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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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werde ich diese Reliquie zur größten in der ganzen Christenheit erklären. Ich bezahle« — seine Stimme wurde laut — »fünfhundert Pfund dafür, daß ich sie mein eigen nennen darf. Nun?«
    Huddle scharrte mit den Füßen und schaute weg. Watkin und Pike, der Grabenbauer, zogen sich in die Front der anderen Gemeindemitglieder zurück, und ihre Verbündeten und Helfershelfer — Tab, der Kesselflicker, Hig, der Schweinebauer, und Cecily, die Kurtisane — schienen alles Interesse an der Sache verloren zu haben.
    »Kommt, kommt!« rief der Sanctus-Mann. »Wollt ihr etwa sagen, der liebe Gott läßt es zu, daß ein Wunder durch einen Bottich Wasser und einen staubigen Keller zum Erliegen gebracht wird?« Er steckte das Goldstück wieder in seine Börse.
    »Was ist das für ein Gaukelwerk?« Athelstan trat vor und packte Huddle beim Wams. Der Maler schaute sich mit bleichem Gesicht nach Watkin um. »Sag es deinem Pfarrer! Komm, sag es deinem Pfarrer!«
    »Ich werde Euch sagen, wie es geht«, erklärte der Sanctus-Mann. »Laßt ihn nur los, Bruder.« Er gab Athelstan das Kruzifix. »Seht Euch die Augen an, Bruder. Ihr werdet es nicht erkennen können, aber da sind sehr feine Löcher. In jeder Wunde wird ein solcher Hohlraum sitzen. Das Loch ist mit einer Wachsschicht verschlossen. Das Blut hätte eintrocknen müssen, aber Huddle hat eine Tinktur beigemischt, die es frisch hält.«
    Athelstan nickte. Im stillen bewunderte er diese feinsinnige Vorrichtung.
    »Hätte das Kruzifix nun in der kalten Kirche gehangen«, fuhr der Sanctus-Mann fort, dem die Sache großen Spaß machte, »so würde das Wachs sich erhärten, und in den Hohlräumen würde das Blut mit der Tinktur allmählich eintrocknen. Je länger man es hängen ließe, desto fester würde es werden.«
    »Aber die Kerzen!« rief Athelstan. »Als das Kruzifix am Taufbrunnen aufgehängt worden war, wurden Kerzen angezündet. Und die eisernen Kerzenhalter befanden sich auf einer Höhe mit dem Korpus!«
    »Ihre Wärme verflüssigte das Blut«, erklärte der Sanctus-Mann, »und Ihr habt einen gekreuzigten Jesus, der blutet.«
    »Aber soviel Blut!« rief Cranston.
    »Die Hohlräume lassen sich jederzeit wieder füllen.«
    Athelstan ging auf seine belemmerten Pfarrkinder zu. »Warum?« rief er. »Warum ein solches Bubenstück? Seid ihr so knapp bei Kasse? Müßt ihr solche Dummheiten machen, so lästerliches Gaukelwerk?«
    »Sag’s ihm!« rief Huddle zu Watkin hinüber. »Pater«, fuhr er dann fort, »ich will gestehen, daß es meine Idee war. Ein Maler in Genua hatte etwas Ähnliches gemacht, hat mir ein Seemann erzählt, als ich in der Schenke >Zum Gescheckten« beim Essen saß. Ich habe es Watkin weitererzählt...«
    Die Gemeindemitglieder wichen zurück und ließen den Mistsammler allein dastehen, der sofort lauten Protest erhob.
    »Du bestehst doch immer darauf, daß du der Leiter des Gemeinderates seist!« rief Pike tückisch. »Jetzt sag dem Pfarrer die Wahrheit!«
    Watkin trat vor wie ein Schuljunge. »Wir haben es für Euch getan, Pater«, bekannte er und hob die lederumhüllten Schultern. »Oh, ich gebe gleich zu, Pater, einen Teil des Geldes habe ich für Erfrischungen ausgegeben...«
    »Das ist ein Verbrechen!« dröhnte Cranston.
    Athelstan bat mit einer Handbewegung um Ruhe. »Hast du davon gewußt, Benedicta?« fragte er leise.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Ihr solltet sie fragen, warum sie es getan haben. Ich habe da einen leisen Verdacht.«
    »Wir haben gehört, daß Ihr fortgeht«, platzte Watkin heraus. »Als Sir John neulich, nachdem Ihr von dieser blutigen Angelegenheit in Westminster zurückgekehrt wart, leicht berauscht im »Gescheckten« saß, da beklagte er diese Tatsache.«
    »Und?« fragte Cranston.
    »Und da wollten wir Euch das Geld geben«, erklärte Watkin trotzig.
    »Wie bitte...?«
    »Oh, nicht um Euch zu bestechen«, fügte Tab, der Kesselflicker, besorgt hinzu. »Wir wollten Euch bitten, es dem Regenten als Geschenk zu überbringen, Sir John.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Und wenn nicht dem Regenten, dann dem Bürgermeister oder einem Ratsherrn — irgend jemandem, der Einfluß auf den Pater Prior hat.«
    Athelstan schaute seine Pfarrkinder streng an. »Lügt jetzt nicht!« warnte er.
    »Nein, nein, Pater!« tönte es im Chor zurück.
    »Könnt ihr alle beschwören«, fragte Athelstan mit lauter Stimme, »daß ihr es aus diesem Grund getan habt? Es beschwören beim Heiligen Kreuz und beim Leben eurer

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