Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Anzeige erstatten.«
Tina Barr saß in einem Sessel in dem beengten Wohnzimmer ihres Apartments, und ich saß ihr gegenüber auf einem kleinen Sofa, das dringend einer neuen Polsterung bedurfte.
»Darum geht es jetzt gar nicht, Tina. Ich würde gern
wissen, was Ihnen zugestoßen ist. Wir haben keinen Verdächtigen, also können wir niemanden anklagen.«
»Sie wollten sich doch vergewissern, dass es mir gut geht. Sie sehen, dass ich nicht verletzt bin, also können Sie jetzt wieder gehen.«
Sie war unnatürlich blass und stützte den Kopf in die Hand, als sei er zu schwer, um ihn ohne Hilfe aufrecht zu halten.
»Vor ein paar Minuten sagten Sie noch, dass der Mann Sie umbringen wollte. Dass er über sechs Stunden hier bei Ihnen war. Wie könnte ich da einfach wieder gehen? Sie sehen nicht gut aus, Tina. Sie müssen schreckliche Angst haben.«
»Mir ist übel. Ich möchte mich nur hinlegen.«
Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, aber sie starrte zu Boden.
»Wer hat Ihnen das angetan, Tina? Wissen Sie, wer es war?«
Sie zitterte am ganzen Körper. »Keine Ahnung. Er hatte eine schreckliche schwarze Maske über dem Gesicht.«
Ich wollte sie nicht unter Druck setzen, sie nicht in die Mangel nehmen, aber es erschien mir unwahrscheinlich, dass der Angreifer die Maske so viele Stunden lang getragen hatte. »Die ganze Zeit? Er hat sie nicht abgenommen?«
»Ich weiß nicht, was er getan hat. Ich erinnere mich nicht.«
Angesichts dessen, was die Cops nach ihrem Eintreffen vor Ort erlebt hatten, hatte ich mich auf ein schwieriges Gespräch gefasst gemacht. Aber dass sie mauern würde, nachdem sie mir aufgemacht hatte - damit hatte ich nicht gerechnet.
»Sie erinnern sich nicht?«
»Ich war die ganze Zeit bewusstlos, Ms Cooper.« Tina sah mich an. »Er stieß die Tür auf und warf mich zu Boden. Dann drückte er mir einen Stofflappen über den Mund, sodass ich keine Luft mehr bekam. Mir wurde schwindlig, alles drehte sich. Ich dachte, ich würde sterben. Ich habe keine Ahnung, was er danach getan hat.«
Jetzt hatte ich noch mehr Grund zur Sorge, aber gleichzeitig war es umso wichtiger, sie nicht zum Ausdruck zu bringen.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich möchte schlafen.«
»Wissen Sie, womit er Sie betäubt hat?«
Tina legte den Kopf an die Rückenlehne des Sessels und fuhr mich an: »Wie soll ich das denn wissen?«
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie es mir nicht sagen können. Aber genau deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie sich ärztlich untersuchen und Blut abnehmen lassen. Sie haben zweifellos noch immer etwas von diesem Mittel in Ihrem Körper.«
»Ich will nicht, dass noch jemand in meine Wohnung kommt. Können Sie das nicht verstehen?«
»Ich möchte Sie gerne in die Notaufnahme bringen. Kaum zehn Straßen weiter gibt es ein hervorragendes Krankenhaus.«
Tina Barr begann wieder zu weinen. Auf einem Schreibtisch hinter ihr stand eine Box mit Papiertaschentüchern. Ich stand auf, um eine Handvoll davon zu holen, und sah mich dabei nach Anzeichen von Unordnung um. Bücherregale säumten die Wände. Auf sämtlichen Tischen und Ablagen lagen Papierstapel und Zeitschriften.
»Lassen Sie sich ruhig noch etwas Zeit, um sich zu beruhigen.«
Ich reichte ihr die Taschentücher und bückte mich, um den Papierkorb wieder aufzustellen. Er enthielt einen großen Lappen, dessen ekelhaft süßlicher Geruch mir in die Nase drang, als ich mich vorbeugte. Ich fischte den Lappen mit einem Taschentuch aus dem Papierkorb und steckte ihn in die Hosentasche meiner Jeans.
»Möchten Sie ein Glas Wasser, Tina?«
»Mir ist zu schlecht, als dass ich trinken könnte. Ich habe schrecklichen Durst, aber ich glaube nicht, dass ich etwas bei mir behalte.«
Ich ging zurück zu dem kleinen Zweisitzer. Die Fakten konnte ich mir später noch besorgen. Erst musste ich sie dazu bringen, sich untersuchen zu lassen. »Ich habe nur noch ein paar Fragen, okay? Als Sie wieder zu Bewusstsein kamen, lagen Sie da noch hier, auf dem Boden?«
Sie suchte sich einen anderen Punkt in dem billigen, dunkel gemusterten Orientteppich und fixierte ihn. »Ich lag auf dem Bett, Ms Cooper. Ich war nackt. Völlig nackt. Ich hatte ein Klebeband über dem Mund und war an den Händen mit einer meiner Strumpfhosen an das Kopfbrett gefesselt. Aber die Knoten waren ziemlich locker, sodass ich sie aufmachen konnte.«
»War der Mann da noch hier?«
Sie holte tief Luft. »Ich kam wieder zu mir, kurz bevor er ging.
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