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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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durch ein Fenster hinein. »Bleibt einen Augenblick hier, Sir John, und kommt nicht herein. Es dauert nicht lange.«
    Bevor Cranston protestieren konnte, war Athelstan in der Schenke verschwunden. Als er wieder herauskam, steckte er sich etwas in seine Börse. Cranston sah, daß er sie behutsam festhielt, als sei sie etwas Kostbares.
     
    Der Friedhof und der Platz um die Kirche lagen verlassen da, als sie kamen. Zwar hing der Geruch von Feuer und Kerzenwachs noch immer in der Luft, aber der Behelfsaltar auf dem Friedhof war umgestürzt und alle Spuren des »Wundersamen Kruzifix« waren verschwunden.
    »Hoffentlich ist Benedicta da«, murmelte Athelstan.
    »Ich denke schon«, sagte Cranston. »Ich sehe Kerzenschein in deinem Fenster, Bruder.«
    Benedicta und Alison saßen im Pfarrhaus am Tisch, und Cranston schrie entzückt auf, als er den großen Krug Ale sah, den Benedicta in einer nahen Schenke geholt haben mußte. Sie holte saubere Humpen aus der Küche und trug fünf Teller mit Dörrfleisch, Käse und Apfelscheiben auf. Samson spitzte die Ohren und schaute sich um.
    »Lieber Gott«, betete Cranston, »mach, daß Bonaventura jetzt nicht nach Hause kommt.«
    »Der wird nicht kommen«, sagte Athelstan. »Er ist ein sehr kluger Kater und weiß, daß Samson hier ist. Aber, Henry, komm her. Ich habe ein kleines Geschenk für dich und deine Frau. Es ist oben in meiner Schlafkammer.«
    Ohne die neugierigen Blicke der anderen zu beachten, führte Athelstan den Büttel die Stiege hinauf. Nach ein paar Augenblicken kam der Ordensbruder allein zurück, tauchte seine Finger in eine Wasserschüssel, wischte sie an seinem Mundtuch ab und nahm einen Schluck Ale. Cranston fing an, über einen Wetterumschwung zu spekulieren, aber Benedicta nahm plötzlich seine Hand.
    »Pst, Sir John — hört doch!«
    Sie lauschten alle.
    »Oh nein...!« Cranston seufzte tief und erhob sich halb. »Hörst du das, Bruder?«
    Der Ordensbruder hörte auf zu essen.
    »Da ist jemand, der Sporen trägt!« rief Cranston. »Draußen vor dem Haus!«
    »Alcest kann das aber nicht sein!« stellte Alison fest.
    »Oh nein, Alcest ist es nicht, Alison.« Athelstan beugte sich vor und griff nach ihrer Hand. »Und obwohl Alcest ein Mörder ist, hat er sich doch nur für einen Toten zu verantworten, nicht wahr, Mistress?«
    »Wie meint Ihr das, Pater?«
    »Ihr habt mich gut verstanden«, sagte Athelstan. »Mistress Alison, Alcest hat einen Schreiber ermordet, Ihr dagegen vier!«
     

 
     
    Alison wollte aufspringen, aber Athelstan legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie nieder.
    »Wie heißt du wirklich?« fragte er.
    »Alison Chapler natürlich. Ich bin Edwins Schwester.«
    Cranston war kopfschüttelnd hinter dem Mädchen stehengeblieben. Athelstan beachtete ihn nicht. Benedicta saß mit offenem Mund da. Flaxwith führte Samson davon und setzte sich mit ihm auf einen Schemel in der Ecke; der Hund hockte sich neben ihn und ließ sich die Ohren kraulen.
    »Ich war im Tower«, erläuterte Athelstan. »In dieser grimmigen Festung gibt es eine Dokumentenkammer mit Steuerakten, die über Jahrzehnte zurückreichen. Es ist doch interessant, daß die Steuereinnehmer mit peinlichster Sorgfalt sämtliche Einzelheiten notieren. Sie führen Listen von Leuten, nach Wohnung und Beruf geordnet. Nun gibt es in diesen Listen für das Jahr 1362 auch eine Familie in Bishop’s Lynn, Norfolk: Vater, Mutter, Sohn Edwin und dessen Schwester Alison, ein Kind von gerade drei Jahren.«
    »Nun, Ihr müßt wissen, Pater...«
    »Nein, nein«, unterbrach Athelstan. »ich bat den Schreiber, einen Blick in die Steuerakte für 1365 werfen zu dürfen. Da waren zwei der Familienmitglieder gestorben: Edwins Vater und seine Schwester Alison — auch sie war als mortua bezeichnet. Tot. Wenn du willst, kann ich Sir John nun immer noch bitten, einen königlichen Gerichtssekretär mit einer gründlichen Untersuchung deiner Herkunft zu beauftragen.«
    Alison, aus deren Gesicht alle Farbe gewichen war, schüttelte nur den Kopf.
    »Ach, übrigens«, sagte Athelstan, »das Klirren, das ihr gehört habt, war ein Paar Sporen, die ich vom Wirt des >Gescheckten< geborgt hatte. Master Flaxwith ging nach oben, band sie an ein Stück Schnur und ließ sie aus dem Fenster herabhängen. Dann schüttelte er sie heftig, damit es so klang, als gehe jemand, der Sporen trägt, draußen auf und ab. Gestern abend hast du in Benedictas Haus das gleiche getan: Aus der Kammer über ihrer Stube hast du die

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