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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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abdrücken, doch wie aus dem Nichts sprang der langgezogene Frederik heran und die beiden wurden vom Erdboden verschluckt. Der lange Frederik richtete sich kniend auf und filmte. Der dunkle Ritter, die schwarze Gestalt vor ihm, setzte sich in Bewegung. Tom riss die Waffe herum, feuerte auf den dunklen Ritter und stellte sich auf den gewaltigen Rückstoß ein. Treffer! Der Riese taumelte zurück, griff sich an seinen gepanzerten Leib und es strahlte gleißend aus dem Loch, das die Kugel gerissen hatte. Im blendenden Scheinwerferlicht konnte Tom nicht genau erkennen, was der Riese als Nächstes plante. Noch stand er dort und taumelte, aber wahrscheinlich setzte er gleich zum Angriff an. Vorbehaltslos drückte Tom ein zweites Mal ab, kaum dass der erste Schuss getroffen hatte. Jetzt riss es den dunklen Ritter von den Beinen. Es donnerte grummelnd am Himmel. Tom eilte zu seinem Gegner, hörte einen dumpfen Schlag in seinem Rücken und den langgezogenen Frederik stöhnen. Darum konnte er sich gleich kümmern. Eine Hand presste der Riese auf seine Wunde in der Brust, mit der anderen zog er sich eine Sturmhaube vom Kopf. Er atmete rasselnd und sah Tom aus hellblauen Augen an. Ein Mann. Dreitage-Bart, markantes Gesicht, wettergegerbte Haut.
    »Bitte … hilf mir!«, bat er und streckte eine Hand nach Tom aus. »Ich … wusste nicht …« Der Fremde ließ den Kopf zurück auf den Boden sinken, atmete schwer.
    In diesem Augenblick kehrte der Kapitän in Tom auf die Kommandobrücke zurück und sah, was in seiner Abwesenheit angerichtet wurde.
    Or will you walk away? Ein erschossener Mann lag vor ihm.
    Will you walk on by? Tom hatte eine Waffe in seiner Hand.
    Come on – call my name, will you call my name?
    Ihm tat der Arm weh, er hatte geschossen! Er, Tom Breuer, hatte diesen Mann erschossen.
    I say la, lalalala … Tom warf die Waffe weg und lief davon. Vielleicht gab es doch Rettung. Vielleicht in dem Wald, die Bäume waren doch seine Freunde.

    ***

    T om Breuer wurde in den späten Morgenstunden des nächsten Tages nackt in den Dünen der Insel Tyreholm von der dänischen Polizei gefunden. Sascha und Wolfgang hatten noch in der Nacht Lynn und Bert getroffen und gemeinsam mit Jens über Funk die ›MS Paloma‹ sowie die Polizei und einen Rettungsdienst verständigt. Aufgrund des Unwetters traf Hilfe erst eineinhalb Stunden später auf der Insel ein. Für den angeschossenen Fremden, einen Dänen, kam jede Hilfe zu spät. Er verstarb vor Ort.

    ***

    I n anschließenden Vernehmungen und kriminalpolizeilichen Ermittlungen stellte sich heraus, dass Tom Breuer für das besagte Wochenende ein Pilotkonzept erarbeitet hatte. Weder sein Personal noch seine Geschäftspartnerin hatte er hierüber im Vorfeld aufgeklärt. Für die Umsetzung seines Konzeptes hatte er externe Hilfe von Mads Johannson angefordert, einem dänischen Kleinkriminellen, der für seine gutbezahlten Dienste sein Leben lassen musste. Er war der mysteriöse Fremde gewesen, er sollte die Führungskräfte und Toms Assistenten an ihre Belastungsgrenzen bringen. Daten, Unterlagen, Kontobewegungen und auch die Zeugenaussagen der Teilnehmer belasteten Tom Breuer schwer, der bis zur Urteilsverkündung seine Unschuld beteuerte. Tom Breuer wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren verurteilt.

    ***

    D oris kam nicht zu ihrem Nachtreffen. Sie brauchte Abstand, hatte sie gesagt. Sie redeten viel über dieses Wochenende, Sascha und Wolfgang am meisten. Beide fühlten sich persönlich verletzt und diese Verletzung der Seele wog schwer. Wie hatten sie sich von Tom täuschen lassen? Selbst nach vielen Bieren hatten sie keine befriedigende Antwort finden können.
    Frederik verhielt sich wie Frederik, eher anteilnahmslos und ruhig. Bei all den Nachrichten, die täglich zu hören, lesen und sehen waren, wunderte es ihn nicht.
    Silvia schwieg. Sie hatte gelogen. Tom hatte zu Protokoll gegeben, mit ihr geschlafen zu haben, sie hatte es abgestritten. Warum? Intuitiv! Es gab keinen wirklichen Grund dazu, außer der Gefahr, ihr Privatleben preiszugeben. Und das sollte schön geheim bleiben. Sie durfte es doch niemandem verraten, oder? Sie wollte gehen, Frederik und Sascha auch. Wolfgang entschied sich, von Bier auf Bourbon umzusteigen, umarmte alle und wünschte ihnen viel Glück.
    Frederik war mit seinem Wagen da und verschwand in die verregnete Herbstnacht. Sascha hatte ein Taxi bestellt und wollte vor dem Eingang warten. Silvia konnte zu Fuß zum

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