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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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sonst noch herausgefunden?«
    »Die beiden Schreiber, Stablegate und Flinstead, hatten das Haus am Abend zuvor zur Vesper verlassen, wie sie es immer taten. Wenn sie gegangen waren, pflegte Master Drayton die Türen zu verschließen und zu verriegeln. Das war überall bekannt, Sir John, er ließ niemanden hinein, und niemand kam je heraus.«
    Athelstan stand auf und spielte mit dem Holzkreuz, das an einer Schnur um seinen Hals hing.
    »So, Master Flaxwith.« Er lächelte den Büttel an. »Nach allem, was du sagst, haben wir hier einen Mann, der sich in seinem Kontor einschloß, niemals hinausging und niemanden hereinließ. Am Morgen sind Türen und Fenster verriegelt und verrammelt. Das Kontor ist verschlossen und gesichert, aber drinnen liegt unser Geldverleiher tot, und sein Silber ist fort.«
    »Mit einem Wort: ja.«
    »Und es gibt keine geheimen Eingänge, Korridore, Hintertürchen?«
    »Nicht einen, Pater. Du hast das Haus gesehen; es ist aus Stein. Nur wenige Häuser hier in der Gegend sind es. Deshalb hat Drayton es gekauft.«
    »Und das Kontor?«
    »Sieh es dir selbst an, Pater«, erwiderte Flaxwith. »Es ist eine viereckige Kammer aus Stein. Die Decke ist Gipsputz, aber sie ist unversehrt, und die Wände sind aus schierem Stein, genau wie der Boden. Wenn Drayton frische Luft haben wollte, machte er einfach die Tür auf. Pater, ich kenne mich aus mit Einbrechern. Die gehen so schnell durch ein Fenster wie ein Pfaffe ins Bordell...« Er unterbrach sich. »Ich meine, wie ein Frettchen ins Loch. Aber in dieses Kontor einzubrechen, dafür würde ein Dieb Stunden brauchen.«
    »Dann wollen wir es uns mal ansehen.«
    Flaxwith erhob sich und führte sie hinaus. Cranston packte Athelstan am Arm. »Bruder, fühlst du dich wohl?«
    »Natürlich, Sir John. Ein bißchen schläfrig. Ich...«
    »Du hast letzte Nacht nicht geschlafen, nicht wahr?« sagte Cranston vorwurfsvoll. »Hast wieder auf deinem Kirchturm gehockt und die verdammten Sterne studiert, stimmt’s?«
    Athelstan lächelte verlegen. »Ja, Sir John.«
    »Es steckt doch nichts anderes dahinter, oder?« fragte Cranston. »Ich meine, Pater Prior hat dir doch nicht geschrieben, daß er dich deiner Pflichten in St. Erconwald entheben und dich in die Hallen von Oxford schicken will?«
    Athelstan ergriff Sir Johns mächtige, dicke Pranke und drückte sie. »Sir John, der Pater Prior hat mich vor einem Monat gefragt, ob mir eine solche Versetzung gefallen würde, und ich habe gesagt, ich möchte es nicht.«
    Cranston verbarg seine Erleichterung. Er liebte seine Frau, Lady Maude, seine kleinen Zwillinge, die er »Kerlchen« nannte, und seine beiden Hunde Gog und Magog, vor allem aber diesen sanftmütigen Ordensbruder mit dem scharfen Verstand und dem trockenen Humor. Cranston hatte viele Jahre lang als Soldat wie auch als Coroner gedient. Dabei hatte er so manchen Mann kennengelernt, aber, wie er Lady Maude erklärte, »die Zahl meiner Freunde kann ich an einer Hand abzählen und habe immer noch genügend Finger frei, um den Regenten mit einer ungehörigen Geste zu begrüßen. Athelstan ist mein Freund.« Cranston schaute den Ordensbruder wehmütig an.
    »Du gehst nicht nach Oxford, nicht wahr, Bruder?«
    »Nein, Sir John. Ich gehe ins Kontor.« Athelstan sah sich in der kargen Kammer um. »Dies ist ein tückischer Mordfall, Sir John, aber warum seid Ihr hier?« Und nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Warum seid Ihr so beunruhigt deswegen?«
    »Drayton bewahrte sein Geld für gewöhnlich bei den Italienern auf«, sagte Cranston. »Bei Frescobaldi und den Gebrüdern Bardi in der Leadenhall Street. Aber das meiste hat er dort abgehoben, um es unserem hochedlen Regenten John von Gaunt, dem Herzog von Lancaster, zu geben: ein Darlehen über fünftausend Pfund in Silber.«
    Athelstan seufzte.
    »Du siehst, Bruder, Gaunt interessiert es einen Dreck, ob Drayton im Himmel oder in der Hölle ist. Er will das Silber, zumal da Drayton keine Erben hat und er es deshalb nicht zurückzahlen muß. Und er will, daß der Dieb gefaßt wird. Und wie du weißt, mein guter Mönch...«
    »Ordensbruder, Sir John.«
    »Wie du weißt, mein guter Ordensbruder, kommt niemand, der unseren Regenten ärgert, ungeschoren davon.« Cranston unterbrach sich, als er Flaxwith rufen hörte. »Wir gehen jetzt lieber, Bruder.«
    Sie gingen hinaus in den schmutzigen und düsteren Korridor. Hier roch es nach Talg, gekochtem Öl und anderen unappetitlichen Dingen.
    »Flaxwith sagt, der Nachttopf oben war

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