Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
Licht. Es zog ihn magisch an und bald stellte er fest, dass er sich tatsächlich der Lichtquelle näherte, die über ihm einen der Bäume erhellte. Eine Öllaterne hing dort an einem Strick und warf tanzende Schatten in den Regen und an den Baum, an dem sie hing. Ein Positionslicht, um ihm den Weg zu weisen? Schlotternd versuchte er, Kontakt zu den Bäumen aufzunehmen, aber die Verbindung schien dauerhaft abgerissen. Wahrscheinlich hatte die Schildkröten-Hexe dafür gesorgt. Tiefer im Wald bemerkte er ein weiteres Licht. Es hing ähnlich hoch und leuchtete ebenso stark. Würde er zu diesem Licht gehen, folgte er dem archaischen Brüllen, das ihn so sehr erschreckt hatte. Was konnte das gewesen sein? Je länger er sich mit der Frage beschäftigte, desto unsicherer wurde er. War es ein Wesen der Hexe oder war es ein Wesen des Waldes? Freund oder Feind? Ruckartig drehte er sich um und sah nach, ob die Hexe ihm mit dem Elefantenmann und dem dünnen Riesen folgte. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, überall glitten Schatten durch die Nacht, huschten hierhin und dorthin. Der Wald lebte! Und er drang in das Herz des Waldes ein, das war gut. Seine Rettung!
    »Ich komme«, rief er in den Wald hinein, passierte das zweite Licht und hielt überrascht inne. Was er nun sah, damit hatte er nicht gerechnet.

    ***

    »L ass uns weitergehen. Die Batterie ist gleich leer«, begründete Frederik seine Eile.
    Wolfgang warf ihm einen abwertenden Blick zu. Seine Schulter schmerzte, seine Beine zitterten vor Anstrengung und vor Kälte. Lange würde er Doris nicht mehr stützen können. Aber Frederik hatte Recht, sie mussten herausbekommen, was es mit dem Licht auf sich hatte. Er hoffte, dadurch würden sie aus dem verfluchten Wald hinausgelangen und konnten Lynn helfen und Doris versorgen. Aus ihrem Versteck sahen sie Tom, der sich der zweiten Öllaterne näherte.
    »Ich komme«, rief dieser und taumelte weiter.
    »Jetzt!«, gab Wolfgang das Kommando und geduckt schlichen sie Tom hinterher.

    ***

    D ie verwitterte Karosserie eines alten Lastwagens schien ihn bösartig anzugrinsen. Die aufgeklappte und geschwungene Motorhaube erinnerte Tom an ein gähnendes Maul, das jederzeit zuschnappen konnte. Das Wrack stand im Kreis mehrerer Weiden, beleuchtet von einem halben Dutzend weiterer Öllaternen mitten im Unterholz. Eingewachsen, rostbraun, mit erblindeter Windschutzscheibe und zerschlagenen Seitenfenstern tarnte es sich wie ein Reptil und verschmolz mit seiner Umwelt. Sollte das der König des Waldes sein? Tom hatte etwas anderes erwartet, konnte sich aber durchaus vorstellen, dass das Brüllen von diesem antiquierten Lastwagen ausgegangen war. Wider einer besseren Eingebung kniete er sich davor hin und huldigte dem Wesen, das er hinter dem abgeblätterten Lack und dem von Rost zerfressenen Metall wähnte. Er warf seinen Oberkörper in den aufgeweichten Boden und verneigte sich mehrmals hintereinander, wobei er bedrohlich mit seiner Waffe hantierte.
    »Die Schildkröten-Hexe ist hinter mir her«, sprach er es an und stand auf. Von Angesicht zu Angesicht wartete er auf eine Antwort. »Und der Elefantenmann«, ergänzte er, in der Hoffnung, das Wesen würde auch ihn kennen.
    Da es ihm nicht antwortete, ließ er seinen Blick schweifen und entdeckte einige Schritte von dem Fahrzeug entfernt ein weißes Laken, das über … er konnte nicht genau erkennen, was … etwas … geworfen worden war, sodass es wie ein Tisch aussah. Das Weiß strahlte ihn an, so stark hob es sich von dem Dämmer auf der kleinen natürlichen Einfriedung ab. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, ging darauf zu, als er Musik hörte.

    ***

    A us sicherer Entfernung beobachteten sie Tom, wie er längere Zeit vor dem Lastwagen kniete und sich verbeugte. Wäre die Szenerie nicht so bedrohlich gewesen, hätte Wolfgang gelacht. So etwas kam doch nur in Filmen vor und solche Filme hätte er garantiert ausgeschaltet. Krank , dachte er. Allesamt krank.
    Sie hörten Tom reden. Irgendetwas wie Elefantenmann verstand Wolfgang und schüttelte verständnislos den Kopf. Tom erhob sich, sah sich um und schien etwas Besonderes entdeckt zu haben, denn gebannt schritt er darauf zu. Wolfgangs Neugier erwachte.
    »Okay, weiter jetzt.«
    Sie schlichen ihm nach.

    ***

    H ey, hey, hey, hey! Uhu-hu-yeah!
    Won´t you – come see about me
    I´ll be alone, dancing you know it, baby …
    Tom blieb in Schockstarre stehen. Seine Jugendhymne schmetterte aus dem

Weitere Kostenlose Bücher