanzlei vom Grünen Wachs erkundigen? Irgendein Lehrjunge wird sich sicher an einen jungen Mann im Kapuzenmantel und mit Sporenstiefeln erinnern, der ihm einen Brief gab und ihn gut dafür bezahlte, daß er ihn zu einer bestimmten Zeit unter der Tür der Kanzlei hindurchschob.«
    »Du wolltest den Eindruck erwecken, anderswo zu sein«, sagte Athelstan, »indem du darum batest, die Stadt verlassen zu dürfen. Aber in Wirklichkeit wärst du nicht fortgegangen, ehe die Angelegenheit vollbracht gewesen wäre.«
    Alison schloß die Augen.
    »Elflain war ein Kinderspiel«, sagte Athelstan. »Er war auf dem Weg zu seiner hübschen Hure. Für Napham kauftest du ein Fußeisen, und dann stiegst du durch das Fenster in seine Kammer und verstecktest es unter den Binsen. Doch für Alcest gab es kein Rätsel. Was hattest du für ihn geplant? Wolltest du ihn mit dem, was du wußtest, den Richtern des Königs überlassen? Schließlich trug er ja Sporen. Chapler hatte dir wahrscheinlich erzählt, daß er das Geld für seine Freunde aufbewahrte, und das würde man vielleicht entdecken. Er würde als letzter sterben. Damit wären nicht nur deine Rätsel vollendet, sondern es würde auch deinen Rachegelüsten entgegenkommen. Alcest würde ein grausige Hinrichtung erleiden.«
    Benedicta, die schreckensstarr zugehört hatte, griff nach Athelstans Hand. »Aber Alison hat mir erzählt, daß ein Mann, auf den die Beschreibung des Mörders paßte, bei dem Gasthaus gesehen worden sei, in dem sie wohnte.«
    »Oh, das hat sie mir auch erzählt«, sagte Athelstan. »Das machte die Sache ja noch geheimnisvoller, nicht wahr? Es lenkte den Verdacht von ihr ab. Nein, nein, irgendwo in dieser Stadt hat Mistress Alison noch eine Wohnung, in einem Haus oder in einer Herberge, und dort pflegte sie sich auch mit Edwin zu treffen. Dort konnte sie das Kleid ablegen und Hose, Mantel, Hut und Reitstiefel mit Sporen anziehen. In dieser Kleidung ging sie zur >Silbernen Laute<, um sich sehen zu lassen, damit kein Mensch auf den Gedanken käme, sie und dieser geheimnisvolle Fremde wären ein und dieselbe Person.«
    Athelstan sah Alison an, die beide Hände auf den Tisch gelegt hatte. »Sir John hat genügend Beweismaterial, um dich zu verhaften und ins Gefängnis zu bringen. Die Justiz hat genug beisammen, um es den Richtern in Westminster vorzulegen.« Athelstan zählte die einzelnen Tatsachen an den Fingern ab. »Wir können beweisen, daß du nicht Alison Chapler bist. Wir werden herausfinden, wer du wirklich bist und warum du dich unter einem falschen Namen verbirgst. Wir werden die Stadt nach deiner geheimen Wohnung durchsuchen. Wir werden nachweisen, daß du Epping schon sehr viel früher verlassen hast, als du behauptest.«
    »Und da ist noch mehr.« Cranston kam um den Tisch herum und trat neben Athelstan. »Wir werden bei unserer Suche wahrscheinlich noch weiteres Material zutage fördern. Ein Paar Sporen vielleicht, ein Stück Schnur? Die Kronanwälte werden wissen wollen, woher du über die Umstände von Pesleps Tod so gut Bescheid wußtest. Sie werden sich bei den Eisenwarenhändlern der Stadt nach der Fußangel erkundigen.« Cranston spreizte die Hände. »Warum solche Umstände?«
    Alison lächelte so liebreizend, daß Athelstan einen Augenblick lang bezweifelte,

Weitere Kostenlose Bücher