Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
fertig. Ist unser Model Yurika schon eingetrudelt?“, fragte er, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen.
„Yurika, wieso Yurika? Ich denke Larissa, die Schwester von Anna, macht den Job!“, erwiderte Szabo überrascht, zog ihm die Zigarette aus dem Mund und schnippte sie in einen Trinkbecher.
„Hey, misch dich nicht in meine Arbeit ein!“, beschwerte sich Richard.
„Ich wusste gar nicht, dass Rauchen zur Arbeit gehört!“, konterte Szabo und wollte weiterfragen, doch Richard klopfte auf seinen Bildschirm, sichtlich stolz auf seine Arbeit.
„Tja, du denkst eben nur kreativ, aber ich arbeite kreativ. Mal im Ernst, wie findest du die Entwürfe, geil, was?“
Geil waren sie in der Tat: Ein Mädchen, das sich mit minimalistischen, schwarz und rot glänzenden Dessous in einer hochalpinen Schneelandschaft räkelte, ihre Arme mit indischen Tätowierungen bedeckt. Auf einem der Layouts stand sie halb angeschnitten verkehrt in der Landschaft, nur mit einem Ledertanga bekleidet. Auf ihre linke Pobacke war das Firmenlogo „Alastair Adlon“ retuschiert. Das Image war perfekt visualisiert, das musste auch Szabo neidlos zugeben, trotzdem fragte er:
„Wieso Yurika und nicht Larissa? Yurika hat viel zu wenig unschuldige Erotik. Also, wieso Yurika, davon weiß ich ja gar nichts!“ Szabo beugte sich über Richard, um die Layouts auf dem Bildschirm genauer zu betrachten.
„Larissa ist viel zu teuer, Adlon hat nur ein begrenztes Budget! Du warst nicht da, als Anna die Entscheidung getroffen hat“, sagte Richard und schickte die Bilder zum Drucker. Szabo steckte wieder seine Kopfhörer in die Ohren, blickte verklärt an die Decke, dachte nach, ging zum Drucker, kam mit den Layouts zurück und betrachtete sie eine Weile.
„Vielleicht hat Anna ja Recht, Yurika ist billiger und schließlich geht es ja um die Klamotten und die hast du perfekt in Szene gesetzt“, erwiderte er etwas gereizt. Dann drehte er die Lautstärke seines iPods auf Maximum und ging hinaus. Er setzte sich auf Marys Schreibtisch, plötzlich schlug er sich auf die Stirn.
„Verdammt, ich muss ja heute meine Mutter im Sanatorium besuchen! Es geht ihr nicht besonders. Das habe ich doch völlig vergessen! Anna muss das Shooting übernehmen! Ist sie zu sprechen?“, fragte er.
„Telefoniert“, informierte ihn Mary gelangweilt und blickte ihn dabei prüfend an. „Du bist wütend wegen Larissa, stimmt’s? Die gefällt dir doch, das merke ich!“
„Mary, du hast mich noch nie wütend erlebt“, sagte er mit eisiger Miene und stand auf. „Grüße Anna von mir, sie macht das schon, sie hat ja Richard“, sagte er zum Abschied. Im Flur hörte er, dass der Lift ächzend, knirschend und wenig vertrauenerweckend auf dem Weg nach oben war und entschied sich für die Treppe.
„Yurika Mekas ist eingetrudelt!“, hörte Yurika Mary wie durch eine schallgedämmte Wand rufen. „Ist ganz schön zugedröhnt!“ oder so ähnlich hallte es nach. Mary fasste Yurika am Arm, schob sie sanft, aber bestimmt nach hinten in die Toilette und legte ihr besorgt ein eiskaltes Tuch in den Nacken. Dann zog sie ihr die Jackenärmel hoch und hielt ihre Handgelenke unter eiskaltes Wasser.
„Pass auf meine Gucci-Jacke auf“, murmelte Yurika mit schwerer Zunge. Sie wagte nicht aufzublicken, ihr Gesicht in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken zu betrachten, wollte nicht sehen, wie ihr die Züge entglitten, wie die Drogen ihr schönes Gesicht entstellten, sie zu einem dämlich grinsenden Wrack machten.
Die Tür wurde aufgerissen, Yurika hob den Kopf und sah im Spiegel die schwarz gekleidete Gestalt mit den roten Haaren.
„Hallo Anna, wie läuft’s?“, fragte sie mit schwerer Zunge und unterdrückte den Drang, ins Becken zu kotzen.
„Yurika, schön, dich zu sehen. Du weißt, wir starten demnächst mit dem Shooting für Alastair Adlon“, hörte sie Anna hinter ihrem Rücken, nah, fern, nah, fern, in jedem Fall undeutlich.
„Ja, ja, die Pornoklamotten! Hab’s nicht vergessen, bin hier und ready.“
Ob ich noch tiefer absacke, noch für einen unbekannten Designer mehr modle, noch für eine Agentur mehr arbeite, die fast kein Honorar zahlt!, dachte sie und das Würgen in ihrem Hals wurde stärker und stärker, der Kopf begann zu schwingen oder bildete sie sich das nur ein? Sie hatte doch bloß dieses verdammte Zeug aus dem Stanniol geraucht, dass ihr direkt ins Hirn geschossen war – und das alles auf nüchternen Magen. Das war nicht gut, gar nicht gut, dazu
Weitere Kostenlose Bücher