Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Llul stockte kurz und räusperte sich, „was diese andere Sache betrifft, um die du mich gebeten hast. Treffen wir uns in der Bar Bosch in Palma, dort können wir das erledigen. Sagen wir in einer Stunde.“
Die Bar Bosch war eine der ältesten Bars in Palma und lag direkt am Ende der Ramblas und der Kreuzung zur Shopping-Meile, der Jaume III von Palma. Wie immer hatte Braun auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt mit einem lächerlich kleinen Mietwagen einen Tobsuchtsanfall erlitten, als der Verkehr zum Stillstand kam, das Inselradio Spitzentemperaturen bis zu 40 Grad in Aussicht stellte und er sich heillos verfahren hatte. Doch jetzt saß er an einem kleinen Bartisch, bei einem kühlen Bier, zwar völlig durchgeschwitzt, aber ruhig und entspannt. Ramon Llul zelebrierte das Wiedersehen auf typisch spanische Art. Er umarmte Braun überschwänglich, küsste ihn auf beide Wangen, klopfte ihm auf den Rücken, begutachtete ihn von oben bis unten.
„Qué tal, Tony?“, fragte Ramon Llul herzlich und tätschelte ihm die Wangen.
„Mir geht es gut, nur ein wenig heiß“, erwiderte Braun mit einem langen Seufzer.
„Du musst erst einmal im August hier sein, dann haben wir die richtige Hitze“, lachte Ramon Llul und wurde plötzlich ernst.
„Ich habe alles besorgt Tony“, sagte er und klopfte auf eine bunte Custo-Umhängetasche. „Aber verwende die Pistole nur im äußersten Notfall! Sonst bekomme ich Schwierigkeiten, die mich meinen Job kosten!“ Ramon Llul machte ein betrübtes Gesicht, das so gar nicht zu seinem sonstigen Aussehen passen wollte. Braun gebranntes Gesicht, die vorn schon schütteren dunklen Haare millimeterkurz geschnitten, dazu der Dreitagesbart und seine salopp elegante Kleidung ließen eher an einen smarten Börsenmakler denken als an einen Polizisten.
„Keine Angst“, beruhigte ihn Braun. „Ist nur für meine eigene Sicherheit. Ich fühle mich einfach besser damit.“
Er schob einen Zettel über den Tisch.
„Wie komme ich am schnellsten dorthin?“
„Calle Portella? Dort gibt es nur den früheren Palast der Grafen von Ayamans aus dem 17. Jahrhundert. Wir Mallorquiner nennen ihn Ca la Gran Cristiana. Was willst du dort?“, fragte Ramon Llul, während er den Zettel studierte.
„Das ist der Wohnsitz von Igor Drakovic“, sagte Braun.
„Ich wusste gar nicht, dass der Palast noch in Privatbesitz ist! Igor Drakovic? Habe ich schon einmal gehört, unsere Antikorruptionsabteilung ermittelt gegen einige einflussreiche Personen wegen fauler Immobiliengeschäfte.“ Ramon Llul nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Mineralwasser.
„Anna Lange ist mit Alex Huber in Palma. Sie hat keine Ahnung, dass mit ihm etwas nicht stimmt“, sagte Braun und nahm einen kräftigen Schluck Bier. „Sicher sind sie im Palast von Igor Drakovic.“
„Wer ist Anna Lange?“, Ramon Llul sah ihn fragend an.
„Ihr Vater ist der Hauptverdächtige im Mordfall Bogdan Drakovic.“ Braun winkte dem Kellner und bestellte noch ein Bier. „Sie will seine Unschuld beweisen, deshalb ist sie nach Palma gekommen.“ Kurz erzählte er dann Ramon Llul von seinem Gespräch mit Anna im Polizeipräsidium.
„Das ist nicht gut, dass sie sich einmischt“, Ramon Llul runzelte die Stirn. „Ruf sie doch an und rede ihr das aus!“
„Sie ist telefonisch nicht erreichbar“, seufzte Braun und leerte die nächste Bierdose. „Deshalb muss ich auch in den Palast von Igor Drakovic. Außerdem habe ich mit seiner Tochter Tatjana noch eine Rechnung offen.“
„Ich denke, du suchst Anna Lange und Alex Huber?“ Ramon Llul schüttelte verständnislos den Kopf. „Was hat das mit dieser Tatjana zu tun?“
„Tatjana Drakovic hat mich ausgetrickst, und zwar ziemlich clever!“, erwiderte Braun heftig und zerdrückte wütend die leere Bierdose.
Dann erzählte er Ramon Llul in wenigen Worten von seinem Treffen mit Tatjana Drakovic, der gemeinsamen Nacht, seinem Blackout, ihrem Alibi und seiner Beurlaubung.
„Die Frau hat dir den Kopf verdreht, Tony.“ Ramon Llul lächelte mit blendend weißen Zähnen. „Ich rate dir, gründe wieder eine Familie, dann hast du diese Probleme nicht.“
Er lehnte sich zurück und schaute Braun mitfühlend an, ehe er fortfuhr:
„Jetzt aber ernsthaft, ihr Motiv ist doch ganz klar: Sie wollte dich aus den Ermittlungen entfernen. Du bist befangen. Dann lässt sie ihre Beziehungen spielen und aktiviert ihre Kontakte im Ministerium. Und schon ist der ganze Fall auf einer höheren Ebene, wo
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