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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Amt unseres Staates. Der Regent, der Kanzler, ja, der König selbst — alle haben Boten heruntergeschickt.«
    »Sind die toten Schreiber schon ersetzt worden?«
    Master Tibault zog ein Tuch aus dem Ärmel seines Gewandes und wischte sich die Stirn. »Oh, der Herr behüte uns, ja. An tüchtigen Männern ist kein Mangel.«
    »Wir sind gekommen, um mit Euch über Chapler zu reden«, sagte Athelstan. »Master Tibault, beschreibt ihn mir.«
    Der Dokumentenmeister tat es, und der Coroner und sein Secretarius erkannten den jungen Mann, der aus der Themse gefischt worden war. Athelstan verdrehte die Augen zum Himmel, als er sah, wie eine Theorie zu Staub verfiel.
    »Und wieso?« fragte Tibault und nestelte an seinem Tuch.
    »Oh, aus keinem besonderen Grund«, sagte Athelstan. »Sir John und ich wollten nur sichergehen, denn mit Ausnahme seiner Schwester hat niemand den Toten identifiziert, der da aus der Themse gefischt wurde. Aber die Beschreibung, die Ihr da von Chapler gebt, paßt genau auf den Mann, von der Haarfarbe angefangen bis zu dem kleinen Muttermal auf der rechten Wange.«
    »Aha.«
    »Wie war Chapler? Als Mensch?«
    »Sehr scheu, sehr verschlossen. Er blieb meistens für sich. Feierte nicht mit den anderen.«
    Athelstan sah die Schweißperlen, die sich auf Lesures Oberlippe bildeten. Du lügst, dachte er; du bist nicht nur aufgebracht, weil deine Schreiber ermordet wurden. Hier verbirgt sich ein großes Geheimnis.
    »Ihr wißt also nichts über sein Privatleben?«
    Lesures schüttelte den Kopf.
    »Und vor Chaplers Tod hat sich nichts Außergewöhnliches ereignet, was den Mord vielleicht erklären könnte?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Auch Chaplers Erkrankung ist Euch nicht aufgefallen?«
    Lesures schluckte heftig, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab.
    »Er war doch krank, nicht wahr?« fuhr Athelstan fort. »Eine Magenverstimmung, sagt seine Schwester: Erbrechen, Durchfall.«
    »Oh ja, ja«, stammelte Lesures. »Er war ein paar Tage krank.«
    »Ist er plötzlich erkrankt?« Athelstan griff nach der Hand des Alten. Sie war kalt und klamm. »Master Lesures, Ihr verschwendet unsere Zeit. Ich werde allmählich sehr mißtrauisch über das Treiben Eurer Schreiber in der Kanzlei vom Grünen Wachs.«
    Athelstan warf einen Seitenblick zu Cranston hinüber, der mit halb geschlossenen Augen dasaß und döste. »Würdet Ihr bitte unsere Fragen beantworten?« beharrte Athelstan. »Ihr könnt es hier tun — oder im Tower.«
    Lesures fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe doch nur Angst, Bruder Athelstan«, wimmerte er. »Das ist alles. Meine Gedanken sind verstopft, mein Verstand ist taub. Wenn ich nach Hause komme, schließe ich mich ein...«
    »Ihr wohnt allein?« Cranston öffnete die Augen.
    »Ich bin Junggeselle, Sir John.«
    »Aber Ihr geht nicht mit Euren Schreibern aus, wenn sie über die Mitternachtsstunden hinaus fröhlich sind?«
    »Sir John«, lächelte Lesures geziert, »ich bin vielleicht Junggeselle, aber ich bin auch ziemlich verletzlich.«
    »Wir sprachen von Chaplers Erkrankung«, unterbrach Athelstan diesen Wortwechsel. »Er wurde hier krank, nicht wahr?«
    »Ja, ja.« Lesures schluckte. »Nachdem ich den Malvasier serviert hatte, wurde Chapler plötzlich krank, hielt sich den Bauch und rannte in den kleinen Garten hinunter, wo der Abort ist.«
    »Und niemand sonst zeigte ähnliche Symptome?«
    »Nein.«
    »Und Ihr fandet daran nichts Verdächtiges?«
    »Ich...«
    »Kommt, kommt, Master Tibault.« Cranston schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ein gesunder junger Mann trinkt einen Becher Malvasier wie alle anderen, aber nur er kriegt Bauchweh?«
    »Ich fand es schon verdächtig«, blökte Tibault. »Aber die Schreiber spielen einander dauernd irgendwelche Streiche. Und sie konnten Chapler nicht leiden«, fügte er hastig hinzu und legte die Hände vors Gesicht. »Irgendeine verrückte Posse. Ich fragte Peslep danach, aber der lachte nur.«
    »Ich wünschte, Ihr hättet uns davon erzählt«, sagte Athelstan. »Woher wißt Ihr, Master Tibault, daß es nur eine verrückte Posse war? Chapler kann auch vergiftet worden sein. Manchmal wirkt das Gift, aber wenn man Glück hat, und je nachdem, wie kräftig der Magen ist, kann der Körper es wieder ausstoßen. Dann ist man geschwächt, aber nicht tot.«
    Lesures wurde weiß wie ein Laken.
    »Was geht hier vor?« fragte Cranston leise. Er packte Lesures beim Handgelenk. »Master Tibault, Ihr seid einer der höchsten Schreiber des Königs, aber Ihr

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