Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
gezielten Tritt schlug er die Tür auf und alles, was er sah, war ein Mann mit heruntergelassener Hose, der ihn panisch anstarrte, den Mund zu einem stupiden Grinsen verzogen.
„Scheiße! Das ist der Falsche!“ Wütend schlug er sich auf die Stirn, wirbelte herum, schlitterte über die Fliesen. Dann war er auch schon wieder draußen, unter den Arkaden. Eingehüllt in den wabernden Soundteppich, erkannte er weiße fliegende Gestalten, die aus dem schwarzen Himmel in den Hof schwebten, das goldene Royal-Logo auf die träge schwingenden Flügel projiziert.
Unter den Arkaden in der Dunkelheit standen knutschende Pärchen und seriöse Männer, die sich gegenseitig ins Ohr flüsterten oder mit dem Handy geschäftig hin und her gingen. Braun sah sich suchend nach Anna um, lief mehrmals hektisch die Arkaden entlang, betrachtete unverschämt direkt die wunderschönen Frauen im Halbdunkel, aber sie war nicht darunter – Anna Lange war verschwunden.
*
„Ich zähle den Countdown für die Dämonen“, instruierte Uwe Schröder über sein Headset den Chief Choreographer.
„Alles klar, von 20 to zero!“, tönte es schmerzhaft knackend in seinem Ohr und genau bei Zero wurde der ganze Hof in rotes Licht getaucht, der Sound steigerte sich und die Show begann: Schwarze Gestalten segelten durch die Lüfte, knallten gegen die Mauern des Palastes, standen entgegen aller Schwerkraft breitbeinig in der Luft, während flügelschlagende Götter die hohen Wände nach unten rasten, mit den schwarzen Dämonen zusammenstießen, sich ineinander verknäulten, über die Köpfe der staunenden Gäste durch die Luft segelten, um an der gegenüberliegenden Wand blitzartig nach oben zu laufen, eingefangen in einem Wechselspiel aus roten und blauen Lichtkaskaden, begleitet vom spontanen Beifall der Menge.
Schröder war glücklich, denn in zwanzig Minuten war die Inszenierung vorüber und er ein gemachter Mann. Noch nie in seinem Leben hatte er so viel Prominenz auf einem Fleck gesehen. Spanische Filmstars, Milliardäre und Manager, die er sonst nur aus den Zeitungen kannte, nickten ihm wohlwollend zu. Jetzt gehörte er dazu, das spürte er ganz deutlich, und als ihm ein ehemaliger deutscher Tennisspieler zuprostete, konnte er sein Glück kaum fassen. Doch Schröder war Profi und wusste, bevor der Höhepunkt des Abends und gleichzeitig der problematischste Akt nicht vorüber war, musste die Kokslinie warten, musste er einen klaren Kopf bewahren, denn das richtige Timing war entscheidend.
*
Mit einem Fingertippen visualisierte der Mann den Plan des Palastes auf seinem iPhone. Selbst durch die dicken Mauern war der infernalische Lärm der Performance zu hören, tranceartige Beats und klagende Stimmen, mit Hall und Overdubs durch Raum und Zeit geschickt.
Aus seiner Umhängetasche holte er eine Spritze, schob dann den Ärmel von Ivanka Drakovics Kaftan nach oben, enthüllte ihren bleichen fleischigen Arm, klopfte eine Vene hervor und stach mit der Nadel zu. Ivanka Drakovic grunzte kurz, schwankte und hielt sich an dem Mann fest, der sie langsam aus der Tür schob. Auf dem Gang lag ein zusammengekrümmter Security-Posten, wie ein vergessener Müllsack. Ohne Ivanka Drakovic loszulassen, schob er den Mann mit gezielten Tritten in den Raum, kümmerte sich nicht um die Blutlache, die auf dem Gang die handgefertigten marokkanischen Fliesen unwiederbringlich zerstörte.
In Ivanka Drakovics umnebeltem Hirn schrillten irgendwo weit hinten Alarmglocken, aber sie konnte weder den Grund noch die Bedeutung dessen erfassen, die Amphetamine und das gespritzte Morphium zersetzten bereits das logische Denken. Stattdessen seufzte sie tief auf, ließ sich erneut in den Rummelplatz ihrer Jugend mit seinen bunten Lichtern zurückfallen und hatte nur noch Augen für den gitarrespielenden Roma, der auf einem roh gezimmerten Podest saß und mit mitreißenden Melodien von Brajanovic zum Tanz aufspielte.
„Spielen wir die Weisen von Brajanovic“, lallte Ivanka Drakovic und lehnte den Kopf an die Schulter des Mannes. Eingehüllt in den verwischten Sound, fuhren sie mit dem Aufzug in den privaten Innenhof, dort wo die exotischen Vögel von Igor Drakovic, mit samtenen Tüchern verhüllt, in ihren Käfigen schliefen.
„Das wird dein großer Auftritt“, sagte der Mann zärtlich. Langsam, beinahe rituell streifte er sein T-Shirt über den Kopf, zog sich die Schuhe und die schwarzen Jeans aus, um schließlich vollkommen nackt vor Ivanka Drakovic zu
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