Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
auf das Tor zu, drückte auf die Tasten des Displays und nach einiger Zeit hörte er eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher in die stille Gasse sprechen: „Was kann ich für Sie tun?“ Zugleich leuchtete ein winziges rotes Licht auf und die Kamera drehte sich lautlos in Brauns Richtung.
„Ich muss mit Frau Anna Lange sprechen“, rief er in den LCD-Kasten.
„Bedaure, hier wohnt keine Anna Lange“, meldete sich umgehend die unpersönliche Stimme.
Er dachte kurz nach. „Melden Sie Tatjana Drakovic, dass Tony Braun sie sprechen will!“
„Bedauere, Frau Drakovic ist nicht in Spanien“, informierte ihn die Stimme.
„Was soll diese Lüge! Sie ist gestern mit ihrem Privatjet in Palma eingetroffen!“, schrie er in das Display, schlug wütend mit seinem Stiefel gegen die Aluminiumtür und hinterließ einen hässlichen Kratzer auf der makellosen Front.
„Bedaure, Frau Drakovic ist nicht hier.“ Die Stimme ließ sich durch Brauns Wut nicht aus der Ruhe bringen, blieb kühl und sachlich.
Ohne nachzudenken, knallte er seinen österreichischen Polizeiausweis gegen das LCD-Display und brüllte, so laut er konnte: „Policia, ich will sofort mit Tatjana Drakovic sprechen, sonst ist in der nächsten Stunde ein Großaufgebot der Polizei hier!“
Es ertönte ein Knacken und Rauschen aus dem Display.
„Warten Sie einen Augenblick“, befahl die blecherne Stimme.
Die Zeit verging im Schneckentempo und er hatte gute Lust, einfach die Aluminiumtür aufzuschießen und in den Palast zu stürmen. Doch dann öffnete sich lautlos die Eingangstür und Tatjana Drakovic stand persönlich im Türrahmen. Sie trug eine große dunkle Sonnenbrille, ein marokkanisches Flatterkleid und machte keinerlei Anstalten ihn hereinzubitten.
„Ich suche Anna Lange! Sie ist gestern mit dir und Alex Huber in Palma eingetroffen! Ist sie im Palast?“, rief er anstelle einer Begrüßung und kümmerte sich nicht um neugierige Touristen, die interessiert herüberstarrten. Ein Schwall kühler Luft strömte an Tatjana Drakovic vorbei durch die geöffnete Tür in die kochendheiße Gasse und ihr Gesicht verhärtete sich.
„Ich habe keine Ahnung, wo sie ist“, sagte sie und betrachtete ihn mitleidig. „Sie hat sich mit meinem Vater getroffen, mehr weiß ich leider nicht!“
„Leidest du unter Gedächtnisverlust?“ Braun konnte nur mühsam seine Wut zurückhalten. „Okay, dann will ich mit deinem Vater sprechen!“ Tatjana Drakovic lehnte mit verschränkten Armen in der Tür und ihr mitleidiger Gesichtsausdruck verstärkte sich.
„Wofür hältst du dich? Glaubst du, mein Vater spricht mit jeder Person?“
Für einen kurzen Augenblick überkam Braun das übermächtige Verlangen, Tatjana Drakovic eine Ohrfeige zu verpassen. Er dachte an ihre gemeinsame Nacht zurück und an seine Dummheit, sich so von ihr manipulieren zu lassen. Sie hielt ihn für einen Schwächling, einen dummen Bullen, der nach ihrer Pfeife tanzte, aber er hatte noch ein Ass im Ärmel.
„Hast du die Collage mit den Leichen und Milans Kopf selbst am Computer entworfen? Vielleicht sogar in deinem Büro?“, rief er provokant, um sie aus der Fassung zu bringen und fixierte ihr Gesicht.
Tatjana Drakovic zuckte einen Schritt zurück, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten. Ihre Selbstsicherheit fiel in sich zusammen, ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse und auf ihrer weißen Haut wurden hektische rote Flecken sichtbar. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst! Verschwinde, sonst rufe ich die Security!“ Ihre Stimme war immer lauter geworden, verwandelte sich in ein hysterisches Kreischen. „Verschwinde! Es gibt keine Bilder! Kapier das endlich, Bulle!“
„Ich habe mir das wohl eingebildet! Die Kopie mit den Leichen und Milans Kopf!“, schrie er. „Du steckst bis zum Hals in der Scheiße!“ Braun trat einige Schritte zurück, maß Tatjana Drakovic von oben bis unten und streckte seinen Zeigefinger wie eine Pistole in ihre Richtung. „Ich sorge dafür, dass du in der Scheiße untergehst! Verlass dich darauf!“
„Tatjana, gibt es ein Problem?“ Slobodan Petrovic trat plötzlich aus dem Schatten der Eingangstür hervor und baute sich breitbeinig vor Braun auf.
„Verschwinden Sie, sonst lasse ich Sie von meinen Leuten die Gasse entlangprügeln“, zischte er und stieg drohend die Stufen zur Straße hinunter. „Sie haben hier keinerlei Befugnisse! Also verschwinden Sie, Sie sind doch nur ein armseliger Bulle!“ Drohend hob er den Arm, doch Braun
Weitere Kostenlose Bücher