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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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zittert wie Espenlaub. Was wissen diese jungen Halunken über Euch? Ihr solltet hier der Herr sein, aber schaut Euch an, Ihr sitzt hier wie ein Lakai. Holt mir das Siegel herunter«, befahl er plötzlich.
    »Das brauche ich nicht zu holen.« Lesures knöpfte sein Gewand auf.
    Athelstan sah die Kette mit der kleinen, runden Dose am Ende. Lesures nahm sie ab, öffnete sie und reichte das Siegel herüber. Cranston hielt es wie eine heilige Reliquie in den Fingern. Es war dunkelgrün. Auf der einen Seite sah man den jungen König Richard II. zu Pferde und mit dem Schwert in der Hand, auf der anderen befanden sich eine Krone und die Wappen von England, Schottland, Frankreich und Kastilien auf einem geviertelten Schild.
    »Sir John, was wollt Ihr denn andeuten?« Lesures nahm das Siegel zurück. »Ihr wißt, daß niemand außer mir dieses Siegel in seinem Besitz hat. Niemand außer mir kann damit ein Dokument besiegeln.« Lesures tat, als wolle er aufstehen und verachtungsvoll hinausgehen.
    »Wir sind noch nicht fertig«, bemerkte Athelstan. »Aber Ihr könnt gehen und Alcest und Napham zu uns bitten. Wir haben den beiden etwas zu sagen.«
    Lesures eilte hinaus und kam mit den beiden Schreibern zurück. Die beiden waren bedrückt und blaß; von ihrer alten, großspurigen Arroganz war nichts mehr zu entdecken.
    »Mochtet Ihr Chapler?« begann Cranston umstandslos.
    »Nein«, antwortete Alcest. »Ich habe Euch schon gesagt, er war keiner von uns, und deshalb ließen wir ihn in Ruhe. Er kam hierher zur Arbeit, und dann ging er wieder nach Hause. Wir wußten nichts über ihn, außer daß er eine Schwester in Epping hatte.«
    »Wie lange hat Chapler hier gearbeitet?«
    »Zwei Jahre«, antwortete Lesures, der nervös an der Tür stand. »Er kam mit den besten Empfehlungen von einem Kaufmann in Cambridge.«
    »Und er war der letzte, der zu Euch kam?«
    »Ja, ja«, antwortete Alcest. »Er kam als Fremder, und das ist er auch geblieben.«
    »Habt Ihr deshalb versucht, ihn zu vergiften?« fragte der Coroner.
    Napham fuhr zurück, als habe ihn ein Armbrustbolzen getroffen.
    »Ihr habt doch versucht, ihn zu vergiften? Jemand hier wenigstens? Vor ein paar Wochen trank er einen Schluck Malvasier...«
    »Da haben wir ihn nicht vergiftet«, gab Alcest zurück. »Peslep fand es witzig. Er hat ein Abführmittel in Chaplers Becher gegeben. Ihn hat es erheitert. Uns nicht.«
    »Dafür habt Ihr keinen Beweis«, sagte Athelstan scharf.
    »Aber ich sage die Wahrheit.«
    »Ach ja, die Wahrheit«, bemerkte Cranston. »Pilatus fragte auch: Was ist die Wahrheit? Bruder Athelstan, sag ihm, was wir bereits herausgefunden haben.«
    Athelstan erklärte die drei Rätsel und zeigte, wie ein jedes auf den ersten Buchstaben des Nachnamens der ermordeten Schreiber hinwies. Alcest und Napham wurden noch bedrückter, als Athelstan ihnen erklärte, daß kaum ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Chapler und dem an den anderen drei Schreibern bestand.
    »Und jetzt fragen wir uns«, schloß Athelstan. »Wir haben Peslep, Ollerton, Elflain: P-O-E. Wenn wir noch die ersten Buchstaben von Napham und Alcest hinzufügen, bildet sich das Wort poena, das lateinische Wort für Strafe. Also...« Athelstan stützte die Hände auf den Tisch. »Was habt Ihr fünf Schreiber getan, daß Ihr eine solche Strafe verdient?«
    Napham begann zu zittern, aber Alcest stand unvermittelt auf, nahm seinen Kanzleiring ab und warf ihn auf den Tisch.
    »Bitte, Sir, was ist los?« rief Cranston.
    »Ich bin ein königlicher Schreiber in der Kanzlei vom Grünen Wachs«, erklärte Alcest. »Ich arbeite für die Krone. Ich werde bedroht. Wenn wir nicht entsprechende Maßnahmen ergreifen, werden auch ich und Master Napham brutal ermordet werden, während Ihr, Sir John, hier im Dunkeln tappt.«
    »Und?« Athelstan spielte mit dem Kanzleiring, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Sir John wird Euch sagen, was der Brauch ist.« Auch Napham nahm seinen Ring ab. »In Zeiten großer Gefahr können königliche Schreiber den Schutz der Krone verlangen.«
    »Natürlich«, prustete Cranston. »Und wo wollt Ihr hin, Sir?«
    »In den Tower selbstverständlich!«
    Alcest nahm beide Ringe vom Tisch und ließ sie in seine Tasche gleiten. »Ich gehe zum Constable des Tower und verlange, daß man uns dort unterbringt.« Er stieß mit einem Finger nach Cranston. »Bis Ihr, der Coroner der Stadt, herausgefunden habt, wer der Mörder ist!«
    Alcest ging zur Tür, und Napham folgte ihm. »Wir bleiben beide im Tower, und

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