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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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von dort aus werden wir den Regenten um Schutz ersuchen und uns zugleich über das täppische Treiben eines betrunkenen Coroners beklagen.«
    Cranston sprang auf. »Und Ihr, Sir, könnt in die Hölle fahren und Satan um seinen Schutz ersuchen. Wenn Ihr glaubt, Ihr findet welchen im Tower, so geht nur! Aber Ihr habt unsere Fragen immer noch nicht beantwortet. Weshalb werdet Ihr und Eure Kameraden gejagt und getötet? Was habt Ihr getan, daß Ihr eine so schreckliche Strafe verdient?« Er lächelte düster. »Der Lord Regent wird sich für Eure Antwort ebenso sehr interessieren wie ich.« Er schaute den Dokumentenmeister an. »Lesures, wollt Ihr Euch anschließen?«
    »Nein, nein, mein Posten ist hier!«
    »Gut«, brummte Cranston. »Master Alcest, Ihr seid morgen früh im Tower, ja? Ich kann Euch dort besuchen.«
    Die beiden Schreiber drängten bereits zur Tür hinaus und schlugen sie hinter sich zu. Cranston zog seinen Weinschlauch hervor und nahm einen großzügigen Schluck.
    »Die beiden sollten sich vorsehen«, warnte Athelstan. »Noch sind sie nicht im Tower, und der Mörder ist hinter ihnen her.«
     

 
     
    Athelstan trennte sich in der Cheapside von Cranston. Der Coroner wurde müde; er rieb sich das Gesicht und murmelte etwas von Lady Maude und den Kerlchen. Der Tag ging dem Ende zu. Die Marktglocke läutete, schon wurden Fuhrwerke und Schubkarren beladen, und die Bauern schickten sich an, die Stadt zu verlassen, ehe die Sonne unterging. Der Geruch von faulem Obst und Gemüse lag schwer in der Luft, als Athelstan durch die Straßen wanderte. Für einen Penny führte ihn ein Bettlerjunge zum Gasthaus »Zur Silbernen Laute«, einer Herberge mit breiter Front und einem kleinen Torhaus, das den geräumigen, kopfsteingepflasterten Hof beherrschte. Athelstan betrat die Schankstube. Der Wirt, der eine große Lederschürze umgebunden hatte, kam eilfertig heran, ein fröhlicher Bursche mit munterem Blick.
    »Ja, ja«, erklärte er und kratzte sich den kahlen Schädel. »Mistress Alison ist hier.«
    Ein Schankbursche mußte sie holen.
    »Ich hätte gern einen Krug Ale«, sagte Athelstan, »und ein paar Augenblicke von Eurer Zeit, Sir.«
    Der Wirt brachte ihm einen Humpen, aber er winkte ab, als Athelstan ihm ein Geldstück hinhielt. »Nein, Bruder, gedenkt mein in der Messe. Was wollt Ihr?«
    Athelstan wiederholte, was Alison ihm erzählt hatte. Der Wirt kratzte sich die Wange.
    »Das stimmt«, sagte er. »Mistress Alison hat mich gebeten, ein Auge auf alle zu halten, die in die Schenke kommen und nach ihr fragen — vor allem, wenn es sich um einen jungen Mann im Kapuzenmantel und mit Sporenstiefeln handelt. Vor dem schien sie Angst zu haben.«
    »Und Ihr habt so jemanden gesehen?«
    »Nun, ja. Einmal heute und einmal gestern. In meinem Kontor habe ich den Hof im Blick, und so kann ich im Auge behalten, wer durch das Tor hereinkommt. Wenn Mistress Alison mich aber nicht gebeten hätte aufzupassen, hätte ich ihn wohl nicht bemerkt.«
    »Wißt Ihr, wer er war oder woher er kam?«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Beim ersten Mal habe ich es nicht erwähnt, aber als ich ihn heute wiedersah, habe ich es Mistress Alison gesagt. Sie bekam Angst. Sie sagte, sie wolle abreisen, und bat mich, ihr die Rechnung zu geben, und das habe ich getan.«
    »Ja, sie geht mit mir.« Athelstan lächelte. »Sie zieht zu einer Freundin nach Southwark.«
    Der Wirt wollte ihn weiter ausfragen, aber Alison und der Schankbursche kamen herein und schleppten klobige Satteltaschen mit sich. Sie verabschiedete sich, und der Junge führte sie und Athelstan in den Hof hinaus. Er sattelte einen sanft aussehenden Zelter, und Athelstan warf dem Tier das Gepäck über den Rücken. Alison schlang sich die Zügel um die Hand, und sie brachen in Richtung London Bridge auf.
    Anfangs gingen sie schweigend. Alison war anscheinend fasziniert von allem, was sie sah: Eine Frau, die als gewohnheitsmäßige Xanthippe verschrien war, am Pranger, neben ihr zwei klägliche Taschendiebe, die Hände in den Block geschlossen, mit herabgelassenen Hosen. Ein Legion von Bettlern aller Art, manche echt, andere betrügerisch. Ein paar Reiter in Rüstung kamen vorbei und zwangen alle Fußgänger, sich in Ladeneingänge und Haustüren zu flüchten. Ihnen folgte ein eleganter junger Mann, der einen Falken mit Haube auf dem Handgelenk trug. Zwei Forstaufseher folgten ihm flink. An Stöcken, die sie über den Schultern trugen, baumelten die ausgeweideten Kadaver von Hasen,

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