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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Bruder Athelstan. Er hatte große Ähnlichkeit mit dem jungen Mann, den Ihr beschrieben habt — der im Wirtshaus war, wo Peslep starb. Der Wirt erinnerte sich gut an ihn; er war mit einer Kapuze verhüllt, und an seinen Stiefeln klirrten Sporen.«
    »Habt Ihr ihn selbst auch gesehen?« fragte Cranston.
    »Nein, Sir John. Aber ich erinnere mich daran, wie Ihr ihn beschrieben habt, als ich Euch in der Kanzlei das erste Mal begegnet bin.« Alison strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich habe Angst.«
    »Sagt mir...« Athelstan nahm sanft ihre Hand und streichelte ihre Finger. »Mistress Alison, habt Ihr Euren Bruder in London besucht?«
    »Ja.«
    »Wart Ihr oft hier?«
    »Nicht so oft, wie ich es gern getan hätte. Wenn das Wetter wechselhaft war und Regen und Schnee die Straßen aufweichten — nein. Aber im Sommer: so oft ich konnte.«
    »Und diesmal wart Ihr hier, weil Ihr Euch Sorgen machtet?«
    »Ja, das sagte ich doch. Edwin wurde plötzlich krank. Er mußte sich übergeben und bekam Durchfall. Anscheinend hatte er sich den Magen verdorben.«
    Athelstan musterte sie aufmerksam. »Was hatte es auf sich mit dieser Erkrankung?«
    »Sie kam plötzlich«, sagte Alison. »Eines Nachmittags in der Kanzlei. Edwin hatte den Verdacht, daß etwas in seinem Becher gewesen war.« Sie verzog das Gesicht. »Aber dafür gibt es keinen Beweis, und Edwin war so aufgeregt.«
    »Hat er gesagt, weshalb?«
    »Nein!«
    »Hatte er noch andere Freunde in London?«
    »Ich glaube, er sprach von Tibault Lesures, dem Dokumentenmeister.«
    »Junge Frauen?«
    Alison lachte. »Wenn er welche kannte, so hat er es gut geheimgehalten. Aber, Sir John...« Sie wandte sich dem Coroner zu. »Ich möchte jetzt fort. Ich sollte auch fortgehen. In London habe ich nichts verloren. Mein Bruder ist beerdigt, ich habe ein Geschäft in Epping, ich muß mich um mein Haus kümmern.«
    »Geht zurück in die >Silberne Laute<«, sagte Athelstan. »Packt Eure Sachen und zieht zu Benedicta.«
    Alison schaute zu Boden.
    »Da seid Ihr in Sicherheit«, beharrte Athelstan. »Niemand wird Euch etwas tun.«
    »Das glaube ich«, sagte sie.
    »Gut.« Athelstan tätschelte ihre Schulter. »Ich sehe Euch dort.«
    Athelstan sah ihr nach und hörte nur mit halbem Ohr auf Sir Johns Geplauder, als er dem Coroner jetzt durch das nachmittägliche Gedränge folgte, vorbei an Newgate und durch Holborn zur Kanzlei vom Grünen Wachs. Als sie an dem alten Stadttor an der Holborn Road vorbeikamen, blieb Cranston stehen und legte Athelstan die Hand auf den Arm. Wie gebannt starrte der Coroner auf die Einmündung einer Gasse.
    »Was ist, Sir John?«
    Cranston kratzte sich am Kinn und nahm einen Schluck aus seinem wunderbaren Weinschlauch. Athelstan folgte seinem Blick. Ein paar Verkaufsstände waren zu sehen, Kinder trieben eine aufgeblasene Schweinsblase vor sich her, und ein betrunkener Gaukler versuchte sich zur Erheiterung einiger Arbeiter an seinen Kunststücken.
    »Einer Eurer Schurken, Sir John?«
    »Ja«, flüsterte Cranston. »Ein reizendes Kerlchen, ein ganz reizendes Kerlchen! William, das Wiesel. Ich kenne ihn schon lange. Es gibt kein Fenster, durch das er nicht klettern kann. Zeig ihm einen Spalt in der Mauer, und er flitzt hindurch, so flink wie eine Flußratte.«
    »Aber ich kann ihn nicht sehen.«
    »Nein, das wirst du auch nicht. Der ist verschwunden, ehe du dich versiehst. Aber William führt keine Gaunereien im Schilde, er hat mich beobachtet. Das Wiesel gehört zu den frömmsten Jüngern des Vikars der Hölle, und wenn der junge William mich beobachtet, bedeutet das, der Vikar der Hölle möchte zu gern wissen, wohin ich gehe und was ich tue. Was Flaxwith sagt, stimmt also. Unser Vikar muß ganz vernarrt in die junge Clarice sein. Ich schätze, es ist nur eine Frage der Zeit, wann er der Verlockung anheimfällt.«
    »Aber er wird doch wissen, daß Ihr Dame Broadsheets Haus bewachen laßt.«
    »Ja, ja.« Cranston nagte an seinem Fingerknöchel. »Darüber muß ich nachdenken. Aber jetzt komm, Bruder.«
    Der Dokumentenmeister empfing sie in einer kleinen Kammer im hinteren Teil der Kanzlei vom Grünen Wachs. Er setzte sich an einen Tisch, und Cranston und Athelstan nahmen auf der Bank ihm gegenüber Platz.
    »Master Tibault, Ihr scheint erregt zu sein«, stellte Athelstan fest.
    Der Dokumentenmeister kratzte sich die unrasierte Wange und rieb sich ein rotgerändertes Auge. »All diese Todesfälle«, klagte er. »Bruder Athelstan, dies ist ein wichtiges

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